Anhörung Sachsen-Anhalts Industrie kämpft mit Gasspeicherumlage und fehlenden Pipelines
Hauptinhalt
24. April 2025, 19:00 Uhr
Vertreter großer Industriebetriebe warnen vor einem drastischen Rückgang der Produktion in Deutschland, wenn die Politik nicht schnell handelt. In einer Anhörung im Landtag in Magdeburg haben sie jetzt klare und verlässliche Rahmenbedingungen verlangt, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Andernfalls drohe ein "Exodus".
Vertreter großer Industriebetriebe warnen vor einem massiven Rückgang der Produktion in Deutschland. In einer Anhörung am Donnerstag im Landtag in Magdeburg forderten sie von der Politik "klare, verlässliche Rahmenbedingungen", um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.
Dabei ging ihr Appell vor allem an die neue Bundesregierung. Christopher Profitlich, Sprecher des Düngemittelherstellers SKW Piesteritz in Wittenberg sagte "die Industrie steht vor dem Exodus". Er appellierte an die Politik, endlich zu handeln. Wenn sich nichts ändere, müsse sein Unternehmen schließen. "Zuerst muss die Gasspeicherumlage weg – sonst machen wir zu."
Wirtschaftsminister Schulze: Positive Signale aus Berlin
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) entgegnete, das Land habe sich bereits seit Langem für die Abschaffung der Umlage starkgemacht. Inzwischen sehe auch der neue Koalitionsvertrag auf Bundesebene vor, diese abzuschaffen – laut Schulze ein klares und positives Signal an die Industrie.
Auch aus der Zementbranche kam deutliche Kritik. Roman Lenz von der Schwenk Zement GmbH & Co. KG plädierte für die Verpressung des Treibhausgases CO2, die sogenannte CCS-Technik. Dabei wird das aus der Produktion ausgeschiedene CO2 unter Druck verflüssigt und anschließend in unterirdische Lagerstätten gepresst.
Grüner Wasserstoff noch nicht ausreichend verfügbar
Schwenk-Vertreter Lenz sieht darin eine wichtige Brückentechnologie. In der Klinkerproduktion etwa sei CO2-Emissionen technisch nicht zu vermeiden. Grüner Wasserstoff komme für viele Werke derzeit nicht infrage, weil er nicht ausreichend verfügbar sei. Auch gebe es nicht genügend Pipelines. Schwenk Zement betreibt mehrere Zementwerke in Sachsen-Anhalt, das größte und modernste darunter in Bernburg an der Saale.
CO2-Lagerstätten Das Umweltbundesamt (UBA) betonte, dass die CO2-Speicherkapazitäten stark begrenzt seien. Nur rund 1,2 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands seien überhaupt untersuchungswürdig, sagte Daniel Klingenfeld vom Umweltbundesamt. "CCS ist für uns kein Allheilmittel, sondern sollte auf unvermeidbare Emissionen beschränkt werden."
Mahnende Worte kamen auch von Morten Holpert, Geschäftsführer des Zementwerks Karsdorf. Ohne klare Entscheidungen der Politik könnten in Zukunft möglicherweise nur noch zehn Zementwerke in Deutschland übrig bleiben. CCS sei dringend nötig – dafür müsse der Staat aber ein CO2-Pipelinenetz schaffen.
CO2-Pipeline-Netz muss schnell ausgebaut werden
Holpert schätzt, dass sein Unternehmen dafür 400 bis 500 Millionen Euro investieren müsste – Summen, die ein mittelständisches Familienunternehmen kaum allein stemmen könne. "Wir können nicht alles auf eine Karte setzen", sagte er. "Wir warten deshalb ab, welche Technologie sich durchsetzt."
Die Bundesregierung plant inzwischen ein CO2-Pipelinenetz, das energieintensiven Branchen wie der Zement- und Chemieindustrie den Zugang zu Speicherstätten erleichtern soll. Noch ist allerdings unklar, wer die Kosten dafür trägt und wie schnell der Aufbau vorangeht.
MDR (Stephan Schulz, Hannes Leonard), dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. April 2025 | 15:00 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/f8822890-3cbf-4584-8726-a36418b561c1 was not found on this server.