Bauarbeiter errichten bei Sonnenaufgang ein Gebäude am Kronberg
Wer Handwerker engagiert, sollte auf einige Punkte achten. Bildrechte: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte

Verbraucherschutz Suche nach Handwerkern: Worauf Sie achten sollten

17. September 2022, 19:36 Uhr

Die Nachfrage ist hoch, doch Fachkräfte fehlen. Außerdem steigen die Preise zusehends. Die Situation im Handwerk ist prekär. Worauf Verbraucher bei der Wahl eines Handwerksbetriebes achten sollten – und wie sie sich gegen mangelhafte Leistungen wehren können.

Worauf sollte ich bei der Suche nach Handwerkern achten?

Simone Meisel von der Verbraucherzentrale in Halle sagt: "Die beste Quelle für verlässliche Handwerksbetriebe ist der eigene Bekanntenkreis. Also Firmen, mit denen Bekannte gute Erfahrungen gemacht hat oder wo man sich im besten Fall sogar bereits Referenzobjekte anschauen kann."

Burghard Grupe, Geschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg, ergänzt: "Man sollte auch Erfahrungen von Handwerksbetrieben nutzen, mit denen man selbst gute Erfahrungen gemacht hat. Denn ein Installateurbetrieb kennt zum Beispiel auch versierte Elektrobetriebe, ein seriöser Architekt kennt auch zuverlässige Bau- und Ausbaubetriebe."

Ein Installateurbetrieb kennt zum Beispiel auch versierte Elektrobetriebe, ein seriöser Architekt kennt auch zuverlässige Bau- und Ausbaubetriebe.

Burghard Grupe Handwerkskammer Magdeburg

Anja Worm von der Handwerkskammer Halle erklärt: "Man sollte darauf achten, dass ein Betrieb in die Handwerksrolle eingetragen ist. Denn das bedeutet, dass die Voraussetzungen, einen Handwerksbetrieb zu führen, geprüft worden sind. Dazu gehört dann etwa auch, dass ein Handwerksbetrieb eines zulassungspflichtigen Gewerkes von einem Meister geführt wird. Wir bieten auf unserer Website eine Handwerkersuche an, hier kann man Betriebe finden."

Die Experten raten außerdem dazu, sich Betriebe aus der Region zu suchen, die bereits länger am Markt sind. Weitere Hinweise: Qualifikationen und Berechtigungen erfragen, schriftliche Angebote oder Kostenvoranschläge anfordern, Einzelpositionen und weitere Kosten zum Beispiel für die Anfahrt erläutern lassen, eine Besichtigung vor Ort sowie einen verbindlichen Terminplan verlangen.

Burghard Grupe sagt: "Am Ende sollte man auch dem Bauchgefühl vertrauen. Da spielen dann auch das äußere Erscheinungsbild, die telefonische Erreichbarkeit, Pünktlichkeit und informativ-fachliche Gespräche auf Augenhöhe eine Rolle."

Woran erkenne ich unseriöse Handwerksbetriebe oder Handwerker?

Simone Meisel von der Verbraucherzentrale sagt: "Was sofort auf Ablehnung stoßen sollte, aber immer wieder auftritt, sind sogenannte Haustürgeschäfte. Also Leute, die durch Wohngebiete laufen und dann meinen, man müsste das Dach neu decken oder die Hofeinfahrt müsste neu gepflastert werden. Davon sollte man die Finger lassen."

Weiter sagt sie: "Auch bei Angeboten auf Online-Portalen sollte man ganz genau schauen, um wen es sich handelt. Sind das nur selbst ernannte Hobby-Handwerker, die mit Dumping-Löhnen irgendwelche Aufträge erhaschen wollen?"

Burghard Grupe von der Handwerkskammer Magdeburg nennt weitere Anzeichen unseriöser Angebote:

  • "Nur mündliche Kostenvoranschläge oder Angebote
  • Bestehen auf Barzahlung oder Umsatzsteuerhinterziehung
  • Allroundhandwerker mit erkennbar wenig oder gar keinen Mitarbeitern, der aber vom Dach bis zum Keller alle Bau- und Ausbauleistungen anbietet
  • vage Terminangaben beziehungsweise Zusagen
  • telefonisch schlecht erreichbar
  • Firmenfahrzeug passt nicht zum Standort oder Leistungsprofil
  • Weitergabe von Auftragsteilen an Subunternehmer ohne Absprache."

