Auf einer Autobahn ist ein Hubschrauber gelandet. 2 min
2024 hat es in Sachsen-Anhalt mehr Unfälle gegeben als im Jahr davor. Mehr dazu im Audio. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Sascha Ditscher

Die wichtigsten Trends Unfallbilanz: Alle sieben Minuten kracht es in Sachsen-Anhalt

29. April 2025, 17:54 Uhr

Die Landespolizei in Sachsen-Anhalt hat 2024 etwas mehr Verkehrsunfälle als im Jahr davor verzeichnet. Die Zahl der Toten und Schwerverletzten ist gesunken. Welches die Hauptunfallursachen waren, wer besonders gefährdet ist und wann es besonders gefährlich wird, erfahren Sie hier.

In Sachsen-Anhalt ist die Zahl der Verkehrsunfälle 2024 leicht gestiegen. Das geht aus der Verkehrsunfallbilanz hervor, die Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) am Dienstag in Magdeburg vorgestellt hat. Demnach zählte die Polizei im vergangenen Jahr insgesamt 71.054 Unfälle, das waren 1.724 mehr als 2023. "Durchschnittlich alle sieben Minuten kracht es auf Sachsen-Anhalts Straßen", so Zieschang.

MDR SACHSEN-ANHALT fasst die wichtigsten Erkenntnisse aus der Statistik zusammen:

1. Weniger Verkehrstote und Schwerverletzte

2024 sind 111 Menschen bei schweren Verkehrsunfällen ums Leben gekommen und damit 19 weniger als im Jahr davor. Die Zahl der Schwerverletzten sank auf 1.665 – 2023 waren es 1.757. Trotz des positiven Trends ist das Land damit noch weit entfernt von der 2023 im Landtag beschlossenen "Vision Zero". Ambitioniertes Ziel des Leitbilds ist, die Zahl der Toten und Schwerverletzten auf Null zu bekommen.

Die Landespolizei "setzt auch künftig auf gezielte Prävention, konsequente Kontrollen und stete Aufklärung. Die Vision Zero, also keine Verkehrstoten mehr, bleibt unser langfristiges Ziel", sagte Zieschang dazu. Hauptursache von schweren Unfällen mit Toten und Schwerverletzten ist laut Statistik überhöhte Geschwindigkeit.

Insgesamt wurden 9.969 Menschen 2024 bei Unfällen auf Sachsen-Anhalts Straßen verletzt.

2. Stauende-Unfälle stark angestiegen

Zwar hat sich die Zahl der Unfälle auf den Autobahnen 2024 nur um 20 erhöht (4.537), darunter seien jedoch mehr schwere Unfälle als noch 2023 gewesen. Dabei hätten insbesondere Stauende-Unfälle stark zugenommen. 181 solcher Unfälle wurden 2024 gezählt, im Jahr davor waren es 137.

3. Wildunfälle bleiben Hauptunfallursache

Jeder fünfte Unfall in Sachsen-Anhalt stand 2024 mit Wildtieren in Verbindung. 14.615 Wildunfälle zählte die Polizei laut Statistik, das entspricht einem Anstieg um sieben Prozent. Am häufigsten kam es den Zahlen der Polizei zufolge zu Zusammenstößen mit Rehwild. Hauptunfallzeiten sind hier die frühen Morgen- und Abendstunden.

Obwohl Wildunfälle meist nur Sachschäden verursachen, können sie teils auch sehr gefährlich werden. 118 Menschen wurden bei Zusammenstößen mit Wildtieren leicht verletzt, 14 schwer und eine Person starb.

In der Rangfolge der Hauptunfallursachen folgen danach Fehler beim Wenden und Rückwärtsfahren sowie zu geringer Abstand.

4. Unfälle mit dem Rad: Fehlende Helme und mehr Pedelecs

2024 zählte die Polizei 2.711 Unfälle mit Radfahrenden und damit etwas mehr als noch 2023 (2.682). 13 Radfahrer kamen dabei um Leben, das sind zwei mehr als im Jahr davor. Circa die Hälfte der Todesopfer war älter als 65 Jahre, jedes Vierte älter als 75.

In mehr als der Hälfte dieser Fälle waren die Radler laut Unfallbilanz selbst für die Unfälle verantwortlich. Die Hälfte der getöteten Radfahrer habe zudem nachweislich keinen Helm getragen.

Jeder fünfte Fahrradunfall sei zudem ganz ohne jede Fremdbeteiligung geschehen. Fünf Menschen starben bei solchen "Alleinunfällen". Und auch die zunehmende Zahl von Pedelecs mache sich bemerkbar. So seien 286 Menschen mit solchen Rädern verunglückt – ein Anstieg um 27 Prozent. Drei Menschen kamen dabei ums Leben.

5. Mehr Unfälle mit E-Scootern

Einen starken Anstieg um 60 Prozent hat es 2024 bei verunglückten E-Scooter-Fahrern gegeben. Insgesamt zählte die Polizei 235 Unfälle (2023: 147 Unfälle), dabei verletzten sich 28 Menschen schwer (2023: 20 Menschen). Häufigste Unfallursache war laut Landespolizei Verkehrsuntüchtigkeit etwa durch Alkohol-Konsum, gefolgt von "falscher Straßenbenutzung". In 145 Fällen haben die Scooter-Fahrer im Jahr 2024 die Unfälle selbst verschuldet.

6. Starke Zunahme von Lkw-Unfällen

2024 starben 41 Menschen nach Unfällen, an denen Lkw beteiligt waren. Davon 17 Menschen im Lkw, 19 Insassen beteiligter Autos, drei Fußgänger und ein Pedelec-Fahrer. Die Zahl der Lkw-Unfälle nahm gegenüber dem Vorjahr um fast 20 Prozent zu. Insgesamt zählte die Landespolizei 11.330 Lkw-Unfälle (2023: 9.513).

Drei Viertel dieser Unfälle wurden auch durch die Fahrerinnen und Fahrer von Lkw selbst verursacht. Vor allem die Zahl der Leichtverletzten stieg dabei drastisch an – von 59 auf 361.

Der Trend ist laut Innenministerium vor allem auf den "enormen Anstieg" von Unfällen mit Kleintransportern bis 3,5 Tonnen Gewicht zurückzuführen, die vor allem von Paketdiensten, Logistikdienstleistern und Handwerkern genutzt würden. Diese seien an mehr als der Hälfte aller Lkw-Unfälle beteiligt gewesen. Zwölf der 17 getöteten Lkw-Fahrer seien dieser Klasse zuzurechnen.

7. Vor allem junge Erwachsene und Senioren gefährdet

Gemessen am Bevölkerungsanteil waren junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren 2024 überdurchschnittlich häufig in Verkehrsunfälle verwickelt. Sie verursachten die insgesamt 10.426 Unfälle (2023: 10.311), an denen sie beteiligt waren, den Zahlen der Polizei zufolge in großen Teilen selbst. 14 junge Erwachsene kamen dabei ums Leben.

An 16.859 Verkehrsunfällen waren über 65-Jährige beteiligt – das waren 804 Fälle mehr als 2023. Die Zahl derjenigen, die im Straßenverkehr starben, stieg von 41 auf 43 Menschen. Damit stellen die Seniorinnen und Senioren mehr als ein Drittel aller im Straßenverkehr Getöteten dar. In knapp drei Viertel aller Fälle ist diese Altersgruppe auch selbst Verursacher des Unfalls gewesen.

MDR (Daniel Salpius)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 29. April 2025 | 19:00 Uhr

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