Foto-Ausstellung von Stephanie Kiwitt in Köthen 3 min
Bildrechte: Stephanie Kiwitt
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In ihren Fotoserien "Flächenland" und "Fortlaufend" zeigt die in Halle lebende Künstlerin Veränderungen von Orten und Menschen, die sie auf Exkursionen durch Sachsen-Anhalt dokumentiert hat. Sandra Meyer berichtet.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 22.12.2023 06:00Uhr 03:22 min

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Mit Gespräch, Lesung, Workshop Ausstellung in Köthen: Spannende Foto-Expedition durch Sachsen-Anhalt

22. Dezember 2023, 14:19 Uhr

Im Schloss Köthen lässt sich jetzt ein Land im Umbruch erkunden: Die Ausstellung "Flächenland, Fortlaufend" zeigt Momentaufnahmen der preisgekrönten Fotografin Stephanie Kiwitt, die seit 2020 in Halle lebt und dort an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein lehrt. In den Corona-Jahren bereiste sie Dörfer und Städte in Sachsen-Anhalt. Die Schau ist bis 14. April zu sehen, Lesung, Gespräch und ein Foto-Workshop für junge Leute mit Stephanie Kiwitt gehören zum Rahmenprogramm.

Eine einsame Landstraße, die im Nebel endet, eine verwahrloste Dorfhaltestelle oder ein mit Zeitungen verklebtes Schaufenster. Die Fotografien von Stephanie Kiwitt, die seit 2020 in Halle lebt, lesen sich wie eine Untersuchung einer Landschaft.

Foto-Expedition durch Sachsen-Anhalt

Und das war auch ihre Herangehensweise – sie wollte ihr neues Lebensumfeld erkunden, erzählt sie im Gespräch mit MDR KULTUR: "Was ich grundsätzlich wichtig finde: Ein Foto ist immer nur ein Ausschnitt von etwas, das heißt, es kann eigentlich nicht genug Ausschnitte geben. Es geht nicht um das Einzelbild und schon gar nicht um das schöne Einzelbild, sondern um ein Sich-Fortbewegen und ein Sich-Annähern. Und das ist auch das, was man in der Arbeit 'Flächenland' sieht."

Ein großer dunker Truck auf einer verlassenen Dorfstraße im Winter
In den Corona-Jahren 2020-2022 reiste die Fotografin Stephanie Kiwitt durch Dörfer in Sachsen-Anhalt. Bildrechte: Stephanie Kiwitt und VG Bild-Kunst

Mit "Flächenland" meint Kiwitt Sachsen-Anhalt. Das Bundesland hat sie während der Corona-Zeit über zwei Jahre bereist – und sie bereist es auch weiterhin. Dabei hat sie sich auf die Veränderungen von Orten und Menschen konzentriert, um "die Verschiedenheit der einzelnen Landstriche zu sehen und auch die Verschiedenheit der Architektur des gebauten Raums", erklärt die Fotografin. Denn so entwickle sich auch "ein Verhältnis von Architektur zu Landschaft zum Beispiel, aber auch zum menschlichen Körper." Denn: "Das macht ja auch was mit den Menschen so, wie das Umfeld gebaut ist."

Dorf, Stadt, Land: Momentaufnahmen der Transformation

Zu Fuß oder aus dem Auto heraus fotografiert Kiwitt Städte, Dörfer und Landschaften und macht so die Kultivierung, aber vor allem auch die Zersiedlung der Region und des ländlichen Raums sichtbar. Der eher verwaltungstechnische Begriff "Flächenland" verweist auf die Abwesenheit von urbanen Strukturen. Deutlich wird dies auch durch den seriellen Charakter der Bilder, findet die Fotografin, durch die vielen dicht aneinander gereihten hochformatigen Bilder, die die Ausstellung durchziehen wie ein Band: "Es beginnt mit Nebel und einem sich Herantasten, vielleicht auch an die Landschaften und an die Orte. Dann kommt der Schnee und irgendwann werden aber auch die Farben kräftiger. Es gibt auch humorvolle Bilder von Gegenständen, zum Beispiel Dekor oder Schmuck auch im öffentlichen Raum."

