Vom Helfer zur Fachkraft Konzept gegen Pflegenotstand: Klinikum Dessau bildet Quereinsteiger aus
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04. März 2023, 11:38 Uhr
Es gibt kaum eine Branche, die nicht unter Fachkräftemangel leidet. Am schlimmsten aber ist der Pflegebereich betroffen. In manchen Altenheimen gibt es Wartelisten, aber dennoch bleiben Zimmer leer, weil Pflegefachkräfte fehlen. Das Städtische Klinikum in Dessau setzt nun dagegen und will selbst Fachkräfte ausbilden – und zwar auf dem zweiten Bildungsweg. Das Projekt mit 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist jetzt im März gestartet.
- Am Klinikum Dessau werden erstmals auch Quereinsteiger als Fachpfleger ausgebildet.
- Viele Teilnehmer motiviert die Arbeit mit den Menschen zu der Weiterbildung.
- Die Qualifizierung lohnt sich auch finanziell: Die Agentur für Arbeit stockt die Ausbildungsvergütung auf.
Ute Scholz, die Leiterin der Pflegeschule im städtischen Klinikum Dessau zeigt im Schulungsraum auf das große Lehr-Poster: das Gefäßsystem der Menschen. Ein Labyrinth aus Venen, Arterien und Muskeln, unzählige komplizierte Fachbegriffe stehen kleingedruckt daneben. Auch damit muss sich eine Pflegefachkraft auskennen, sagt sie mit einem Lächeln.
Es sei ein anspruchsvoller Beruf und eine ebenso anspruchsvolle Ausbildung, stellt Scholz fest. "Um wirklich den Pflegebedarf vollständig erkennen und dann einen Patienten pflegen zu können, brauche ich einen examinierten Abschluss. Dann sind Pfelegfachkräfte in der Lage, auf Anweisungen vom Arzt die entsprechenden Behandlungen umzusetzen. Sie sind auch viel näher am Patienten als alle anderen."
Ausbildung gestreckt
Deshalb hat sich Ute Scholz auch dazu entschlossen, die Ausbildung von Pflegefachkräften am städtischen Klinikum Dessau weiter auszubauen, indem Quereinsteiger geschult werden. Ein Kurs, der für 20 Teilnehmer ausgelegt ist, hat jetzt begonnen und soll Ende Februar 2027 enden. "Wir haben die Ausbildung gestreckt, um den Teilnehmern mehr Zeit zu geben. Denn es gibt umfangreiche Theorieblöcke, aber auch Praxis-Stationen."
Denn bei der jetzigen Ausbildung sind Quereinsteiger dabei, die bereits vor etlichen Jahren in die Pflegebranche gewechselt sind. Sie sind in Krankenhäusern, Altenheimen und Pflegediensten als Hilfskräfte beschäftigt. Allerdings seien die Arbeitgeber überzeugt davon, dass sie die Qualifizierung zur Fachkraft packen. Das geschieht nicht ganz uneigennützig. Pflegeeinrichtungen benötigten einen gewissen Anteil an Fachkräften, um Patienten überhaupt behandeln zu dürfen.
Arbeit mit Menschen bereichert
Die älteste Auszubildende bei dem Projekt an der Dessauer Pflegeschule ist Ende 40, der jüngste 20 Jahre alt. Kenzo Schrör heißt der Jungspund der Runde. Der schlanke Mann aus Dessau sagt, dass der Beruf als Pfleger für ihn attraktiv sei. "Die Arbeit mit Menschen ist einfach eine schöne Arbeit. Klar gibt es dabei auch Sachen, die man nicht unbedingt machen möchte. Es ist auch anstrengend, vor allem, wenn nicht so viel Personal da ist. Insgesamt aber ist es schon ein toller Job."
Kenzo Schrör weiß wovon er spricht, denn er arbeitet bereits seit mehr als einem Jahr im städtischen Klinikum in Dessau, in der Neurochirurgie. Aber nur als Hilfskraft. Deshalb sieht er diese Ausbildung als große Chance. "Ich wollte eigentlich schon immer Pflegefachkraft werden, aber das war durch meine schulischen Noten nicht möglich. Ich wollte aber auch nicht als Krankenpflegehelfer hängenbleiben. Deshalb ist diese Angebot schön."
Pfleger verstehen sich untereinander
Dass die anderen Azubis deutlich älter sind, stört den jungen Dessauer nicht. Wer in der Pflege arbeitet, sagt er, versteht sich untereinander. Die künftigen Pflegefachkräfte aus Dessau bekommen während ihrer vierjährigen Umschulung ein Gehalt, das sie finanziell absichert. Neben der klassischen Ausbildungsvergütung zahlt die Arbeitsagentur annähernd den Differenzbetrag zum aktuellen Verdienst. Außerdem erhalten die Azubis Fahrkosten erstattet und bekommen Prüfungszuschläge.
Ute Scholz, die Schulleiterin der Dessauer Pflegeschule, hofft, dass das erste Projekt für Quereinsteiger gut anläuft. Dann könnte in zwei Jahren die nächste Ausbildungsrunde gestartet werden. Der Bedarf an Pflegefachkräften dürfte bis dahin noch größer geworden sein.
MDR (André Damm, Hannes Leonard)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 02. März 2023 | 11:30 Uhr
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