Braunkohleausstieg Bundespolitik soll Pödelwitz vor dem Verfall bewahren
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29. Februar 2024, 05:00 Uhr
Seit drei Jahren steht fest, dass Pödelwitz im Leipziger Südraum doch nicht der Braunkohle weichen muss. Doch seitdem verfalle die Ortschaft, beklagen die rund 30 verbliebenen Bewohner. Und sie kritisieren eine Verweigerungshaltung der Mibrag bei den Bemühungen zur Wiederbelebung des rund 800 Jahre alten Bauerndorfs. Deshalb forderten sie nun in einem offenen Brief Hilfe von der Bundesregierung.
- Die Einwohner von Pödelwitz befürchten, dass ihr gerettetes Dorf doch noch sterben könnte.
- Das Bergbauunternehmen Mibrag geht nicht von einer schnellen Revitalisierung von Pödelwitz aus.
- Der Verein "Pödelwitz hat Zukunft" wirft der Mibrag eine "Hinhaltetaktik" vor.
Die verbliebenen Einwohner des Dorfes Pödelwitz im Landkreis Leipzig haben die Bundespolitik in einem offenen Brief aufgefordert, mit konkreten Maßnahmen ihren Ort vor dem Verfall zu retten. Der Verein "Pödelwitz hat Zukunft" übergab das Schreiben Abgeordneten der Grünen-Bundestagsfraktion. Sie hatten am Mittwoch in Begleitung von Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (B'90/Grüne) das zur Stadt Groitzsch gehörende Dorf besucht.
Der offene Brief wurde zusammen mit dem Bündnis "Alle Dörfer bleiben" verfasst. Die Forderungen gelten deshalb nicht nur für Pödelwitz, sondern auch für gerettete Orte im rheinischen Braunkohlerevier.
Verfall statt Abbaggerung
In Pödelwitz herrscht die Sorge, dass das Dorf stirbt, obwohl es entgegen der ursprünglichen Plänen nicht abgebaggert wird. Als Grund nannte Vereinsmitglied Jens Hausner eine Verweigerungshaltung des Bergbauunternehmens Mibrag. Es hatte bereits 80 Prozent der Grundstücke von umsiedlungswilligen Einwohnern abgekauft, bevor die Abbaggerungspläne Anfang 2021 ad acta gelegt wurden.
Die betroffenen Häuser würden nun leer stehen und verfallen. Eine Offerte von "Pödelwitz hat Zukunft", über eine Stiftung einen ganzen Straßenzug und perspektivisch das komplette Dorf zu erwerben, lehnte die Mibrag nach Vereinsangaben ab.
Mibrag wartet ab
In dem offenen Brief wird die Bundesregierung deshalb unter anderem aufgefordert, das Unternehmen zur Aufgabe seines Eigentums im Pödelwitz zu zwingen und die Gebäude in eine gemeinnützige Stiftung oder Genossenschaft zu überführen. Auch solle historische Bausubstanz durch die Verpflichtung zu Reparaturen erhalten und zeitnah wiederbesiedelt werden. Die Mibrag erklärte dazu, sie würde ihre Immobilien im Ort sichern und regelmäßig kontrollieren. Pläne zum Verkauf gebe es nicht.
Zur Begründung erklärte ein Sprecher, die Wiederbesiedlung sei ein aufwändiger Prozess, zu dem die Stadt Groitzsch gerade erst einen Beteiligungsprozess gestartet habe und bei dem keine kurzfristigen Entscheidungen zu erwarten seien. Dafür spricht auch der zuletzt im vergangenen Herbst geänderte Flächennutzungsplan der Stadt, in dem es heißt, dass eine Revitalisierung des Ortsteiles Pödelwitz "mittelfristig" in Betracht komme.
Verein bleibt hartnäckig
Das dauert den verbliebenen rund 30 dauerhaften und zeitweisen Bewohnern der Ortschaft zu lange. Schließlich stünden die Fördermittel für das Dorfentwicklungskonzept schon zur Verfügung, sagte Jens Hausner MDR SACHSEN. Und er ärgert sich über die nach seiner Aussage "Hinhaltetaktik" der Mibrag. Diese habe zum Auftakt des Beteiligungsprozesses Ende September 2023 den anderen Teilnehmenden sinngemäß gesagt: Macht mal ein Konzept und wir schauen dann, ob es uns so passt.
Das will "Pödelwitz hat Zukunft" nicht hinnehmen und erhofft sich durch den offenen Brief, den stillen Verfall des doch eigentlich geretteten Ortes zu stoppen. Dieser ist schließlich rund 800 Jahre alt, wenn man von den ältesten Bestandteilen der Dorfkirche ausgeht. Wie die Zukunft von Pödelwitz aussehen könnte, hat der Verein 2022 in einem Positionspapier beschrieben. Seine Vision: ein Dorf mit Modellcharakter für einen sozial- und klimagerechten Strukturwandel von unten.
MDR (stt)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 28. Februar 2024 | 18:30 Uhr