Landkreis Anhalt-Bitterfeld Raguhn: Bürger protestieren gegen eigene Feuerwehr
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28. März 2025, 07:09 Uhr
In Raguhn-Jeßnitz im Kreis Anhalt-Bitterfeld protestieren Einwohner gegen ihre eigene Feuerwehr. Eine Bürgerinitiative will verhindern, dass die Raguhner Einsatzkräfte in einem neuen Gerätehaus unterkommen. Der Frust der Feuerwehrleute ist groß. Denn der Umzug ist dringend nötig.
Wenn das Martinshorn ertönt, strahlen die Augen von Marvin und Pia. "Feuerwehr ist cool, man lernt hier, wie man löscht und Leuten hilft", sagt der neunjährige Marvin. "Mir macht's Spaß und alle meine Freunde sind auch hier", ergänzt seine gleichaltrige Kameradin Pia. Beim Übungstag der Raguhner Jugendfeuerwehr im Landkreis Anhalt-Bitterfeld herrscht dichtes Gedränge im Gerätehaus. Mehr als 30 Kinder zählt die Nachwuchsabteilung. "Es ist viel zu eng, wir bräuchten mehr Platz", finden Paul und Franziska.
Kameraden fordern seit 23 Jahren neues Gerätehaus
In der Tat: Das Feuerwehrhaus im Ortsteil Raguhn ist nicht nur in die Jahre gekommen und marode, sondern auch viel zu klein. "Wir ziehen uns auf engstem Raum um. Frauen, Männer, Jugendliche, Kinder – alle gemeinsam. Und es gibt auch keine Duschen", erzählt Michael Meister, Sprecher der Raguhner Wehr mit mehr als 30 aktiven Kameraden.
Seit 23 Jahren kämpfen wir um ein neues Gerätehaus und immer wieder werden uns neue Steine in den Weg gelegt.
Zudem gebe es zu wenig Toiletten, kaum Platz für Ausrüstung und Räume für Weiterbildungen würden ebenso fehlen. Eine Sanierung des Gebäudes sei nicht wirtschaftlich. "Seit 23 Jahren kämpfen wir um ein neues Gerätehaus und immer wieder werden uns neue Steine in den Weg gelegt."
Dabei war eigentlich alles in Sack und Tüten.
Feuerwehr will in ehemalige Kita einziehen
Die leerstehende Kita in Raguhn soll das Domizil der Feuerwehr werden. Der neue Standort erfülle alle Anforderungen, so Meister. Ein modernes Gebäude, zentral gelegen und gut erreichbar, eine angebaute Fahrzeughalle würde zudem ausreichend Platz bieten.
Doch nicht allen gefällt das. "Dass Anwohner Sorgen haben, wenn etwas Neues in ihrer Nähe gebaut wird, können wir verstehen. Was wir nicht verstehen, ist diese starke Abneigung gegen das neue Feuerwehr-Gerätehaus." Meister meint die Bürgerinitiative, die gegen die Umzugspläne mobil macht. Die Reaktionen der Kameraden darauf reichen von "ich bin schockiert und wütend" bis "es ist eine Frechheit, sich gegen die eigene Feuerwehr zu stellen".
Kameraden sehen Umzug durch Bürgerinitiative gefährdet
Meister ärgert sich, dass der Protest weitgehend anonym abläuft. Mit falschen Informationen werde im Ort Stimmung gegen den neuen Standort gemacht: "Da wird behauptet, auf das Dach käme eine Sirene, das wäre dann alles viel zu laut. Und bei Feuerwehrfesten würden oft Bierflaschen auf Nachbargrundstücken landen." Meister schüttelt mit dem Kopf.
Durchschnittlich zu 50 Einsätzen im Jahr rücken die Raguhner Kameraden aus. Freiwillig und ehrenamtlich, betont der Feuerwehrsprecher. Die Helfer im Kreis Anhalt-Bitterfeld haben nun Angst, dass die Bürgerinitiative den Umzug gefährdet - etwa, wenn der Streit vor Gericht landet.
Bürgermeister: Feuerwehr passt super hin
Hannes Loth (AfD), der Bürgermeister von Raguhn, steht auf der Seite der Feuerwehr. Den Vorstellungen der Initiative kann er nicht viel abgewinnen. "Wir sind mit der Kita umgezogen und die alte Kita soll doch weiter genutzt werden. Wir müssen da planungsrechtlich wenig machen und da passt die Feuerwehr super hin."
Der Druck ist riesig, etwas zu verändern.
Die Vorbehalte habe die Stadt aufgegriffen, so Loth. Bedenken, die die Initiative gehabt habe, seien umgesetzt. "Wie zum Beispiel bezüglich des Brandschutzes. Da sind wir der Bürgerinitiative dankbar."
Meister hat Hoffnung noch nicht aufgegeben
Die Feuerwehrleute hoffen, dass die Bürgerinitiative zur Einsicht kommt und endlich einlenkt, so Michael Meister: "Wir wollen eigentlich nichts anderes, als Menschenleben retten und Feuer löschen und keine Politik führen." Und dafür, so der Sprecher, wird das neue Gerätehaus einfach gebraucht. Auch für die Zukunft der Ortsfeuerwehr.
Einmal Feuerwehr, immer Feuerwehr
"Ich bleibe hier dabei. Einmal Feuerwehr, immer Feuerwehr", sagen die 9-Jährigen Pia und Marvin voller Überzeugung und alle Mädchen und Jungen der Jugendwehr nicken zustimmend. Trotz anhaltend miserabler Bedingungen – in Raguhn ist auf den Nachwuchs weiterhin Verlass.
Transparenzhinweis: In einer vorigen Version dieses Artikels wurde ein Mann zitiert, der fälschlicherweise der Bürgerinitiative zugeordnet wurde. Diese Person ist jedoch nicht Teil der Bürgerinitiative. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
MDR (Martin Krause, Marius Rudolph)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 28. März 2025 | 05:40 Uhr
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