Tschüss Kohle, hallo Zukunft – 2024 Zwischen Lötkolben und Zimtschnecke
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11. März 2024, 05:00 Uhr
Das Dorf Pödelwitz sollte eigentlich für die Kohle darunter abgebaggert werden. Die meisten Bewohner waren schon weggezogen als klar war: Das Dorf bleibt. Nur wie? Die Gebliebenen kämpfen um den Wiederaufbau, doch er geht ihnen zu langsam. Pfarrerin Friederike Kaltofen kümmert sich. MDR AKTUELL hat sie bei einer Veranstaltung des Vereins "Pödelwitz hat Zukunft" getroffen.
Der ganze Tisch im Pödelwitzer Dorfgemeinschaftshaus ist übervoll mit Werkzeug, Elektrogeräten, Kaffeetassen. Der Verein "Pödelwitz hat Zukunft" lädt zum Reparaturcafé. Solche Veranstaltungen sollen im Kleinen zeigen, wie sie hier im Dorf zusammenleben wollen. Die Vereinsmitglieder möchten Pödelwitz wiederbeleben.
Etwa 80 Prozent der Dorfbevölkerung sind weggezogen. Ein solidarisches Dorf soll es werden. Eines, in dem sich die Menschen viel teilen, aushelfen, wenn nötig. Letztlich veranstalten die Alten und die Neuen in Pödelwitz so etwas auch mit dem Ziel, bekannt zu machen, was sie vorhaben. Und das klappt offenbar auch ganz gut.
Eine Frau und ein Mann kommen in das Gemeinschaftshaus. Auf die Frage, warum die beiden hier sind, erklärt sie: "Ich habe einen Artikel bei uns im Groitzscher Amtsblatt gelesen und gleich an ihn gedacht, weil seine Kaffeemaschine kaputt ist. Und er hängt an diesem Gerät."
Er stimmt zu: "Genau, aber wir wussten nicht, was hier nun wirklich geht." Kaum über die kaputte Kaffeemaschine gebeugt, wechselt er zum Thema Zukunft von Pödelwitz. "Aber was ist jetzt mit Pödelwitz? Kommt es weg oder bleibt es da? Weil ich bin nicht informiert!"
Zeit, das leere Dorf zu füllen
Die Antwort kommt von Friederike Kaltofen. Als Vereinsmitglied setzt sich auch die örtliche Pfarrerin für die Zukunft von Pödelwitz ein. "Es steht sogar auf dem Zettel: Pödelwitz bleibt." Die Frage sei nur, wie es bleibt, ob man schnell agieren könne und wie bald es der Fall sei. "Das sind die Fragen, aber die grundsätzliche, die ist geklärt." Dem Verein "Pödelwitz hat Zukunft" schwebt eine Genossenschaft vor, die die verlassenen Häuser verteilt.
Vorsichtiger Optimismus mache sich breit, erklärt Kaltofen: "Wir sind, und das ist neu, Teil eines Beteiligungsverfahrens geworden. Der Bürgermeister hat die Bedeutung von Pödelwitz, glaube ich, gut erkannt mittlerweile und auch sein Interesse daran bekundet, dass es eine Wiederbelebung geben soll." Das stehe als Titel darüber, und das Gremium sei auch schon das erste Mal zusammengetreten. "Landratsamt, der Bürgermeister hat eingeladen, die Mibrag natürlich. Wir als Verein, ich in Vertretung der Kirchgemeinde", zählt Kaltofen auf.
Bausubstanz leidet durch Leerstand
Doch so positiv sie im Verein die jüngste Entwicklung finden, das dauert ihnen hier alles zu lang. Die Bausubstanz der Häuser leidet zusehends. Vor rund zehn Jahren sind die ersten Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner aus Pödelwitz weggezogen. Aus Sicht von Kaltofen haben außerdem die verbliebenen Bewohner ein Recht darauf, nicht noch viel länger in einem weitgehend leeren Dorf zu leben.
Doch zurück zum Repaircafé. Reparateur Jens hat sich inzwischen die Kaffeemaschine angeschaut. "Da die vermutlich keine offen frei zugängliche Schnittstelle hat zu der Elektronik, lässt sich da meistens tatsächlich nicht viel machen, aber versuchen tun wir es immer", sagt er. Klar, eine gewisse Hartnäckigkeit braucht es sicher, wenn man ein halb verlassenes Dorf wiederbeleben will.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 11. März 2024 | 06:00 Uhr