Inwiefern nehmen die schlechten Erfahrungen mit Handwerkern zu?

Simone Meisel erklärt die Gemengelage wie folgt: "Es gibt großen Bedarf und viele Wünsche von Verbrauchern, aber was es nicht gibt, sind genügend Handwerksfirmen, die das abarbeiten können. Es herrscht ein Fachkräftemangel. Oftmals werden Aufträge angenommen, die am Ende in der vereinbarten Form gar nicht geleistet werden können. Man muss mittlerweile schon im Vorfeld mit Problemen rechnen."

Anja Worm von der Handwerkskammer Halle sagt jedoch auch: "Viele Kunden haben Verständnis für lange Wartezeiten und Lieferengpässe, da sie wissen, dass Handwerksbetriebe diese Situation kaum beeinflussen können."

Wovor sich Verbraucher aus Expertensicht allerdings in Acht nehmen müssen: Handwerker, die womöglich nicht über die geeignete Qualifikation verfügen, aber aufgrund der großen Nachfrage das schnelle Geld wittern.

Was sollte unbedingt im Vertrag mit der Handwerksfirma stehen?

Laut Simone Meisel ganz entscheidend: der Inhalt des Vertrages mit der Handwerksfirma: "Dort sollten Verbraucher im Detail reinschreiben lassen, was sie von dem Betrieb erwarten, was geleistet werden soll, welches Material angeschafft werden sollen, wer dieses stellt, was eine Stunde Handwerkerlohn kostet. Alles ganz detailliert aufgeschlüsselt, weil sich daran messen lässt, was ich in der Folge bei Mängeln tatsächlich geltend machen kann."

Warum sollte ich immer eine Rechnung verlangen?

Anja Worm von der Handwerkskammer Halle sagt: "Die Qualität der Arbeit kann sich bei Schwarzarbeit erheblich von offiziell beauftragten Betrieben unterscheiden. Wenn bei der Schwarzarbeit Mängel entstehen, kann der Kunde Schwarzarbeiter nicht haftbar machen. Zusätzlich: Ein Kunde macht sich strafbar, wenn er jemanden 'schwarz' engagiert, der etwa nicht in der Handwerksrolle eingetragen ist – es ist eine Ordnungswidrigkeit."

Und Simone Meisel von der Verbraucherzentrale bringt es auf den Punkt: "So etwas geht in der Regel immer schief. Da kann ich mich von sämtlichen Gewährleistungsrechten verabschieden. Da bleibe ich dann auf den Kosten sitzen."

Wie kann ich mich gegen Mängel wehren?

Simone Meisel von der Verbraucherzentrale sagt aus Erfahrung: "Die Vorstellungen darüber, was mangelhaft ist oder nicht, gehen weit auseinander. Wir haben schon Aussagen gehört, wie: 'Alles, was man aus 1,50 Meter Entfernung nicht sieht, ist kein Mangel.' Solche Sätze geben einem zu denken und lassen tatsächlich am Handwerk zweifeln."

Meisel empfiehlt, immer eine detaillierte Abnahme durchzuführen, denn: "Wenn ich das Werk abgenommen habe, habe ich danach nur noch Gewährleistungsrechte. Wer vor der Abnahme mögliche Mängel entdeckt, kann darauf bestehen, dass diese unter Fristsetzung abgestellt werden und bis dahin auch einen Teil des Werklohnes einbehalten. Und am Ende zieht eben oft nur noch das Geld. Wenn sich eine Handwerksfirma nochmal bewegt, dann oft nur, um auch den Rest der vereinbarten Vertragssumme zu erhalten." Ein weiterer Hinweis: Mängel immer genau dokumentieren, um später Beweismittel zu haben.

Wo finde ich Hilfe, wenn Handwerker mangelhaft gearbeitet haben?

Burghard Grupe von der Handwerkskammer Magdeburg erklärt, an wen sich Betroffene wenden können: "Wegen der fachlichen Einschätzung an öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige der Handwerkskammer, diese sind aber kostenpflichtig. Auch an die Verbraucherzentrale kann man sich wenden, die Kosten sind gering. Aber auch an die zuständige Handwerkskammer wegen einem Vermittlungs- oder Schlichtungsversuch. Außerdem natürlich an einen Rechtsanwalt und am Ende kann man vor Gericht ziehen."

MDR (Daniel George)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 17. September 2022 | 19:00 Uhr

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