Regional- und Fernverkehr EVG schließt im Bahn-Tarifstreit weitere Eskalation nicht aus

21. April 2023, 20:38 Uhr

Der Chef der Eisenbahngewerkschaft EVG, Burkert, droht im Tarifkonflikt mit den Bahn-Unternehmen mit weiteren Warnstreiks – den heutigen wertete er als Erfolg. Nach dem Aussstand rollt der Bahnverkehr wieder an.

Der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, Martin Burkert, schließt eine Eskalation im Tarifstreit nicht aus. Burkert sagte dem Nachrichtenradio MDR AKTUELL: "Es hängt jetzt wirklich an den Arbeitgebern, ein Angebot auf den Tisch zu legen." Die bisher angebotenen fünf Prozent über 27 Monate seien für die Beschäftigten wie ein Hohn.

Burkert betonte die Position der Gewerkschaft. Es gehe darum, dass man in der Lohnentwicklung bei den Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern, aber auch in der Busbranche nicht abgehängt werde. Die Bahn hatte sich zuletzt offen gezeigt, den Schlichterspruch im öffentlichen Dienst zu übernehmen. Er sieht einen Inflationsausgleich von 3.000 Euro vor sowie zum März 2024 eine Lohnsteigerung um 200 Euro plus 5,5 Prozent. Der EVG ist das bisher zu wenig. Neue Tarifverhandlungen sind für Dienstag und Mittwoch geplant.

Heutige Warnstreik bei den Bahn-Unternehmen als Erfolg gewertet

Den heutigen Warnstreik wertete der Gewerkschaftschef als Erfolg. Es hätten sich 25.500 Beschäftigte aus 50 Betrieben beteiligt. Die EVG sprach von massiven Auswirkungen. Auf der Schiene und auch bei den Busbetrieben sei quasi nichts mehr gefahren. Die Beteiligung habe in etwa auf dem Niveau des ersten großangelegten Warnstreiks der EVG und Verdi von Ende März entsprochen. "

Burkert versicherte bei MDR AKTUELL, der EVG sei bewusst, dass die Kundschaft getroffen werde, aber "es wird wenig gestreikt in Deutschland, auch wir gehen verantwortungsvoll damit um." Seit 2018 habe es keine Warnstreiks mehr gegeben. Zudem sei der Streik zeitlich so gelegt worden, dass "den Kunden noch Rechnung getragen wurde."

Warnstreik am Mittag beendet

Die EVG hatte heute bis 11 Uhr zum Warnstreik aufgerufen. Nach dem Ende des Ausstands lief der Fernverkehr wieder an. Ein Sprecher der Bahn sagte, der Betrieb werde schrittweise in ganz Deutschland aufgenommen. Auswirkungen des Warnstreiks würden aber noch bis in den Abend hinein zu spüren sein. Reisende müssten zudem damit rechnen, dass die Züge äußerst voll sein würden.

Streik war auch in Mitteldeutschland spürbar

Die Auswirkungen des bundesweiten Warnstreiks waren auch in Mitteldeutschland zu spüren. Gewerkschaftssprecher Uwe Reitz sagte im Vorfeld bei MDR AKTUELL, dass die EVG 50 Unternehmen in ihrem Organisationsgebiet aufgerufen habe, sich zu beteiligen. Auch andere Bahnunternehmen wie zum Beispiel Abellio waren vom Streik betroffen und konnten nicht fahren.

Da die Deutsche Bahn in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen keine eigenen Busgesellschaften betreibt, fokussierte sich der Warnstreik auf die Schiene. Anders als am 27. März waren diesmal keine regionalen und städtischen Verkehrsbetriebe beteiligt.

Seit Donnerstag auch Streiks an Flughäfen

Einsamer Fluggast in der Schalterhalle des Flughafens Köln/Bonn.
Ein einsamer Fluggast in der Schalterhalle des Flughafens Köln/Bonn. Bildrechte: IMAGO/Ying Tang

Bereits seit Donnerstag wird auch an deutschen Flughäfen gestreikt. Die Gewerkschaft Verdi hat das Flugpersonal der Airports Düsseldorf, Köln/Bonn, Hamburg und Stuttgart für Donnerstag und Freitag zu Streiks aufgerufen. Am ersten Tag waren dem Flughafenverband ADV zufolge bereits 45.200 Passagiere von Flugausfällen betroffen. Allein in Köln/Bonn fielen nach Angaben des Flughafens 121 Verbindungen aus.

Abgestimmt hätten sich die Gewerkschaften nicht, hieß es von der EVG. Der EVG-Gewerkschaftssekretär Tom Seiler sagte aber am Rande einer Kundgebung am Hamburger Flughafen am Donnerstag, man unterstütze sich gegenseitig. "Wir unterstützen die Verdi, die Verdi unterstützt uns, so funktioniert das unter Gewerkschaften." Sowohl Verdi als auch EVG gehören zum Deutschen Gewerkschaftsbund.

Die Gewerkschaft EVG fordert für rund 230.000 Beschäftigte bei rund 50 Bahnunternehmen mindestens 650 Euro mehr im Monat oder zwölf Prozent mehr bei den oberen Einkommen. Die Deutsche Bahn zeigte sich zuletzt offen, den Schlichtervorschlag bei den Verhandlungen für den öffentlichen Dienst als Grundlage für die eigenen Tarifgespräche zu übernehmen. Die EVG lehnt das jedoch ab.

MDR, AFP, Reuters, dpa (lis, amu, jsk)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 21. April 2023 | 06:00 Uhr

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