Landeskirche Anhalt Offen für Debatten: Wie Karsten Wolkenhauer als Kirchenpräsident wirken will
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29. März 2025, 15:33 Uhr
In Köthen ist am Samstag der neue Kirchenpräsident der Landeskirche Anhalt feierlich in sein Amt eingeführt worden. Karsten Wolkenhauer heißt der Neue an der Spitze der kleinsten evangelischen Landeskirche Deutschlands. Er übernimmt das Amt in sehr bewegten Zeiten. Wer ist der neue leitende Geistliche in Anhalt und vor welchen Herausforderungen stehen die Gemeinden? Uli Wittstock hat Karsten Wolkenhauer getroffen.
Karsten Wolkenhauer wuchs im Westharz auf, hat Theologie studiert, wechselte dann aber nicht ins Pfarramt, sondern war zunächst als Unternehmens- und Personalberater tätig. Erst später ging er in den Gemeindedienst, unter anderem nach Mecklenburg-Vorpommern und war zuletzt in einer Berliner Gemeinde tätig. In den letzten Wochen erkundete der 59-Jährige Anhalt, seinen neuen Wirkungskreis. Die Landeskirche ist die letzte Organisation, die noch an das einst so mächtige Fürstentum Anhalt erinnert. Selbst als Landkreis gibt es Anhalt nur noch als Bindestrich: Anhalt-Bitterfeld.
Mit rund 25.000 Mitgliedern ist die Landeskirche Anhalt die kleinste evangelische Kirche in Deutschland. Für Karsten Wolkenhauer ist das aber vor allem eine Chance: "Wir sind sehr nah an den Menschen. Wir kennen uns gegenseitig. Wir haben die Möglichkeit, mit einer kleinen Synode zu sehr agilen Beschlüssen zu kommen. Ich glaube, Anhalt hat die große Zeit erst noch vor sich."
Schrumpfende Gemeinden – Blick auf das Wesentliche
In Anhalt setzt man schon immer auf Eigenständigkeit und daran will Karsten Wolkenhauer nichts ändern. Obwohl er im Westharz aufgewachsen ist, kennt er die besonderen Bedingungen der Kirchengemeinden in Ostdeutschland, schließlich war er jahrelang im Kirchenkreis Demmin tätig. Das Schrumpfen von Gemeinden, schwindende Finanzen, und damit einhergehend, der Bedeutungsverlust der Kirchen: All das beobachtet Karsten Wolkenhauer natürlich auch.
Diese Entwicklungen stellen neue Fragen an die Gemeinden: "Ich glaube nicht, dass wir uns auf die großen Zahlen konzentrieren sollten, sondern auf diejenigen, die mit uns unterwegs sein wollen. Wir müssen uns auf das Wesentliche beschränken, das wird für uns als Kirche essentiell sein." Und natürlich hänge viel davon ab, dass sich Menschen in den Gemeinden vor Ort engagieren.
Politisch schwieriges Umfeld
Karsten Wolkenhauer ist aktiv der "Nagelkreuzgemeinschaft", einer internationalen Bewegung, die auf Versöhnung setzt. Nur leider scheint das Thema Versöhnung derzeit keine große Rolle zu spielen in der politischen Gegenwart. Wolkenhauer befürchtet schwierige Zeiten: "Der enorme Ruck in Amerika hat gezeigt, was uns auch bevorstehen könnte. Die Bundestagswahlen sprechen mit den Wahlkreisen in Sachsen-Anhalt eine sehr deutliche Sprache. Wir werden uns auf eine gesellschaftliche Funktion vorbereiten müssen, die uns zwar nicht in die Wiege gelegt ist, für die wir aber prädestiniert sind."
Der Kirchenpräsident blickt dabei auch auf eine sehr spezifisch ostdeutsche Tradition – die Gemeinden als ein Ort für Debatten und Diskussionen und zwar jenseits der offiziellen Denkmuster. Eine solche Rolle müssten nun die Gemeinden wieder ausfüllen: "Ich erlebe, dass es in unserer Gesellschaft immer weniger Orte gibt, wo man mit ganz unterschiedlichen Meinungen miteinander in einem gelingenden Diskurs ist. Wir driften immer mehr auseinander."
Karsten Wolkenhauer übernimmt das Amt in Umbruchzeiten. Dinge ändern sich plötzlich und was heute noch gilt, könnte morgen schon ganz anders sein. Also geistig beweglich bleiben und trotzdem die christliche Weltsicht zu bewahren – für Kirchenleitungen ist das genauso herausfordernd, wie für die Gemeinden.
MDR (Uli Wittstock, Oliver Leiste)
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR | 29. März 2025 | 07:16 Uhr
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