Vor einem blauen Hintergrund sind verschiedene Fenster zu sehen. Manche sind neu und gehören zu teuren Wohnungen - andere Fenster sind kaputt und gehören zu niedrigpreisigen Wohnungen.
Wer umzieht, zahlt danach oft einen höheren Quadratmeterpreis als zuvor. Bildrechte: MDR/MDR Data

Datenanalyse Wohnen in Mitteldeutschland: Wie teuer Mieten und Umzüge in Ihrer Gemeinde sind

09. August 2024, 11:00 Uhr

Wer die Wohnung wechselt, muss bei der Miete meist draufzahlen. Aber wie viel? Warum ist die Lage in Großstädten wie Leipzig, Jena und Dresden trotz Mietpreisbremse so angespannt? Und wo kann man in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt noch günstig wohnen? Eine Analyse.

Porträt David Wünschel
Bildrechte: David Wünschel

Mehr als die Hälfte der Menschen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wohnt zur Miete. Wenn eine neue Wohnung auf den Markt kommt, streiten sich oft viele Interessenten um den Zuschlag – und besonders in den Großstädten fehlt es an günstigem Wohnraum.

Im Rahmen des Zensus 2022 haben die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder nun erstmals für alle Gemeinden die durchschnittlichen Nettokaltmieten ermittelt. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind die Mietpreise demnach zwar niedriger als in anderen Bundesländern, aber auch hier gibt es teure Gegenden.

In vielen Großstädten zahlt man sechs bis sieben Euro pro Quadratmeter

Am höchsten sind die Mieten in Jena, Leipzig, Dresden, Weimar und Erfurt sowie in den umliegenden Speckgürteln. Hier zahlt man rund sechs bis sieben Euro pro Quadratmeter. Eine durchschnittliche 60-Quadratmeter-Wohnung kostet also 400 Euro kalt.

In Sachsen-Anhalt ist die Lage etwas entspannter: In Magdeburg, Halle und Dessau-Roßlau liegt der Quadratmeterpreis bei fünf bis sechs Euro.

Am günstigsten sind die Mieten im sächsischen Vogtlandkreis sowie im thüringischen Landkreis Greiz. Hier liegen die Preise mancherorts bei weniger als vier Euro pro Quadratmeter. Bei kleinen Gemeinden sollte man die Ergebnisse allerdings mit Vorsicht betrachten, da einzelne besonders teure oder günstige Mietverträge den Durchschnitt verzerren können.

Was ist die Nettokaltmiete? Bei der Nettokaltmiete handelt es sich um den Teil der Miete, der monatlich für die Nutzung der Räume fällig wird. Nebenkosten wie Strom, Abwasser, Heizung, Müllabfuhr oder Internet sind darin nicht enthalten. Nettokaltmiete bezeichnet also das gleiche wie Kaltmiete, Grundmiete oder Nettomiete.

Wer aus seiner alten Wohnung in eine neue wechselt, muss bei der Miete oft kräftig draufzahlen. Das zeigt ein Vergleich zwischen Bestands- und Angebotsmieten, also zwischen bestehenden und neuen Mietverträgen. Die Angebotsmieten hat das Immobilienunternehmen Value AG ermittelt.

Während der Zensus-Datensatz zu den Bestandsmieten sämtliche Mietverhältnisse inklusive geförderter und genossenschaftlicher Wohnungen einbezieht, bildet der Datensatz zu den Angebotsmieten hauptsächlich die Preise im Online-Immobilienmarkt ab. Der Vergleich der beiden Datensätze zeigt also, mit wie viel Mehrkosten man in etwa rechnen muss, wenn man im Netz nach einer neuen Mietwohnung sucht.

Die Analyse für Sachsen-Anhalt fasst "MDR Data"-Redakteur David Wünschel in diesem Gespräch zusammen:

MDR-Datenjournalist David Wünschel im Schaltgespräch 3 min
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3 min

MDR SACHSEN-ANHALT Do 08.08.2024 14:09Uhr 02:46 min

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In Jena sind die Angebotsmieten besonders teuer

Fast überall in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind neue Mietverträge im Schnitt demnach teurer als alte. Jena ist Spitzenreiter: Hier zahlt man nach einem Umzug rund zehn Euro pro Quadratmeter und damit fast drei Euro mehr als bei Bestandsmieten. Wer seine alte 60-Quadratmeter-Wohnung gegen eine neue tauschen will, muss also mit einer um rund 180 Euro höheren Nettokaltmiete rechnen.

