Musikfestival in Ferrepolis Melt-Festival geht in die letzte Runde
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11. Juli 2024, 03:01 Uhr
Seit 25 Jahren bilden die gewaltigen Bagger im ehemaligen Tagebau bei Gräfenhainichen die unverwechwelbare Kulisse für das Melt-Festival. Vom 11. bis 13. Juli bringt das Programm wieder mehr als 120 internationale Künstler und Bands zusammen. Doch der Festivalstart steht unter schlechten Vorzeichen – für die ganze Festivalbranche, die unter steigenden Kosten leidet. Für das Melt ist es die letzte Ausgabe.
- Der Auftakt zum 27. Melt-Festival 2024 ist am 11. Juli.
- Seit 25 Jahre ist das Festival auf dem Gelände des Industriemuseums "Ferrepolis - Stadt aus Eisen" beheimatet – in diesem Jahr zum letzten Mal.
- Die Betreiber des Melt suchen nach einem neuen, zeitgemäßen Konzept, da die Musikfestival-Banche in der Krise steckt.
Das Melt-Festival in Gräfenhainichen startet am 11. Juli – zum insgesamt 27. Mal. Bekannt ist es neben der postindustriellen Kulisse am See für ein breites musikalisches Spektrum, das von elektronischer Musik bis Rock reicht. Zu den bekannten Namen zählen in diesem Jahr die beiden britischen Singer-Songwriter James Blake und Romy, die mit Elektroklängen aufwarten. Erwartet werden auch die poppige Girl-Band Sugababes und der deutsche DJ Koze mit tanzbaren Beats. Bis Samstagnacht werden insgesamt mehr als 120 Künstler und Bands aus aller Welt nach Sachsen-Anhalt.
Auch Kino, Live-Podcasts, Podiumsdiskussionen, Yoga oder Foto-Workshops werden laut Programm in diesem Jahr geboten. In Erinnerung an die letzten Jahrzehnte soll außerdem der Sleepless Floor noch einmal Teil der Veranstaltung sein. Er werde die letzten 24 Stunden des Festivals musikalisch begleiten.
Ende einer Ära
Kurz vor dem Start gaben die Betreiber allerdings auch das Aus des Festivals bekannt. In der Ankündigung heißt es:
Nach 27 unvergesslichen Jahren müssen wir schweren Herzens bekannt geben, dass das MELT Festival in diesem Jahr zum letzten Mal stattfinden wird.
Zugleich betonen sie die Erfolgsgeschichte und sprechen vom Ende einer Ära: "Hätte uns im Jahr 1997, unserem allerersten Jahr, jemand gesagt, dass es das Melt-Festival auch 2024 noch geben wird, hätten wir diese Person wohl für verrückt erklärt."
Zu den Faktoren, die zu dieser Entscheidung führten, zählen nach Aussagen des Festivaldirektors Florian Czok gestiegene Kosten und die zunehmende Schwierigkeit, verschiedene Zielgruppen an einem Ort zusammen zu bringen. Das Festival sei damit nicht mehr zeitgemäß.
Verantwortlich für die Preissteigerung sind unter anderem die Inflation, die Energiekrise sowie die Betriebs- und Personalkosten. Auch die Gagen sind gestiegen, sagt Czok, vor allem bei den internationalen Künstlern, von denen das Festival lebt. Das bisherige Konzept, Preise an die Besucher weiter zu geben, stößt an Grenzen. Gerade die jüngeren Menschen überlegen sich heute genau, wofür sie ihr Geld ausgeben, argumentiert der Festivalleiter.
Festivalbranche in der Krise
Czok sieht die Festivalbranche insgesamt in der Krise. Die Konkurrenz untereinander sei gestiegen. Und die staatliche Förderung reagiere nicht angemessen.
Laut Recherchen von MDR KULTUR reichen die Gelder des Festivalförderfonds der Bundesregierung nicht, um die Kostenexplosion zu kompensieren. Die aktuelle und auch erste Runde dieses Festivalförderfonds ist mit fünf Millionen Euro ausgestattet, auf die sich mehr als 800 Festivals beworben haben. Gefördert wurden letztlich 141 davon - das ergibt im Durchschnitt 35.000 Euro pro Festival. Der Leipziger Veranstalter Fabian Schütze schreibt in seinem Musikwirtschafts-Newsletter, dass damit gerade mal die Dixie-Klos und drei Personen, die drauf aufpassen, bezahlt werden können – viel mehr aber nicht.
Dass diese Förderung bei Weitem nicht ausreicht und dass die Festivalbranche nicht unbedingt auf eine rosige Zukunft blickt, bestätigt auch Michael Smosarski von der Livemusikkommission: "Schon 2023 zeigte unsere jährliche Umfrage, dass sich 30 Prozent unserer Festivals für das laufende Jahr 2024 als gefährdet ansehen." Dieser Trend setze sich fort, so Smosarski.
Als eine Reaktion lässt sich beobachten, dass die Festivals zielgruppenorientierter werden. Das sieht man auch auf dem Ferropolis-Gelände selbst, auf dem sich weitere Festivals wie das Splash, das Hive und das Full Force angesiedelt haben. Die Betreiber des Melt-Festivals haben das erkannt und kündigen bereits ein neues, zeitgemäßes Konzept an. Das zukünftige Festival wird dann aber anders heißen und auch an einem anderen Ort stattfinden.
Quellen: MDR KULTUR (Nikta Vahid-Moghtada), MDR Aktuell, Melt-Festival
Redaktionelle Bearbeitung: lm, bh
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 11. Juli 2024 | 17:10 Uhr