Blick auf den Arbeitsplatz des Fördermaschinisten im Maschinenhaus von Schacht 371 des ehemaligen Uranbergbauunternehmens Wismut AG.
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Uranbergbau im Erzgebirge "No Secrets": Ausstellung in Hartenstein geht Geheimnissen der Wismut auf den Grund

01. Mai 2025, 17:05 Uhr

Der Uranbergbau der Wismut im Erzgebirge war in der DDR ein Tabu-Thema. Kaum jemand wusste etwas über den Bergbau, der den Ausgangspunkt für das sowjetische Atomwaffenprogramm bildete. Die Grube Schlema Alberoda ist eine der wenigen Uranerz-Bergbauanlagen der ehemaligen Wismut, die in großen Teilen erhalten geblieben ist. In einer Ausstellung können Besucherinnen und Besucher dort jetzt in diese früher streng geheime Welt eintauchen.

In Hartenstein im Erzgebirge ist eine Ausstellung zur Geschichte der Wismut eröffnet worden. Unter dem Titel "No Secrets" (Keine Geheimnisse) sollen auch Menschen erreicht werden, die bisher wenig über den Uran-Abbau in der DDR wissen.

Das Gelände rund um den Schacht 371 ist dabei nicht nur ein technisches Denkmal, es gehört auch zum UNESCO-Welterbe. Denn die Grube Schlema Alberoda ist eine der wenigen Uranerz-Bergbauanlagen der ehemaligen Wismut, die in großen Teilen erhalten geblieben ist. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war sie der Ausgangspunkt für das sowjetische Kernwaffenprogramm.

Uranbergbau startet nach dem Zweiten Weltkrieg

"Früher wurde hier Uran abgebaut. Das Bergwerk hat seinen Ursprung, als 1945/46 mit der Suche nach Uranerz begonnen wurde. Danach ging das unmittelbar in die Gewinnung", sagt der Bereichsleiter Sanierung Aue Wismut, Andy Tauber. Das Bergwerk habe sich dann über die 1950er-, 1960er- und 1980er-Jahre immer mehr in die Tiefe entwickelt. "Es ist auf diese Weise eines der tiefsten Bergwerke Europas geworden", sagt Tauber.  An die Öffentlichkeit ist damals nur wenig gelangt. Darauf spielt der Titel der kleinen Ausstellung im einstigen Maschinenraum an: No Secrets.  

Ein Mann mit organgefarbenem Helm und rahmenloser Brille schaut in die Kamera.
Andy Tauber kennt die Geschichte des Wismut-Schachtes in Hartenstein genau. Er leitet heute die Sanierung des Bergwerks. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Exponate berichten von verletzter Landschaft

"Diese Geschichte muss aus unserer Sicht erzählt werden. Es sind eigentlich dauernde Verletzungen, die wir durch diese Tätigkeit des Uranbergbaus hier in dieser Landschaft verursacht haben", sagt die Geschäftsführerin der Wismut-Stiftung Julia Dünkel. Darüber müssten sich auch die zukünftigen Generationen klar sein. "Es gilt, das Wissen über diese Geschichte zu bewahren, zu sensibilisieren", sagt Dünkel. Davon erzählen 60 Exponate inmitten der schweren stillgelegten Maschinen und auch von sozialistischer Planerfüllung sowie von einem ganz normalen Alltag. 

Eine Frau mit blauer Jacke und Brille spricht in die Kamera.
Julia Dünkel von der Wismut-Stiftung will das Wissen über den Uranerz-Bergbau für zukünftige Generationen bewahren. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Fokus auf kaum bekannte Details

"Mich hat interessiert, was der Bergmann darüber erzählt hat, was er unter Tage mitgenommen hat, und warum er das mitgenommen hat", sagt die Kuratorin der Ausstellung, Andrea Geldmacher und fügt an: "Wenn er zum Beispiel seine Flasche erklärt, wird einem klar, dass es kein Trinkwasser unter Tage gegeben hat. Das sind so Details, die man normalerweise so nicht erfährt."

Blick in die Ausstellung «No Secret» im Maschinenhaus von Schacht 371 des ehemaligen Uranbergbauunternehmens Wismut AG. Mit der Ausstellung öffnet die Wismut Stiftung nun die Türen zu einem Teil der Anlage und der Technik von einst. Informiert wird über Arbeitsalltag, dem weltpolitischen Kontext des Uranbergbaus in der DDR, seinen Folgen für Mensch und Umwelt sowie der Sanierung der Altlasten seit der Wiedervereinigung. 4 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

Erinnerung an Uranbergbau wachhalten

Bergmann Hannes Zupp und seine Kollegen müssen heute kein Erz mehr aus dem Berg holen. Stattdessen sanieren sie den einstigen Schacht. Dass eine Ausstellung nun auch von ihrer Arbeit erzählt, freut ihn sehr. "Es zeigt halt auch die Geschichte unserer Väter und Großväter oder auch von den Müttern, die hier gearbeitet haben", sagt Hannes Zupp. Es sei ein großes Stück Geschichte, was in dem Bergwerk geschrieben wurde. "Es wäre schön, wenn es so erhalten bleibt und sich auch die nachfolgenden Generationen daran erinnern können", hofft Zupp.

Bis zum 19. Oktober ist die Ausstellung im Maschinenhaus Schacht 371 in Hartenstein zu sehen. Die Pop-up-Schau ist ein bis zwei Mal pro Monat geöffnet.

MDR (sth)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 28. April 2025 | 19:00 Uhr

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