Senioren laufen mit einem Rollator eine Strecke ab.
Erika Lunk manovriert beim Aktionstag in Halberstadt ihren Rollator durch einen Hindernis-Parcours. Bildrechte: MDR/Swen Wudtke

Aktionstag der Polizei Mit Rollator und VR-Brille: Senioren in Halberstadt üben für den Straßenverkehr

von Swen Wudtke, MDR SACHSEN-ANHALT

23. November 2023, 15:33 Uhr

Das Polizeirevier Harz hat in Halberstadt Senioren ins Visier genommen. Aber nicht etwa, weil sie etwas verzapft hätten. Ziel war es vielmehr, auch im Alter sicher mobil bleiben zu können. Dafür hat das Polizeirevier Harz gemeinsam mit der Verkehrswacht Oschersleben und dem Nachverkehrsservice Sachsen-Anhalt einen Seniorenaktionstag ins Leben gerufen.

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Erika Lunk ist eine rüstige ältere Dame aus Halberstadt im Harz und wird 85. Mitgebracht hat sie ihren eigenen Rollator, der als Geschenk ihrer Kinder zunächst "eineinhalb Jahre im Keller verstaubte." Aber inzwischen habe sie ihn lieben und schätzen gelernt, erzählt sie. Nun steht Erika Lunk mit ihrem weinroten "Flitzer" vor einem Labyrinth aus rotweißen Kegeln. Und der Weg durch die engen Kurven ist raffiniert gespickt mit manch Ecken und Kanten.

Klaus Glandien vom Verkehrsgarten Völpke hat diesen Hindernis-Parcours aufgebaut, dabei ist er selbst schon über 70 Jahre alt. Der kleine Holzsteg könnte eine Bordsteinkante "und somit für unerfahrene Senioren mit Rollator eine echte, ja gar schwierige Barriere" sein, sagt Glandien. "Mit Schieben oder Heben hat man da keine Chance", erklärt er der älteren Dame und gibt ihr den Tipp: den Rollator "ganz einfach zu sich ankippen, sodass die Vorderräder nach oben gehen." Kein Problem für Erika Lunk, die den Parcours mit ihrem "Flitzer" souverän meistert. "Man muss vorsichtig sein und ganz genau hinschauen", sagt sie mit einem Lächeln und ergänzt, sie fühle sich mit ihrem Rollator "absolut sicher".

Senioren laufen eine abgesteckte Strecke ab.
Klaus Glandien erklärt Erika Lunk, wie sie mit ihrem Rollator Hindernisse wie Bordsteinkanten überwinden kann. Bildrechte: MDR/Swen Wudtke

Aktionstag für mehr Sicherheit im Straßenverkehr

Mit dem Aktionstag wollen die Veranstalter den Senioren die Möglichkeit geben, "sicherer im öffentlichen Straßenverkehr zu leben", sagt Elisabeth Weber vom Polizeirevier Harz. Ziel sei es, "für mehr Handlungssicherheit im oftmals hektischen Gewimmel auf Straßen, Rad- und Fußwegen" zu sorgen.

Rollatoren
Ein- und Aussteigen am Bus kann mit Rollator zur Herausforderung werden. Bildrechte: MDR/Swen Wudtke

Knifflige Situationen testen und beherrschen: Das geschieht ganz praktisch an einem Bus, wo die Senioren das gefahrlose Ein- und Aussteigen trainieren. Und um sich in die Lage anderer Verkehrsteilnehmer hineinversetzen zu können, setzt die Polizeioberkommissarin Eva-Maria Sobert dem interessierten Rentner Wolfgang eine VR-Brille auf.

Mit VR-Brille sehen, was Lkw-Fahrer sehen

Der sitzt nun virtuell am Steuer eines Autos und erlebt Szenen aus dem alltäglichen Straßenverkehr. "Oh, da ist einer von rechts gekommen. Oh, Oh, das war gefährlich", kommentiert der Halberstädter fast erschrocken. Aber es sei eine tolle Information "für Leute, die sich mit dem anstrengenden Verkehr befassen müssen." Mögliche Gefahren erkennen, dafür sei die Brille eine gute Sache, sagt Wolfgang.

"Wir wollen die Bürger sensibilisieren und auch zeigen, dass ein Lkw-Fahrer beim Rechtsabbiegen mitunter gar keine Chance gehabt hätte, einen Radfahrer zu sehen", erklärt Oberkommissarin Sobert das Szenario in der VR-Brille. Zur gegenseitigen Rücksicht gehöre daher auch, "dass Radfahrer notfalls mal bremsen, auch wenn sie Vorrang gehabt hätten."

Ein Mann bekommt eine VR-Brille aufgesetzt.
Mit der VR-Brille kann Wolfgang sehen, was ein Lkw-Fahrer sieht. Bildrechte: MDR/Swen Wudtke

Diskussion über erneute Führerscheinprüfung ab 70

Angesprochen auf Pläne der EU-Kommission, Senioren ab 70 per Gesetz zu erneuten Führerscheinprüfungen und Gesundheitschecks zu zwingen, runzeln Wolfgang und auch Klaus Glandien vom Verkehrsgarten Völpke die Stirn. Man setze die Leute unter Druck, sagt Wolfgang und fügt hinzu: "An sich lehne ich das ab. Jeder muss für sich selber entscheiden können, fährt er noch Auto, fährt er noch Fahrrad oder nicht."

Ähnlich positioniert sich Klaus Glandien dazu. Als Besitzer eines Führerscheins sei er der Meinung, dass es "keinen Zwang geben sollte, sondern eine Freiwilligkeit." Und als Mitglied der Verkehrswacht sehe er seine Aufgabe darin, Senioren zu überzeugen, dass sie eben rechtzeitig entsprechend des jeweiligen Gesundheitszustandes "selbst- und eigenständig die Gesundheit überprüfen."

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MDR (Swen Wudtke, Fabienne von der Eltz)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 22. November 2023 | 19:00 Uhr

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