Blick auf Flammen und Glutnester am Königsberg im Harz unterhalb des Brockens.
Immer wieder kommt es am Brocken im Harz zu schweren Waldbränden, wie hier zu sehen im September 2024. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein

Technik gegen Waldbrände Trotz mehrerer Waldbrände: Sensoren im Nationalpark Harz lösen keinen Alarm aus

08. Januar 2025, 18:47 Uhr

Im Harz sollten Waldbrandsensoren seit dem Sommer 2023 dabei helfen, Feuer frühzeitig zu erkennen. Die neun Sensoren wurden an bekannten Brandschwerpunkten aufgestellt und können einen Radius von jeweils zwei bis fünf Kilometern überwachen. Bei den Bränden im Mai und September 2024 haben sie jedoch nach Angaben des Forstministerium nicht einmal Alarm ausgelöst. Eine Waldbrandüberwachung mittels Satelliten verlief ebenfalls erfolglos. Das zuständige Unternehmen verteidigt sich.

Die vor fast zwei Jahren im Harz installierten Waldbrandsensoren haben bei den Bränden im Mai und September 2024 noch keinen Alarm ausgelöst. Derzeit werde geprüft, warum die Detektoren nicht angeschlagen haben, teilte das zuständige Wirtschafts- und Forstministerium mit.

Dennoch sei eine Ausweitung des Projekts geplant. "Der Einsatz von Waldbrandsensoren im Harz ist ein wichtiger Schritt, um auf die zunehmenden Waldbrandrisiken zu reagieren", sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Waldbrandsensoren würden eine wichtige Rolle bei der Früherkennung von Waldbränden übernehmen, so die Sprecherin.

Brandsensoren von der Firma «Breeze Technologies» sind für einen Feldversuch aufgestellt.
Brandsensoren von der Firma "Breeze Technologies" sind für einen Feldversuch aufgestellt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein

Bereits im Dezember 2024 hatten Roland Pietsch, Leiter des Nationalparks Harz, und Kai-Uwe Lohse, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbands Sachsen-Anhalt und Harzer Kreisbrandmeister, im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT Kritik an den im Sommer 2023 aufgestellten Waldbrandsensoren geübt. Für beide hätten sich die Erwartungen an die vermeintlichen Supernasen nicht erfüllt, weder beim Waldbrand im Mai 2024, noch Anfang September. Damals hatte es im Harz für mehrere Tage gebrannt, Einsatzkräfte waren unter anderem mit Flugzeugen und Hubschraubern im Einsatz, um den Brand zu löschen.

"Wir wissen alle, dass Sensoren direkt in der Rauchfahne standen", erinnert sich der Nationalparkchef. Doch Alarm geschlagen hätten sie bei der Leitzentrale nicht. "Selbst wenn die Technik noch nicht so richtig ausgereift ist", so sein Angebot an den Betreiber des Pilotprojektes, will Roland Pietsch an der Kooperation festhalten. "Aber wir müssen natürlich gucken, ist das ein System, auf das wir uns auch verlassen können?" Wie die Nationalparkverwaltung 2023 mitteilte, sollen die Sensoren neben der Satellitenüberwachung im Auftrag des Landkreises Harz ein weiterer Baustein sein, frühzeitig Brände im Harz zu erkennen.

Unternehmen weist Vorwürfe zurück

Das Unternehmen "Breeze Technologies", das die Geräte installiert hat, wies Vorwürfe zurück, dass die Sensoren nicht funktionierten. Neben einem Testlauf und einem Funktionstest seien auch weitere Brandereignisse erkannt und automatisiert gemeldet worden, teilte der Geschäftsführer des Unternehmens, Robert Heinecke, mit.

Bei zwei Brandereignissen, die am 1. Mai 2024 und am 6. September 2024 im Gebiet des Nationalparks Harz auftraten, habe das System nicht reagieren können, so Heinecke gegenüber MDR SACHSEN-ANHALT. "Ursache dafür war einerseits das Nichtvorhandensein von Sensoren in dem betreffenden Gebiet. Andererseits stand in einem Fall der Wind so ungünstig, dass ein Erkennen nicht möglich war", sagte er. Somit widersprechen sich die Aussagen von Unternehmen und Nationalpark.

Waldbrandüberwachung mittels Satelliten eingestellt

Der Betrieb der Sensoren kostet pro Jahr nach Ministeriumsangaben knapp 29.000 Euro. Aber sowohl die Sensoren als auch eine zusätzlich Satellitenüberwachung funktionierten nicht. Kreisbrandmeister Lohse sagte MDR SACHSEN-ANHALT, dass von einer Firma, die die Satellitenüberwachung anbietet, im Jahr 2023 keine Meldungen eingegangen sind. Dabei hatte es nachweislich Waldbrände gegeben. Aufgrund der Erfahrungen sei der Vertrag auch nicht verlängert worden.

Im Sommer 2023 waren im Nationalpark Harz entlang der Bahnlinie der Brockenbahn insgesamt neun Sensoren aufgebaut worden, um Feuer frühzeitig zu erkennen. In der Vergangenheit waren Waldbrände vor allem in der Nähe der Bahngleise aufgetreten. Die Sensoren messen verschiedene Gase, die typischerweise bei einem Waldbrand auftreten, zum Beispiel Kohlenmonoxid. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz werden die Daten demnach innerhalb von Millisekunden ausgewertet und bei einem möglichen Brand automatisch an bestimmte Empfänger weitergeleitet, etwa an Feuerwehren. Nach Angaben der Entwickler kann mit den Sensoren ein Radius von zwei bis fünf Kilometern abgedeckt werden.

Der Harz ist allerdings nicht die einzige Waldbrandregion in Sachsen-Anhalt. Nach Angaben des Landeszentrums Wald gab es im Zeitraum von 2016 bis 2023 die meisten Waldbrände im Gebiet der Stadt Annaburg (Landkreis Wittenberg), zu dem auch Teile des Waldgebiets Annaburger Heide gehören. Auch in den benachbarten Stadtgebieten von Jessen und Kemberg standen immer wieder Wälder in Brand, ebenso in Jerichow und Genthin im Jerichower Land.

dpa, MDR (Manuel Mohr, Michel Holzberger, Daniel Salpius) | Erstmals veröffentlicht am 05.01.2025

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. Januar 2025 | 09:00 Uhr

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