Schwieriger Weg nach Deutschland Klinikum Magdeburg setzt verstärkt auf ausländische Fachkräfte
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18. September 2024, 15:24 Uhr
Ob produzierendes Gewerbe, Pflege oder Hotel- und Gaststättengewerbe – Fachkräfte werden überall gesucht und sind nur schwer zu finden. Unternehmen sehen sich deshalb im Ausland um. Doch es warten viele Hürden, bis die Fachkräfte hier arbeiten dürfen. Das Städtische Klinikum Magdeburg beschäftigt seit gut zwei Jahren Integrationsmanagerinnen.
- Marina Weidner ist Integrationsmanagerin am Städtischen Klinikum in Magdeburg. Sie wirbt Pflegekräfte aus dem Ausland an.
- Die Berufsabschlüsse in der Pflege unterscheiden sich von Land zu Land stark.
- Das Städtische Klinikum in Magdeburg beschäftigt inzwischen 30 ausländische Pflegefachkräfte.
Ein Stapel Bücher auf dem kleinen Beratungstisch, etliche Behördenschreiben neben der Computertastatur – Marina Weidner hat gut zu tun. Sie war die erste Integrationsmanagerin des Städtischen Klinikums in Magdeburg, inzwischen hat sie zwei Kolleginnen. Weil auf dem deutschen Arbeitsmarkt kaum Pflegekräfte zu finden sind, sucht Marina Weidner im Ausland, vor allem in Asien. Auf den Philippinen beispielsweise gebe es mehr Pflegefachkräfte als benötigt würden. Dort können Krankenschwestern oder -pfleger über Agenturen versuchen, einen Arbeitsplatz im Ausland zu finden.
Sprachkenntnisse erforderlich
Niwren Bielza ist eine dieser Krankenschwestern. Sie hat bereits in Saudi Arabien gearbeitet und ist nun seit einem Jahr am Magdeburger Klinikum. "Das Klinikum hat sich um alles gekümmert. Sogar um eine Wohnung, ich musste nur noch herkommen", erzählt die Philippinerin. Vom ersten Kontakt an hat Marina Weidner viele bürokratischen Hürden aus dem Weg geräumt. "Es müssen Zeugnisse vorgelegt, kopiert, beglaubigt, Visa beantragt, Termine mit den Botschaften vereinbart werden", zählt die Integrationsmanagerin auf.
Ein Prozess, der Monate dauert, oft Jahre. Die Interessentinnen und Interessenten müssen nicht nur Berufsabschlüsse vorlegen, sondern auch ihre Sprachkenntnisse nachweisen. Erst dann dürfen sie nach Deutschland einreisen und hier arbeiten. Ohne die Hilfe aus dem Land ist das alles nicht machbar.
Das Klinikum hat sich um alles gekümmert. Sogar um eine Wohnung, ich musste nur noch herkommen.
Zufrieden in Magdeburg
Wie Niwren Bielza wurde auch Shagun Parmar von Marina Weidner begleitet. Die Inderin war Hebamme, hat einen Masterabschluss in Geburtshilfe und Gynäkologie und gab in Indien ihr Wissen als Professorin weiter. Sie wollte gezielt nach Magdeburg, weil ihr Vater hier lebt, und ist zufrieden: "Die Kolleginnen sind sehr nett, es ist schön, hier zu arbeiten."
Niwren Bielza und Shagun Parmar haben in dem Jahr in Magdeburg viel lernen müssen. Dinge, die sie in ihrer Heimat durften, sind hier für Pflegefachkräfte nicht erlaubt. Dazu gehört etwa das Abnehmen von Blutspenden oder das Legen von Flexülen. Dafür gehört hier das Austeilen von Essen zum Arbeitsspektrum, was in ihrer Heimat nicht der Fall ist.
Anfängliche Hürden im Klinikalltag
Zum Beginn der Tätigkeit wird ein Defizitbescheid erarbeitet. Darin werden Fertigkeiten festgehalten, die die Fachkräfte nicht mitbringen und noch lernen müssen, da die Berufsabschlüsse oft sehr unterschiedlich sind. Im Laufe der folgenden Monate müssen sie verschiedene Stationen durchlaufen, viel in der Praxis arbeiten und lernen, lernen, lernen.
"Die ersten Monate waren sehr schwierig", erinnert sich Shagun Parmar. "Das Wetter, das Essen, die Sprache – alles war anders." Das bestätigt auch Claudia Rehse, die die beiden Pflegefachkräfte auf der Neurochirurgie begleitet. "Fachlich verfügen beide über umfangreiche Kenntnisse, die größten Schwierigkeiten bereitete am Anfang die Sprache, wie man sich ausdrückt, wie man dieses oder jenes sagt", beschreibt sie.
Inzwischen haben beide diese Anfangsschwierigkeiten überwunden. Shagun Parmar und Niwren Bielza haben sogar schon ihre Prüfung bestanden, die am Ende des Prozesses steht. Das Landesverwaltungsamt bestätigt ihnen die Gleichwertigkeit ihrer Abschlüsse, und sie dürfen bleiben.
Insgesamt 30 ausländische Pflegekräfte am Städtischen Klinikum
Shagun Parmar hat inzwischen auch schon einen Bescheid von der Ausländerbehörde in Magdeburg. Nachdem sie bisher ein Ausbildungsvisum hatte, erhält sie nun ein Arbeitsvisum. Vorerst für vier Jahre.
Für diese Tätigkeit gibt es keinen Ausbildungsberuf, es sind einfach Erfahrungen, die man sammelt.
Das Städtische Klinikum beschäftigt inzwischen 30 Pflegefachkräfte aus dem Ausland. Marina Weidner sucht weiter, kontaktiert Vermittlungsagenturen im Ausland, knüpft Kontakte, beantragt Visa, sammelt Unterlagen ein. "Für diese Tätigkeit gibt es keinen Ausbildungsberuf", verrät sie, "es sind einfach Erfahrungen, die man sammelt." Sie selber hat BWL und Bildungsmanagement studiert und hat selbst eine Migrationsgeschichte.
Als Anfang der 2000er-Jahre die Hochschulen mit Diplom- und Magisterabschlüssen auf das Bologna-Modell mit Bachelor und Master umgestellt wurden, passte Marina Weidner, die ihren Mann aus Schönebeck beim Studium in den USA kennengelernt hatte, in keine Schublade: "Ich hatte in den USA studiert und ein russisches Abitur", lacht sie. "Ich war damals selbst Versuchskaninchen."
MDR (Annette Schneider-Solis)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 18. September 2024 | 19:00 Uhr
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