Gräfenhainichen Ein letztes Mal: Melt-Festival kündigt Aus an
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01. Juni 2024, 13:39 Uhr
Vom 11. bis 13. Juli findet erneut das Melt-Festival auf dem Gelände von Ferropolis statt - es wird allerdings die letzte Ausgabe sein. Wie die Veranstalter am Donnerstag mitteilten, wird das Musikfest in Gräfenhainichen nach 2024 nicht fortgesetzt. Damit endet eine Ära in der Region. In seinen besten Zeiten lockte das Melt ein großes und diverses Publikum aus aller Welt in die "Stadt aus Eisen".
- Das Melt wird 2024 das letzte Mal stattfinden - die Veranstalter versprechen zum Abschied eine Ausgabe mit vielen Überraschungen.
- Das Festival blickt auf eine mehr als 25-jährige erfolgreiche Geschichte zurück.
- Zuletzt wurde die Konkurrenz immer größer.
Das Melt wird nach dem 13. Juli 2024 Geschichte sein. Das gaben die Veranstalter am Donnerstag bekannt. "Nach über zwei Jahrzehnten voller Musik, Kultur und unvergesslicher Momente wird dieses Jahr das letzte Kapitel einer bemerkenswerten Festivalgeschichte geschrieben", hieß es in einer Mitteilung.
Es ist eine schwere Entscheidung, aber wir glauben, dass es an der Zeit ist, neue Wege zu gehen und Raum für frische Ideen zu schaffen.
Als Grund nennen die Veranstalter "unüberwindbare Veränderungen in der Festivallandschaft, die nicht mehr mit dem Markenkern des Festivals in Einklang zu bringen sind". Das ursprüngliche Melt sei nicht mehr zeitgemäß und könne den Entwicklungen der vergangenen Jahre nicht länger standhalten. "Es ist eine schwere Entscheidung, aber wir glauben, dass es an der Zeit ist, neue Wege zu gehen und Raum für frische Ideen zu schaffen", erklärt Florian Czok, Direktor des Melt Festivals.
Sause zum Abschied
Zum Abschied verspricht das Melt zahlreiche Überraschungen. Sie wollen einen Bogen zur langen Geschichte des Festivals spannen. Die Überraschungen würden in den nächsten Tagen und Wochen verkündet. Schon jetzt hieß es: "Insgesamt werden bei der letzten Ausgabe des Festivals abermals über 120 Künstler:innen auftreten, darunter Sampha, James Blake, Sugababes, DJ Koze, Romy, Marlon Hoffstadt, Paula Hartmann und viele mehr."
Das Team hinter dem Melt gibt an, bereits an neuen Konzepten zu arbeiten. Diese würden jedoch nicht mehr unter dem Namen Melt und auch nicht in Ferropolis stattfinden.
Höhepunkt in den Nullerjahren
Zum ersten Mal wurde das Melt 1997 am Bernsteinsee im brandenburgischen Velten veranstaltet. Im Jahr darauf fand es auf dem Flugplatz Lärz in Mecklenburg-Vorpommern statt. Nach der ersten Ausgabe in Ferropolis 1999 schlugen die Veranstalter dort Wurzeln.
In seinen Hochzeiten stand das Melt für Zeitgeist, Internationalität und guten Geschmack.
Dort hatte das Musikfestival in den Folgejahren seine stärkste Zeit, die bis Anfang der 2010er Jahre andauern sollte. Durch das Melt etablierte sich Ferropolis als einzigartiges Veranstaltungsgelände. MDR KULTUR Musikredakteur Hendryk Proske erinnert sich: "Die beeindruckende Umgebung, dieses 'Technologie-Museum' mit den Riesenbaggern war der Kernakzent für die bemerkenswerte Atmosphäre des Festivals."
Das Melt habe von Beginn an für das Verschmelzen von Genre-Grenzen gestanden, so Proske. Gleichzeitig hätten die alten Bergbau-Zeugnisse für das passende und eindrucksvolle Ambiente gesorgt. "Nicht wenigen der angereisten Künstlerinnen und Künstlern fiel seinerzeit bei ihren Auftritten erst mal die Kinnlade runter, wenn sie sich der Wucht dieser alten Kohle-Saurier um sie herum bewusst wurden."
Festival mit Strahlkraft
In seinen Hochzeiten hat laut Proske das Melt für Zeitgeist, Internationalität und guten Geschmack gestanden. "Die Macher surften mit ihrem Booking immer auf der genau richtigen Welle und profitierten damals vom Hype des Indie-Genres." Musik-Acts wie Bloc Party, Moderat, Gossip oder Mando Diao spielten dort, als sie gerade am Anfang ihrer Karriere standen. Das Melt lockte internationale Headliner wie Björk oder Oasis nach Sachsen-Anhalt.
2015 traten dann hintereinander Disco-Pionier Giorgio Moroder und die 80er-Heldin Kylie Minogue auf. Als legendär gilt heute der Auftritt von Deichkind 2006, die in den frühen Morgenstunden das komplette Publikum auf die Bühne baten und so mit Tausenden ein denkwürdiges Massenhappening zelebrierten.
Der Erfolg und das immer stil-, trend- und geschmackssichere Programm lockte ein für damalige Verhältnisse bemerkenswert diverses und internationales Publikum in die "Stadt aus Eisen".
Konkurrenz zu groß
Das Melt gehört zu den renommiertesten Festivals Deutschlands. Seit mehr 25 Jahren zieht es jährlich Tausende in den ehemaligen Tagebau Ferropolis nach Gräfenhainichen.
Ein Grund für das nun bevorstehende Ende des Melt dürfte die wachsende Konkurrenz seim. Seit Jahren gibt es immer mehr Angebote für die Melt-Zielgruppe, vor allem in und um Berlin. Prominentestes Beispiel ist das seit 2015 stattfindende Lollapalooza.
2010 sagten Tocotronic zum Abschied ihres Melt-Konzerts euphorisiert zum begeisterten Publikum: "Wenn es in dieser Welt möglich wäre, würden wir Euch lieben!" Möglichkeiten und Liebe gingen nun zuletzt für das Melt offenbar zur Neige.
Quelle: MDR KULTUR (Hendryk Proske), Melt Festival
Redaktionelle Bearbeitung: bh
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kultur kompakt - MDR Kulturnachrichten. | 30. Mai 2024 | 17:30 Uhr
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