Gaszähler in einer privaten Wohnung.
Gaszähler laufen unbeirrt weiter: Gasheizungen boomen trotz politischer Bemühungen, Hausbesitzer von Alternativen zu überzeugen. Bildrechte: IMAGO/Arnulf Hettrich

Rekordwert bei Verkauf von Gasheizungen Energieökonomin Kemfert: "Die Leute bleiben auf hohen Kosten sitzen"

23. Februar 2024, 07:45 Uhr

Die Heizungsbranche boomt. Es wurden mehr Wärmepumpen eingebaut, Steigerungen gab es jedoch auch bei Öl- und Gasheizungen. Letzteres sei beunruhigend, sagt Energieökonomin Claudia Kemfert in ihrem Klima-Podcast. Niemand erkläre den Menschen, dass solche Heizungen sie perspektivisch mehr Geld kosteten.

Die Energieökonomin Claudia Kemfert hat den Boom bei Gasheizungen als "erschreckend" bezeichnet. Sie sagte MDR AKTUELL, dahinter stecke ein Politikversagen. Den Menschen sei nicht erklärt worden, warum es nicht sinnvoll sei, eine neue Gasheizung einzubauen. "Die Leute bleiben jetzt auf hohen Kosten sitzen", erklärte Kemfert. Es gebe ein Heizungsgesetz, das vorsehe, bestimmte Emissionsziele zu erfüllen. Dadurch könne es passieren, dass die jetzt eingebauten Gasheizungen vor Ende ihrer Laufzeit durch andere Heizungen ersetzt werden müssten.

Der hohe Absatz von Gasheizungen hat nach Ansicht von Kemfert verschiedene Ursachen. Es habe Medien gegeben, die Wärmepumpen mit Freude schlecht geschrieben hätten. Außerdem gebe es eine Opposition, die "erzählt, wenn wir drankommen, dann können die Menschen Öl- und Gasheizungen weiter einsetzen".

Kemferts Klima-Podcast

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Bildrechte: MDR / Oliver Betke
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Deutschlands Effizienz als Europas Schlusslicht

Hinzu kämen große Unklarheiten bei den Förderprogrammen, sagte Kemfert. Nach ihren Worten muss sich im Gebäudesektor aber etwas ändern. Deutschland sei bei der Effizienz in Europa Schlusslicht. Das sei für ein Hochtechnologieland "unglaublich".

Der Absatz von Gasheizungen ist zuletzt auf einen Rekordwert gestiegen. Im vergangenen Jahr wurden dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie zufolge rund 791.000 Heizungen verkauft. Das sind 32 Prozent mehr als im Jahr 2022.

Kemfert sieht überdimensionierte Pläne für LNG-Terminals

Die Energieökonomin kritisierte darüber hinaus, dass die Bundesregierung an ihren Plänen für neue Flüssiggas-Terminals festhält. Die bestehenden drei Terminals seien "nur zu 50 Prozent ausgelastet". Trotzdem lasse die Regierung sieben weitere Anlagen installieren. Selbst wenn Deutschland andere Länder in Osteuropa und Südosteuropa stärker beliefern müsse, weil der Bedarf steige, sei die bestehende Infrastruktur ausreichend.

Kemfert zufolge muss die Regierung auch die Alarmstufe des Notfallplans Gas aufheben. Damit rechtfertige sie nur den beschleunigten Ausbau der LNG-Terminals. Gerade auf Rügen könne man beobachten, wie dadurch Umweltstandards ausgesetzt würden. Dabei sei es gerade dort wichtig, auf den Naturschutz zu achten. Diese Region sei auf Tourismus angewiesen. 

MDR (lik)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 21. Februar 2024 | 08:00 Uhr

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