Heizen Wie die Unklarheit beim Heizungsgesetz zu weniger Wärmepumpen-Anträgen führt

09. August 2023, 14:47 Uhr

Heizen per Wärmepumpe – das soll die klimafreundliche Lösung für die Zukunft sein, wenn es nach Klimaschutzminister Robert Habeck geht. Die gesetzliche Vorschrift dazu hat die Ampel vor der Sommerpause allerdings nicht mehr verabschieden können und auch die Menschen werden zögerlicher: Deutlich weniger beantragen Fördergeld für eine Wärmepumpe, wie neue Zahlen zeigen. Betriebe, die Wärmepumpen herstellen, planen und verbauen haben dadurch Zeit Aufträge abzuarbeiten. Besorgt sind sie nicht.

Andreas Röber betreibt ein Ingenieurbüro mit Niederlassungen in Halberstadt, Magdeburg, Braunschweig und Ilmenau. Derzeit erstellt er Pläne für eine Wärmepumpe in Wernigerode. Wärmepumpen machen etwa drei Viertel der Aufträge aus. Aber jetzt kommen immer seltener Anfragen: "Das hat eigentlich vor der Sommerpause der Bundesregierung im Juni, Juli angefangen, wo es dann im Prinzip nicht zum Abschluss des Gebäudeenergiegesetzes kam. Seitdem würde ich sagen, ist die Anfrage – oder ich selber bearbeite ja auch Förderanträge – um gut die Hälfte zurückgegangen", sagt Röber.

Halb so viele Förderanträge wie noch vor einem Jahr für Wärmepumpen

Diese Halbierung verzeichnet auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, wo die Förderanträge eingehen: Knapp 50.000 waren es im ersten Halbjahr, vergangenes Jahr waren es im selben Zeitraum knapp 100.000. Was bedeutet das für Planungsbetriebe wie den von Andreas Röber? "Gar nichts, wir haben auch so genug zu tun", lacht er.

Wärmetechnik sei ja nicht alles – Lüftungs- und Klimaanlagen würden immer gefragter und auch die Aufträge für barrierefreie Bäder häuften sich bei den Betrieben, berichtet Röber, der auch Landesinnungsmeister und im Vorstand des Fachverbandes Sanitär Heizung Klima Sachsen-Anhalt ist.

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Interesse an Gas- und Ölheizungen ist groß

Und dann sind da noch die zahlreichen kurzfristigen Aufträge für Gas- und Ölheizungen: Viele Leute wollten sich schnell eine solche einbauen lassen, weil es kurz so aussah, als würde das ab 2024 gesetzlich verboten, erzählt Hagen Robel, der einen Familienbetrieb in Mansfeld-Südharz leitet.

Seit fast 25 Jahren verbaut Robel auch Wärmepumpen. Aktuell mit Wartezeiten von etwa einem Jahr. Deshalb macht ihm das Nachfrage-Tief in dem Bereich keine Sorge – ganz im Gegenteil: "Man hat jetzt ein bisschen einen zeitlichen Puffer geschaffen und alle Seiten, sowohl Industrie als auch Handwerk und Kunden können sich darauf einrichten und den Einbau einer solchen Anlage in Ruhe planen."

Beim niedersächsischen Wärmepumpenhersteller Stiebel Eltron bestätigt das Firmensprecher Henning Schulz. Jetzt arbeite die Branche Aufträge aus dem vergangenen Jahr ab. Dadurch hätten sich die Lieferzeiten normalisiert, von einem Jahr auf aktuell fünf bis sechs Monate. Außerdem betreffe der Rückgang ja nicht die europaweite Nachfrage, sondern nur die in Deutschland. "Und ob Deutschland da jetzt, ich sage mal, ein paar Monate verzögert – oder auch ein oder zwei Jahre verzögert – noch verstärkter auf die Wärmepumpe setzt als ohnehin schon, das spielt natürlich eine wichtige Rolle für uns, weil Deutschland unser Heimatmarkt und einer der wichtigsten Märkte ist – aber eben auch nicht der einzige Markt."

Wärmepumpen-Bestellungen werden wiederkommen

Aktuell zögern die Kunden, hoffen vielleicht auf eine noch bessere Förderung mit dem endgültigen Gebäudeenergiegesetz. Wenn das steht, dann kommen auch wieder die Bestellungen für Wärmepumpen. Da sind sich alle drei Befragten sicher.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 09. August 2023 | 06:19 Uhr

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