Tarifkonflikt Eine Stunde weniger bei gleichem Lohn: Bahn verbessert Angebot an GDL

19. Januar 2024, 16:29 Uhr

Die Deutsche Bahn hat der Lokführergewerkschaft GDL ein neues Angebot vorgelegt. Der Vorschlag enthält unter anderem ein Arbeitszeit-Wahlmodell. Die Bahn bietet der GDL an, dass sich Lokführer und Zugbegleiter für eine Stunde weniger Arbeit vollen Lohn ab dem 1. Januar 2026 an. Die GDL will das Angebot prüfen. Unterdessen einigten sich die Lokführergewerkschaft mit dem Eisenbahnunternehmen Abellio auf einen neuen Tarifvertrag.

Die Deutsche Bahn hat der Lokführergesellschaft GDL im seit Monaten andauernden Tarifstreit ein neues Angebot unterbreitet. Darin bietet der Konzern unter anderem ein weiteres Arbeitszeit-Wahlmodell an. DB-Personalvorstand Martin Seiler teilte am Freitag in Berlin mit, dass Beschäftigte eine Stunde weniger Arbeit bei vollem Lohn ab dem 1. Januar 2026 wählen könnten.

Beschäftigte die sich gegen dieses Angebot entschieden, bekämen 2,7 Prozent mehr Geld. In diesem Fall erhielten die Beschäftigten ab dem 1. Januar 2026 fast 13 Prozent mehr Lohn als derzeit. Das Wahlmodell richtet sich an Lokführer und das Zugpersonal. Die Laufzeit soll 32 Monate betragen. Auf Vorschlag der Bahn sollen die Verhandlungen nächste Woche Donnerstag fortgesetzt werden.

GDL will Angebot prüfen

Die Lokführergewerkschaft kündigte an, das neue Angebot zunächst zu prüfen. Sie werde "dieses Angebot bewerten und danach über das weitere Vorgehen entscheiden", erklärte die Gewerkschaft am Freitag.

Tarifkonflikt seit November

Der Tarifkonflikt zwischen GDL und Bahn besteht bereits seit November. Zentrales Anliegen der Lokführergewerkschaft ist eine Arbeitszeitverkürzung auf 35 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich. Zudem fordert die Gewerkschaft 555 Euro mehr pro Monat sowie einen Inflationsausgleich bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Die Bahn sah diese Forderung bislang als unerfüllbar an.

Die GDL hatte die Gespräche bereits nach der zweiten Verhandlungsrunde für gescheitert erklärt und zu Warnstreiks aufgerufen. Nach einer Urabstimmung unter den Mitgliedern über unbefristete Streiks wurde zuletzt drei Tage am Stück die Arbeit niedergelegt. Im Personenverkehr sorgten die drei Arbeitskämpfe stets für Tausende Zugausfälle, im Güterverkehr für lange Rückstaus.

GDL-Chef Klaus Weselsky hatte vergangene Woche angedroht, erneut zu Streiks aufzurufen, sollte die Bahn kein Angebot vorlegen, in dem auch eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich enthalten ist.

GDL und Abellio erzielen Tarifeinigung über 35-Stunden-Woche 

Unterdessen einigt sich die Lokführergewerkschaft mit dem Eisenbahnunternehmen Abellio auf einen neuen Tarifvertrag. Nach Gewerkschaftsangaben vom Freitag wurde die zentrale Forderung der GDL nach einer 35-Stunden-Woche für Schichtarbeiter erfüllt.

Außerdem habe man sich auf eine Steigerung bei den Gehältern verständigt. Die Verkürzung von 38 auf 35 Stunden Abellio zufolge in mehreren Stufen bis 2028 erfolgen.

Mit dem erzielten Ergebnis geht Abellio an die Schmerzgrenze der finanziellen Belastungen.

Vorsitzende der Abellio-Geschäftsführung, Rolf Schafferath.

Die GDL verwies darauf, dass inzwischen mit 18 Partnern, darunter mehrere regionale Bahnunternehmen, neue Tarife vereinbart worden seien. "Die DB isoliert sich damit immer weiter und zeigt, wie weit sie sich von den Interessen ihrer eigenen Beschäftigten entfremdet hat", erklärt die GDL mit Blick auf die stockenden Verhandlungen mit der Deutschen Bahn mit.

Abellio betreibt große Strecken des Schiennetzes in Sachsen-Anhalt, sowie darüber hinaus Linien bis nach Niedersachsen und Thüringen.

dpa (mbe, lmb)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 19. Januar 2024 | 12:30 Uhr

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