Ermittlung per Rad So machen sich die neuen E-Bikes der Polizei
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07. Juli 2023, 10:01 Uhr
Vielen Polizeiwachen in Sachsen-Anhalt stehen neben ihren Dienstwagen nun auch E-Bikes zur Verfügung. Die Fahrräder sollen in manchen Situationen Vorteile bieten, etwa in Parks oder Innenstädten für eine erleichterte Polizeipräsenz sorgen und mehr Bürgernähe erzeugen. Bei den Bürgerinnen und Bürgern ist der Nutzen der Fahrräder stark umstritten. Nach sechs Wochen im Einsatz zieht ein Polizist aus Osterweddingen nun Bilanz.
- Die Polizei in Sachsen-Anhalt hat insgesamt 48 neue E-Bikes bekommen. In Osterweddingen zieht Polizist Dirk Böschel nach mehreren Wochen im Test eine positive Bilanz.
- Demnach stellt das Elektro-Fahrrad eine gute Ergänzung zum Auto dar. Für einige Einsätze bleibt der Dienstwagen aber weiterhin die erste Wahl.
- Die Nutzung der E-Bikes befindet sich momentan in einer Testphase. Abhängig von den Ergebnissen könnten weitere E-Bikes angeschafft werden.
Ob in der Großstadt oder auf dem Land: Polizeioberkommissar Dirk Böschel aus Osterweddingen weiß, worauf es ankommt, wenn man auf den Straßen unterwegs ist. Der erfahrene Beamte ist seit vielen Jahren überall in Sachsen-Anhalt im Einsatz. Seit sechs Wochen fährt er viele Dienste mit einem der 48 E-Bikes, die die Landesregierung für die Polizei in Sachsen-Anhalt angeschafft hat. Nach den ersten Wochen zieht er insgesamt eine positive Bilanz für die neuen Gefährte.
Bilanz für das E-Bike insgesamt positiv
"Das Fahrrad ist für die Zwecke, für die wir es nutzen, völlig ausreichend. Das, was ich mir davon versprochen habe, hat sich erfüllt", erklärt der Polizist auf dem Weg zu einem Einsatz. Besonders bei bestimmten Aufgaben böte das Fahrrad eine gute Alternative zum Auto und bisweilen sogar einige Vorteile. Etwa beim Radsicherheitstraining für Schulen oder ältere Menschen, bei Kontrollfahrten oder auch bei Ermittlungsfahrten oder Zustellungen im näheren Umfeld der Wache. All das ginge sehr gut mit dem neuen E-Bike.
Mit dem Fahrrad käme er leichter mit den Menschen ins Gespräch und sei etwas näher dran am Alltagsgeschehen im Ort, erzählt Böschel. "Wenn die Scheibe am Auto oben ist, höre ich erstmal nichts. Und gerade sind auch viele andere Menschen mit Fahrrädern unterwegs", erklärt der Polizist. Zudem würden manchen Menschen auch Reißaus nehmen, wenn sie das Polizeiauto sähen. Mit dem Fahrrad habe er manchmal bessere Chancen, sich dem Geschehen zu nähern. Zudem freut Böschel sich darüber, dass er sich mehr bewege, Kraftstoff und Wartungskosten für den Dienstwagen spare.
Die E-Bikes der Polizei Sachsen-Anhalt
Das Land Sachsen-Anhalt hat insgesamt 48 E-Bikes für etwas mehr als 5.000 Euro pro Stück angeschafft. Die Fahrräder haben einen elektrischen Motor, der bei einer Geschwindigkeit von bis zu 25 Kilometern pro Stunde die Arbeit beim Treten übernimmt. Die Reichweite liegt bei etwa 100 Kilometern, die Ladezeit des Akkus bei drei bis vier Stunden.
Die Fahrräder sind mit einem typischen Polizeiaufdruck und einem abschließbaren Hartschalenkoffer für Material ausgerüstet. Zudem gab es zu jedem Fahrrad Helme und Regenschutzkleidung dazu.
Dienstwagen bei bestimmten Einsätzen bevorzugt
Selbstverständlich gibt es auch viele Situationen, in denen Böschel den Dienstwagen dem neuen E-Bike vorzieht. Etwa dann, wenn er Einsätze zusammen mit seinem Kollegen fährt oder wenn er jemanden verhaften muss. Schließlich könne er die Person nicht auf dem Gepäckträger zum Revier fahren, sondern brauche schon aus rechtlichen Gründen einen Dienstwagen mit einem weiteren Kollegen drin. Auch zu vielen Kontrollen oder gefährlichen Einsätzen fährt der Polizist weiterhin mit dem Auto. Schließlich müsse er in der Lage sein, Menschen im Zweifelsfall verfolgen zu können.
Ein weiterer Vorteil des Autos ist die Ausrüstung. Neben Blaulicht und Sirene könne er dort etwa Sicherungsmaterial für Unfälle, Schutzwesten oder anderes Material transportieren, was in seinen kleinen Fahrradkoffer nicht hineinpasse. Und bei weit entfernten Einsätzen sei er mit dem Fahrrad bei 25 Kilometern pro Stunde schlicht zu langsam am Einsatzort.
Nach Aussagen des Ministeriums sind die E-Bikes deshalb verstärkt für sogenannte "Regionalbereichsbeamte" gedacht, die zum Beispiel in Parks, Naherholungsgebieten oder Innenstädten unterwegs sind, wo das Fahrrad gegenüber dem Auto Vorteile hat. Das trifft auf das Einsatzgebiet in Osterweddingen kaum zu. Dennoch gebe es auch hier Strecken, auf denen er mit dem Fahrrad abkürzen könne, weil er für den Autoverkehr gesperrte Wege nicht umfahren müsse, sagt Böschel.
Testphase für E-Bikes soll Aufschluss geben
Momentan befinden sich die E-Bikes noch in einer Testphase. In den nächsten Monaten soll herausgefunden werden, ob sich das neue Gefährt im Dienst bewährt und eventuell mehr Fahrräder angeschafft werden sollen. Laut einem Sprecher des Innenministeriums von Sachsen-Anhalt ist man überzeugt davon, dass die E-Bikes ein vielseitig einsetzbares Fahrzeug sind, das die sichtbare Präsenz der Polizei erhöhen wird. Auch angesichts der steigenden Anzahl an E-Bikes auf Sachsen-Anhalts Straßen sei dieser Schritt sinnvoll und bei der Präventionsarbeit und Verkehrserziehung ein wichtiges Mittel.
Polizeioberkommissar Böschel ist insgesamt zufrieden mit dem neuen Elektro-Fahrrad und nutzt es für Einsatzzwecke, die nicht unbedingt das Auto erfordern, gerne. Zumindest so lange der Winter noch nicht hereingebrochen ist und die Straßenverhältnisse zum Problem für das Fahrrad werden. Die Umstellung auf das E-Bike hat Böschel übrigens nicht als große Umstellung erfunden. Schließlich hätten sein Kollege und er auch schon vor dem E-Bike zwei Dienstfahrräder besessen und für einige Einsätze genutzt. Damals ganz einfach ohne elektrische Unterstützung.
MDR (Leonard Schubert)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 05. Juli 2023 | 19:00 Uhr
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