Entlastung für Magdeburg Offenes Pretziener Wehr soll Wasserstand der Elbe senken
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31. Dezember 2023, 07:14 Uhr
Über das Pretziener Wehr kann rund ein Drittel der gesamten Hochwasser-Menge abgeführt werden. So soll die Region um Magdeburg in der aktuellen Hochwasser-Situation entlastet werden. Im Flutungsbereich hielten sich noch einige Personen auf, was für leichte Verzögerungen bei der Öffnung des Wehrs führte. Durch die Öffnung wurden Ackerland und Waldflächen sowie die Bundesstraße 246a überschwemmt.
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Um die Region um Magdeburg und Schönebeck vor dem Hochwasser zu schützen, ist am Donnerstag das Pretziener Wehr gezogen worden. Mehrere Hundert Schaulustige versammelten sich vor Ort, bei der Öffnung des Wehres kam es zu Verzögerungen.
Wie Umweltminister Armin Willingmann (SPD) MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, waren mehrere Fahrzeuge und Personen im Flutungsbereich gesichtet worden. Demnach mussten diese erst entfernt werden. Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT war eine Pause von 50 Minuten nötig.
Wie es vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz am Sonnabend hieß, soll die Fußgängerbrücke über das Pretziener Wehr geöffnet bleiben. Man wolle den Menschen ermöglichen, die Elbseite ohne lange Umwege wechseln zu können. Eine Sprecherin der Behörde betonte aber, es handele sich um eine Hochwasser-Schutzanlage. Damit seien Vor- und Rücksicht notwendig. Zu Silvester werde die Brücke 21 Uhr aus Sicherheitsgründen geschlossen und Neujahr gegen 5 Uhr wieder geöffnet.
Öffnung des Pretziener Wehrs: Wasser wird über Umflutkanal geleitet
Durch die Öffnung des Wehrs kann bis zu einem Drittel des Wassers in der Stromelbe über den 21 Kilometer langen Elbe-Umflutkanal an Magdeburg und Schönebeck vorbeifließen. Hinter den Städten fließt das Wasser wieder in die Elbe. Der Pegelstand der Elbe soll durch die Maßnahme in beiden Städten um etwa 30 Zentimeter sinken. Für Magdeburg war der prognostizierte Scheitel-Wasserstand am Freitag vor dem Regen in der Nacht auf Samstag leicht nach unten korrigiert worden. Am Pegel Strombrücke wird inzwischen für Silvester und Neujahr ein Höchststand von 5,15 Meter erwartet. Die leichte Entspannung hing auch mit der Öffnung des Pretziener Wehrs am Donnerstag zusammen.
Überflutete Äcker und Bundesstraße 246a
Die Öffnung des Pretziener Wehrs hat die Überflutung einiger Acker- und Waldflächen rund um Pretzien, Plötzky, Randau-Calenberge, Pechau, Gübs, Heyrothsberge, Biederitz und Lostau zur Folge. Auch die Bundesstraße 246a zwischen Schöneback und Plötzky wird überflutet.
Im Ort Biederitz wurde das Hochwasser zum Einbruch der Dämmerung am Donnerstagabend erwartet. Bürgermeister Kay Gericke (SPD) sagte MDR SACHSEN-ANHALT, man sei dabei bereits etwas routiniert, aber immer in Habachtstellung. Er erwarte, dass Biederitz "nichts Dramatisches" ereilen werde. Das Umflutgelände sei genau für solch einen Fall da, erklärte Gericke.
Hochwasser 2002: Wasserspiegel bis zu 70 Zentimeter gesenkt
2002, beim ersten Jahrhunderthochwasser, spielte das Pretziener Wehr ebenfalls eine wichtige Rolle, um Magdeburg und Schönebeck zu schützen. Bei der damaligen Öffnung wurde nachgemessen, welche Entlastung das Wehr bringt. Am 19. August 2002 flossen rund 1.050 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch den Umflutkanal ab. Das war knapp ein Viertel des Elbe-Wassers, das damals durch Barby rauschte. Der Wasserspiegel der Elbe in Schönebeck wurde damals um 70 Zentimeter, in Magdeburg um 50 Zentimeter gesenkt.
Informationen zum Pretziener Wehr ⬇️
Das fast 150 Jahre alte Bauwerk wurde zwischen 1871 und 1875 errichtet, um Teile Sachsen-Anhalts vor Hochwasserschäden zu beschützen. Es ist zuletzt vor mehr als zehn Jahren beim Hochwasser 2013, geöffnet worden. Es besteht aus 324 sogenannten Schützentafeln von jeweils 100 Kilogramm Gewicht, die durch eine Winde gehoben werden können.
Das Pretziener Wehr sei die erste Anlage, bei der es im größeren Stil gelungen ist, die Verschlüsse auch bei hohem Wasserdruck zu ziehen und wieder einzusetzen, so der Betreiber auf seiner Homepage. Der Unterbau des Wehrs aus Sandstein ist demnach 162,8 Meter lang, 7,5 Meter breit und 3,8 Meter hoch. Die nutzbare Durchfluss-Breite beträgt 113 Meter. Im Jahr 2010 wurde das Wehr saniert und 2015 als Wahrzeichen der Ingenieur-Baukunst ausgezeichnet.
Das Wehr übernimmt nicht nur bei Hochwasser wichtige Funktionen zur Regulierung des Wasserstandes in der Elbe. Bei Niedrigwasser wird das Wehr dazu genutzt, den Wasserspiegel für die Schifffahrt zu erhöhen und bei Mittelwasser, die Überflutung des Umflut-Geländes zu verhindern.
MDR (Leonard Schubert, André Plaul, Martin Nass, Felix Fahnert, Lucas Riemer) | Zuerst veröffentlicht am 28. Dezember 2023
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 28. Dezember 2023 | 19:00 Uhr
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