Entscheidung steht bevor Bleibt Arendsee ein Luftkurort?
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31. Januar 2025, 13:51 Uhr
Die Stadt Arendsee in der Altmark ist als Luftkurort bekannt. Um aber ein Luftkurort zu werden beziehungsweise zu bleiben, gilt es bestimmte Vorgaben zu erfüllen. Gerade wird in Arendsee überprüft, ob der Titel bestehen bleibt.
Frische Luft, Erholung und Gesundheit – damit wirbt Arendsee (Altmarkkreis Salzwedel) seit 2004 als Luftkurort. Ob die Stadt diesen Titel weiter behalten darf, entscheidet sich in den kommenden Monaten. Seit vergangenem Jahr prüft der Deutsche Wetterdienst die Luftqualität. Die Ergebnisse werden Mitte des Jahres erwartet. Für Arendsee steht dabei nicht nur ein Name auf dem Spiel, sondern auch ein bedeutender wirtschaftlicher Aspekt.
Wie wird eine Stadt überhaupt Luftkurort?
Um Luftkurort zu werden, müssen einige Kriterien erfüllt werden. Das gilt auch, wenn ein Ort das Prädikat halten will. Alle fünf Jahre gibt es eine kleinere und jedes Jahrzehnt eine größere Überprüfung, erklärt Arendsees Bürgermeister Norman Klebe.
Neben sauberer Luft braucht es aber noch mehr: Eine intakte Natur, eine funktionierende touristische Infrastruktur mit Hotels und Gaststätten, Kurwege sowie Gesundheitsangebote wie etwa eine Mutter-Kind-Klinik. Aber auch eine aktive Tourist-Information darf nicht fehlen.
Die leitet in Arendsee Claudia Schulz. Und sie weiß um den Titel als Werbeargument: "Der Titel wirkt sich auf uns immer positiv aus, weil er für die Leute etwas verbindet. Er steht für frische, gesunde Luft und für Heilung." Zuletzt auf der Grünen Woche sei sie oft auf den Titel angesprochen worden, erzählt Schulz.
Name "Luftkurort" als Touristen-Magnet
Die touristischen Zahlen sprechen für sich: Arendsee verzeichnet jährlich rund 140.000 Übernachtungen – damit ist die Stadt der übernachtungsstärkste Ort im Norden Sachsen-Anhalts. Zum Vergleich: Im gesamten Altmarkkreis Salzwedel wurden im Zeitraum Januar bis August 2023 rund 242.000 Übernachtungen gezählt, davon entfielen 57 Prozent auf Arendsee.
Ein wichtiger Standort in Arendsee ist das Integrationsdorf (IDA), die übernachtungsstärkste Einrichtung der Altmark. Dort kommen jährlich rund 30.000 Gäste unter – und für viele ist der Luftkurort-Status ein entscheidendes Kriterium, wie Leiterin Daianira Leja erklärt: "Das Thema saubere Luft ist grundsätzlich wahnsinnig wichtig, gerade auch nach der Corona-Zeit legen da sehr viele Menschen sehr viel wert drauf." Gesundheitsurlaube seien deutschlandweit ein großes Thema, ist Lejas Eindruck. Da sei so ein Siegel für Arendsee natürlich "unheimlich wichtig".
Laut Leja kommen gut 90 Prozent der Übernachtungsgäste des Urlaubsortes für Menschen mit und ohne Behinderung genau deshalb nach Arendsee: um die Gesundheit zu fördern. "Menschen mit Beeinträchtigung haben ja nicht nur die Behinderung an sich, sondern meist auch noch viele Nebenerkrankungen, die auch eine Rolle spielen." Da seien die Ruhe und die frische Luft "super wichtig für den Genesungsprozess", führt die IDA-Chefin weiter aus.
Investitionen lohnen sich
Der Titel Luftkurort ist für Arendsee mehr als nur ein Imagegewinn – er ist auch ein Wirtschaftsfaktor. Die Stadt nimmt eigenen Angaben zufolge jährlich 100.000 Euro allein durch die Kurtaxe ein. Geld, das wiederum in neue touristische Angebote fließt. Die Kosten für die regelmäßige Begutachtung liegen dagegen nur im niedrigen vierstelligen Bereich. Der Aufwand lohnt sich aus Sicht des Stadtoberhauptes. "Es gibt auch Überlegungen im Stadtrat, das noch über das jetzige Gebiet auszudehnen im Rahmen eines Gästebeitrages", sagt Bürgermeister Klebe.
Gesundheit als Tradition in Arendsee
Die Bedeutung von Gesundheit und Erholung hat in Arendsee eine lange Tradition. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist die Stadt Erholungsort, seit 2004 anerkannter Luftkurort. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts machte Gustav Nagel, ein Pionier der Naturheilkunde, den Ort bekannt. Mit seiner Gesundheitslehre, barfuß laufend und asketisch lebend, zog er zahlreiche Anhänger an. Auch wenn seine Methoden umstritten waren, war er doch ein früher Botschafter für das, wofür Arendsee heute noch steht: Erholung in gesunder Luft.
Bis zur finalen Entscheidung bleibt die Stadt optimistisch. Bürgermeister Klebe ist überzeugt, dass die Werte auch dieses Mal gut ausfallen werden. Ohne den Titel Luftkurort würde allerdings ein Alleinstellungsmerkmal wegfallen. Denn Arendsee ist der einzige Luftkurort im Norden Sachsen-Anhalts.
Luftkurorte in Sachsen-Anhalt Insgesamt gibt es neun Luftkurorte in Sachsen-Anhalt: Das sind neben Arendsee noch Allrode, Altenbrak, Flechtingen, Friedrichsbrunn (Gemeinde Thale), Ilsenburg, Schierke, Stolberg und Treseburg.
MDR (Lydia Zahn, Mario Köhne)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 29. Januar 2025 | 19:00 Uhr
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