Mehr Wohnfläche Wohnen in Sachsen-Anhalt: Menschen leben auf immer mehr Raum
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25. Februar 2024, 05:00 Uhr
Seit Jahrzehnten steigt in Sachsen-Anhalt die Wohnfläche, die eine Person durchschnittlich zur Verfügung hat. Das liegt nicht nur am wachsenden Platzbedarf. Immer mehr Menschen leben allein. Auch der vergleichsweise hohe Wohnungsleerstand spielt eine Rolle, zeigt eine Analyse von MDR Data.
- Laut Immobilienverband wünschen sich die Menschen mehr Platz als früher.
- Mehr Single-Haushalte führen zudem zu mehr Wohnfläche pro Kopf.
- Am meisten Platz hat der Norden Sachsen-Anhalts.
Obwohl freier Wohnraum kostbar ist, haben die Menschen in Sachsen-Anhalt tendenziell immer mehr zur Verfügung. Das zeigen Daten des Statistischen Landesamtes.
Demnach hatten die Menschen in Sachsen-Anhalt im Jahr 1995 durchschnittlich 34 Quadratmeter zum Wohnen. Seitdem ist der vorhandene Platz um fast 50 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 lag die Wohnfläche pro Kopf rechnerisch bei zirka 48 Quadratmeter.
Wohnfläche pro Kopf
Die Wohnfläche pro Kopf errechnet sich aus der Wohnfläche aller Wohnungen im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Parallel dazu befragt das Statistische Landesamt regelmäßig einen kleinen Teil der Bevölkerung. Laut der letzten Befragung lag die mittlere Wohnfläche im Jahr 2022 mit 51,8 Quadratmetern etwas höher als in der errechneten Statistik.
Gestiegener Wunsch nach mehr Platz
Dirk Radde, Vorsitzender des Immobilienverbandes Sachsen und Sachsen-Anhalt, sagt, dass Menschen sich heute mehr Platz zum Wohnen wünschen als früher. Oft seien es Singlehaushalte mit gutem Einkommen, die gerne großzügiger wohnen würden.
Aber auch gut verdienende Haushalte mit Kindern hätten mit der Zeit das Bedürfnis nach mehr Platz entwickelt – neben einem Einzelzimmer für jedes Kind bestehe der Wunsch nach einem Gästezimmer und spätestens seit Corona nach einem Arbeitszimmer. "In Sachsen-Anhalt ist großzügiges Wohnen leistbar", sagt Radde.
Wohnungsgesellschaften haben laut Radde auf den gestiegenen Bedarf reagiert und zum Beispiel nebeneinander liegende Einzelwohnungen zusammengelegt.
Single-Haushalte nehmen mehr Wohnraum ein
Die Tendenz, dass der Wohnraum pro Kopf steigt, liegt aber nicht allein an möglicherweise höheren Ansprüchen der Bevölkerung. Vor allem die demographische Entwicklung habe dazu beigetragen, sagt Anna Maria Müther vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung.
Heutzutage gebe es mehr Single-Haushalte und Haushalte mit weniger Kindern, die die verfügbaren Wohnungen dementsprechend mit kleineren Haushalten bewohnen, sagte Münther.
Hinzu komme der sogenannte "Remanenzeffekt". Wenn Kinder das Elternhaus verließen, würden die Eltern häufig wohnen bleiben. Das führe dazu, dass ältere Haushalte mehr Wohnraum pro Kopf in Anspruch nehmen.
Leere Wohnungen bedeuten nicht automatisch mehr Wohnraum
Die Zahl der Wohnungen hat sich seit 1995 nicht wesentlich verändert. Seitdem gibt es in Sachsen-Anhalt konstant rund 1,3 Millionen Wohnungen. Anders die Bevölkerungszahl: Sie hat sich seit 1995 stark verringert. Lebten 1995 noch rund 2,7 Millionen Menschen in Sachsen-Anhalt, waren es 2022 nur noch rund 2,2 Millionen.
Da auch leerstehende Wohnungen in die Berechnung eingehen, ist der Wohnraum pro Kopf zwar gestiegen, die tatsächlich verfügbare und bewohnte Wohnfläche dürfte sich aber weniger stark erhöht haben.
Am meisten Platz im Norden von Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt knapp über den Bundesschnitt
Im Vergleich ist Sachsen-Anhalt mit 48,3 Quadratmetern pro Person knapp über dem bundesweiten Durchschnitt von 47,4 Quadratmetern. Bedeutet: Hierzulande haben die Menschen rund einen Quadratmeter mehr zur Verfügung als im Rest von Deutschland.
Sachsen und Thüringen haben im Schnitt dagegen zwei Quadratmeter weniger. Am meisten Platz pro Kopf haben die Saarländer mit rund 55 Quadratmetern und am engsten zusammenrücken müssen die Menschen in den Stadtstaaten Hamburg (40 Quadratmeter) und Berlin (39,2 Quadratmeter).
Über die Zahlen
Der Wohnraum pro Kopf ergibt sich aus der Wohnfläche aller Wohnungen geteilt durch die Bevölkerungszahl. Wohnungen, die in diese Berechnung reingenommen werden, befinden sich in Wohngebäuden, Nichtwohngebäuden und Wohnheimen.
Wohngebäude werden mindestens zur Hälfte zu Wohnzwecken genutzt. Zu Wohnheimen zählen beispielsweise Studenten- oder Seniorenwohnheime.
Nichtwohngebäude sind zum Beispiel Büros, Fabriken, Handelsgebäude, Hotels, Ferienwohnungen oder Schulen.
Bedingung für eine Wohnung ist, dass man einen Haushalt führen kann (Hotelzimmer zählen dementsprechend nicht mit in die Berechnung).
Zu beachten ist, dass auch leerstehende Wohnungen in die Berechnung aufgenommen werden und dadurch den Schnitt nach oben ziehen.
MDR (Lisa Ehrenburg und Lukas Hillmann, Leonhard Eckwert)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 25. Februar 2024 | 09:00 Uhr
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