Überreste eines Beige-Rosa-Fliesenbodens unter freiem Himmel umgeben von grünem Bewuchs
Fundstück auf der Foto-Expedition von Stephanie Kiwitt Bildrechte: Stephanie Kiwitt und VG Bild-Kunst

Chronologisch aufgereiht spiegelt sich in den Farbaufnahmen ein Land im Transformationsprozess, mit all seinen Widersprüchen. Und die finden sich auch in ihrer zweiten Serie mit dem Titel "Fortlaufend". Dazu gehören fünf großgezogene Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Frontal mit diffusem Licht aufgenommen, konzentriert sich ihr Blick auf Ausschnitte von Fassaden und dokumentiert so auch Zeitschichten – obwohl eigentlich nur abstrakte Strukturen zu sehen sind:

"Man sieht zum Beispiel eine Tür, die vor Jahren zugemauert, dann verputzt wurde. Durch den Regen ist aber der Putz wieder abgewaschen. Und diese Zumauerung wird wieder sichtbar", erzählt Kiwitt. "Man sieht einen Riss in einer Mauer, der durch eine Metallstange gehalten ist. Also eigentlich fortlaufende Veränderungen."

Führung, Gespräch, Workshop mit Stephanie Kiwitt

Ob ein Dübel in der Wand oder Vogeldreck – es sind Details, die wir beim Vorübergehen im Alltag kaum wahrnehmen – Fotografie hält sie fest wie in einem heimatlichen Resonanzraum, das macht die Schau interessant. Die Sonderausstellung ist bis 14. April 2024 zu sehen, zum Begleitprogramm gehören auch Lesung, Gespräch mit Protagonistinnen oder ein Foto-Workshop mit jungen Leuten, an denen immer auch die Fotografin selbst mitwirkt.

Mehr zu Ausstellung und Rahmenprogramm im Schloss Köthen

Schloss Köthen
Schlossplatz 5
D-06366 Köthen (Anhalt)

"Flächenland, Fortlaufend"
Bis 14.04.2024

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag: 11 bis 17 Uhr

Eintritt:
Erwachsene 6 Euro
Ermäßigt 4 Euro
Kinder und Jugendliche bis 18 frei

Samstag, 20.01.2024, 12 Uhr
Führung durch die Ausstellung mit Stephanie Kiwitt

Donnerstag, 22.02.2024, 18 Uhr
Szenische Lesung, S. Anders leben. Eine Handlung in Gesprächen von Stephanie Kiwitt mit Bewohnerinnen und Bewohnern aus Sandersleben, Wiederstedt, Hettstedt und Halle

Donnerstag, 29.02.2024, 18 Uhr
Gespräch mit Stephanie Kiwitt, Jonathan Everts, Professor für Humangeographie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, und Daniel Herrmann, künstlerischer Leiter des Medienkunstvereins Werkleitz Gesellschaft e.V.

Samstag, 09.03.2024, 11 Uhr, Ludwigsbau
Foto-Workshop für Jugendliche mit Stephanie Kiwitt und Nele Schulze, Masterstudierende Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

Katalog
Zur Ausstellung erscheint im Verlag Spector Books die Publikation "Flächenland (2020-22", die im Museum erhältlich ist.

Zur Person
Stephanie Kiwitt lehrt an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle als Professorin für Kommunikationsdesign und Fotografie. In ihren Fotoserien "Flächenland" und "Fortlaufend" zeigt die 1972 in Bonn geborene und seit 2020 in Halle lebende Künstlerin Veränderungen von Orten und Menschen, die sie auf Exkursionen in Sachsen-Anhalt dokumentiert hat.

Quelle: MDR KULTUR, redaktionelle Bearbeitung: ks

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 22. Dezember 2023 | 08:40 Uhr

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