Landkreis Stendal Wie ein Tierquäler versucht, sich den Behörden zu entziehen
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23. Juni 2023, 12:37 Uhr
Ein selbst ernannter Hundezüchter in der Altmark hat seine Tiere gequält. Bei einer Kontrolle hat das Veterinärämter Stendal die meisten seiner Tiere beschlagnahmt. Doch der Halter ist kurz darauf umgezogen und lebt nun im Nachbarlandkreis Perleberg in Brandenburg. Tierschützer fordern eine stärkere Zusammenarbeit beider Landkreise, damit nicht noch mehr Tiere leiden müssen.
- Ein Mann, der in der Altmark Hunde und Katzen nicht tierschutzgerecht gehalten hat, versucht, sich den Behörden durch Umzug zu entziehen.
- Kontrolleure hatten bei dem Mann massive Verstöße gegen den Tierschutz festgestellt und den Großteil seiner Tiere beschlagnahmt.
- Tierschützer befürchten, dass weitere Tiere leiden könnten, wenn Behörden in dem Fall nicht ausreichend zusammenarbeiten.
Vier Jahre lang hat ein Tierhalter mit Frau und kleinen Kindern in Schönberg-Deich Hunde gezüchtet, zumeist Staffordshire-Terrier. Die Tiere lebten unter schlechten Bedingungen. Und vier Jahre lang haben Tierschützer, darunter Cornelia Grothe von der SOS-Hundehilfe Prignitz, versucht, ihm das Handwerk zu legen. Sie hat – so wie auch manche Nachbarn – mehrfach Behörden alarmiert: das Ordnungsamt in Seehausen, die dortige Polizei, das Kreis-Veterinäramt in Stendal.
Doch erst im Mai 2023 kamen Mitarbeiter des Landkreises Stendal nach Schönberg-Deich. Sie registrierten eklatante Verstöße gegen den Tierschutz. Der zuständige Dezernent Thomas Lötsch beschreibt auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT: "Die Unterbringung der Tiere, so wie es vorgefunden wurde, war eben nicht tierschutzgerecht: Versorgung der Tiere mit Trinkwasser war nicht durchgängig gegeben und es war auch nicht immer ein freier Zugang der Muttertiere zu den Welpen gegeben. Räumlichkeiten verdreckt, Endoparasiten, schlechter bis sehr schlechter Allgemeinzustand."
Die Unterbringung der Tiere, so wie es vorgefunden wurde, war nicht tierschutzgerecht.
Entsprechend sei gehandelt worden: Unmittelbar während ihrer ersten und einzigen Kontrolle beschlagnahmten die Fachleute vom Kreis-Veterinäramt zwölf der 14 Hunde und alle zehn Katzen. Die Familie zog daraufhin quasi über Nacht weg aus Schönberg-Deich.
Leerstehendes Grundstück: Verbrannte Knochen und tote Tiere
Bei einem Besuch von MDR SACHSEN-ANHALT vor Ort in Schönberg-Deich zeigt sich: Das Grundstück zeugt noch immer von Tierschutzvergehen. Möglicherweise besteht Seuchengefahr. Auf dem etwa 20 Quadratmeter großen, von niedrigen Steinschuppen umgebenen Innenhof finden sich enge, vermüllte Buchten. Auf dem Boden liegen ein verwester Hundekadaver und eine verendete kleine Katze.
Rund um das Haus: Berge von Knochen, offenbar zumeist von Rindern. Manche auf einem großen Haufen, andere angekokelt in großen Feuerschalen. Cornelia Grothe von der SOS-Hundehilfe Prignitz berichtet von den Auswirkungen: "Da sind große Bisamratten rumgerannt. Die greifen auch Hunde an. Die hatten ja auch Welpen ständig da. Und Kleinkinder."
Flucht in Nachbarlandkreis
Auch wenn der Hundehalter aus Schönberg-Deich verschwunden ist: In Cornelia Grothes Zuständigkeitsbereich ist er weiterhin. Er wohnt jetzt im Landkreis Perleberg. Auch dort kümmert sich Grothes Verein um verletzte, gefundene und gequälte Tiere. Die Tierschützerin ist über Social Media gut vernetzt und erhält teilweise verstörende Nachrichten und Bilder über den Umgang des Mannes mit seinen Hunden.
Mehrfach hat sie Tiere aus seiner Zucht später in ihrem Tierheim gehabt. Der Halter verkaufe seine Hunde an jeden. "Deswegen kriege ich seit Jahren immer wieder aus schlimmsten Verhältnissen Hunde, wo er die hin vermittelt. Er verdient sich damit Geld. Das Problem in Deutschland ist, Tiere vermehren und verkaufen ist ja erlaubt. Dagegen kann man nichts machen – aber gegen die Haltung", sagt Grothe.
Tierschützerin fordert Zusammenarbeit zwischen Veterinärämtern
Grothe hofft auf eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Kreis-Veterinärämtern in Stendal und Perleberg. Ohne die Zuarbeit der Stendaler müssten die Perleberger Fachleute abwarten, bis sie den nächsten Verstoß nachweisen könnten, erklärt sie. Mit den Unterlagen aus Stendal hätten sie dagegen jederzeit Anlass für unangemeldete Kontrollen.
Cornelia Grothe fürchtet wegen der langen Frist bis zur ersten amtlichen Kontrolle in Schönberg-Deich, dass erneut zu viel Zeit vergeht und noch mehr Tiere leiden müssen. Stendals Dezernent Thomas Lötsch ist dagegen von der funktionierenden Kooperation mit Perleberg überzeugt: "Selbstverständlich ist dieser Kontakt da und wird auch gelebt. Und der Vorgang ist damit auch noch nicht abgeschlossen."
Die Erfahrung der Fachleute in den Kreisverwaltungen wie auch der Tierschützer zeigt: Wenn es Hundehaltern, die gegen den Tierschutz verstoßen, zu brenzlig wird, ziehen sie flugs erneut um. Dabei nutzten sie oft Häuser von Gleichgesinnten. Das sei, sagt Grothe, fast "wie eine Mafia".
MDR (Katharina Häckl, Hannes Leonard) | Erstmals veröffentlicht am 22.06.2023
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. Juni 2023 | 09:30 Uhr
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