Mehr zu den Daten

  • Die Bestandsmieten wurden im Rahmen des Zensus ermittelt und beziehen sich auf den Stichtag 15. Mai 2022. Die Daten sind auf der Zensus-Website abrufbar.
  • Die Daten zu den Angebotsmieten stammen von der Value AG (Value Marktdaten) und beziehen sich ebenfalls auf das Jahr 2022. Eigenen Angaben zufolge wertet die Value AG Immobilienanzeigen aus mehr als 100 Online-Quellen aus und erstellt so eine möglichst genaue Abbildung des Angebotsmarkts. Genossenschaftswohnungen und Sozialwohnungen sind im Datensatz der Value AG jedoch unterrepräsentiert.
  • Die Daten wurden zunächst dem NDR zur Verfügung gestellt, der sie analysiert und mit dem MDR geteilt hat. Auch Die Zeit hat die Daten ausgewertet.

Der höhere Preis kann durchaus gerechtfertigt sein – zum Beispiel, wenn eine Wohnung vor der Wiedervermietung renoviert wurde.

In Leipzig, Dresden und den jeweiligen Speckgürteln liegt die Differenz zwischen bestehenden und neuen Mietverträgen bei rund zwei Euro pro Quadratmeter, in Sachsen-Anhalts Großstädten bei rund einem Euro. Auch in ländlichen Regionen zahlt man nach einem Umzug meist mehr als zuvor.

Einige Ausnahmen sind kleinere Gemeinden wie Gräfenthal in Südthüringen und Liebschützberg in Nordsachsen, wo viele Häuser oder Wohnungen leerstehen. Hier liegen die Angebotsmieten unter den Bestandsmieten.

Hohe Angebotsmieten in Städten mit Mietpreisbremse

Allzu starke Preisanstiege sollen eigentlich durch die Mietpreisbremse verhindert werden. In Jena und Erfurt ist sie seit 2016 in Kraft, in Leipzig und Dresden seit 2022. Bei Neuvermietungen darf der Preis höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Miete liegen.

Warum die Mietpreisbremse nicht automatisch greift und wie Mieter aktiv werden müssen, erklärt Zakaria Said vom Mieterbund Sachsen-Anhalt in diesem Video:

Ausgerechnet in diesen Städten ist die Differenz zwischen Angebots- und Bestandsmieten jedoch besonders groß – ein Indiz dafür, dass die Mieten besonders schnell steigen.

Jena zählt zu den Städten mit besonders angespanntem Wohnungsmarkt. Die Leerstandsquote liegt bei drei Prozent und damit niedriger als in allen anderen mitteldeutschen Kreisen. Der Stadtrat hat kürzlich den Bau von fast 5.000 neuen Wohnungen bis 2035 beschlossen.

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Erfurt: Schlechtes Verhältnis zwischen Gehältern und Mieten

In Jena sind aber nicht nur die Mieten vergleichsweise hoch, sondern auch die Gehälter. Das zeigen Daten der Bundesagentur für Arbeit. Rund die Hälfte der Beschäftigten verdient demnach mehr als 3.700 Euro Brutto, das Gehaltsniveau ist unter allen mitteldeutschen Kreisen am höchsten. Für die vielen teuren Wohnungen gibt es also auch genügend Abnehmer.

Schlechter ist das Verhältnis in Erfurt: Hier trifft ein mittleres Gehaltsniveau auf hohe Mieten. Die Stadt hat unter anderem damit zu kämpfen, dass viele Wohnungen an Touristen vermietet werden. In Chemnitz ist das Gehaltsniveau ähnlich wie in Erfurt, die durchschnittlichen Angebotsmieten sind jedoch um rund ein Drittel günstiger. Bei den Chemnitzern dürfte nach der monatlichen Mietüberweisung also mehr Geld übrig bleiben als bei den Erfurtern.

Teuerste Angebotsmieten auf Sylt und in München

Im Schnitt sind die Mieten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vergleichsweise günstig. In allen anderen Bundesländern liegen die Preise höher, bezahlbare Wohnungen sind vielerorts noch einmal deutlich umkämpfter.

Am teuersten sind die Angebotsmieten auf Sylt sowie in und um München: Hier zahlen Mieterinnen und Mieter nach ihrem Umzug im Schnitt eine Nettokaltmiete von fast 20 Euro pro Quadratmeter.

MDR (David Wünschel)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. August 2024 | 12:00 Uhr

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