Wohnungsmangel in Mitteldeutschland Warum viele ukrainische Geflüchtete noch immer in Gemeinschaftsunterkünften leben
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24. April 2024, 06:32 Uhr
In vielen Landkreisen in Mitteldeutschland mangelt es an Wohnungen zur Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine. Viele von ihnen sind deshalb noch immer in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, was nicht ideal ist. In den mitteldeutschen Landkreistagen wünscht man sich bei der Finanzierung von Wohnungen für Menschen aus der Ukraine mehr Unterstützung durch den Bund. Außerdem müssten mehr Vermieter ihre Wohnungen zur Vermietung an ukrainische Geflüchtete zur Verfügung stellen.
- Laut dem sächsischen Landkreistag ist es nur teilweise gelungen, dass ukrainische Geflüchtete in richtigen Wohnungen statt in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden konnten.
- Der Landkreistag in Sachsen-Anhalt kritisiert, dass die Landkreise bei der Finanzierung von Wohnungen zu wenig Unterstützung vom Bund erhalten.
- Ein Problem ist auch, dass zu wenige Vermieter bereit sind, Wohnungen an Flüchtlinge aus der Ukraine zu vermieten.
Die Hilfsbereitschaft der Thüringer Landkreise, ukrainische Geflüchtete unterzubringen, ist weiter gut, sagt die Präsidentin des Thüringer Landkreistags, Martina Schweinsburg.
Es gibt allerdings ein großes "Aber". Denn was fehlt, sind die Möglichkeiten zur Unterbringung. "Wir haben ein Problem mit Sozialwohnungsunterbringung. Und wir haben auch ein großes Problem mit der Bereitschaft von Vermietern, Wohnungen zu vermieten. Ich sage es ganz ehrlich: Wir können einfach nicht mehr."
Wohnungen statt Gemeinschaftsunterkünfte
Auch in Sachsen mangelt es an Wohnungen für Geflüchtete, erklärt der Geschäftsführer des sächsischen Landkreistages, André Jacob. "Viele Ukrainer sind nach wie vor in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Das ist nicht die Ideallösung. Sie sollten in Wohnungen untergebracht werden. Das ist aber nur in Teilen gelungen."
Jacob spricht von einer permanenten Überlastungssituation. 17.000 Menschen aus der Ukraine seien im vergangenen Jahr nach Sachsen gekommen. Er geht davon aus, dass es in diesem Jahr ähnlich viele sein werden. "Das ist sicherlich nicht mehr das Niveau des Jahres 2022 mit dem Flüchtlingsansturm. Aber wenn man die Situation in der Ukraine richtig betrachtet, dann ist es ja nicht auszuschließen, dass es eine weitere Flüchtlingswelle geben kann und wird."
Mehr Unterstützung bei Finanzierung von Wohnungen notwendig
Etwas anders verhält es sich in Sachsen-Anhalt. Der stellvertretende Geschäftsführer des zuständigen Landkreistages, Michael Struckmeier erklärt, dass sich die Zahl der in Sachsen-Anhalt untergebrachten Flüchtlinge aus der Ukraine zuletzt kaum verändert hat. "Es kommen aus der Ukraine im Moment nicht im großen Umfang zusätzliche Menschen. Insofern bewältigen die Landkreise diese Aufgaben noch. Auch wenn es natürlich schwerfällt und regional zu Problemen kommen kann." Denn auch ohne weiteren Zustrom werden momentan schon rund 32.000 geflüchtete Ukrainer in Sachsen-Anhalt untergebracht.
Struckmeier sieht die Landkreise deshalb bereits an der Belastungsgrenze. Von der Politik wünscht er sich, ähnlich wie seine Kollegen aus Thüringen und Sachsen, dass die Landkreise bei der Finanzierung der Wohnungen stärker unterstützt werden. "Es ist momentan schon so, dass der Bund auch Kosten trägt, aber es bleiben eben auch erhebliche Kosten bei den Landkreisen hängen."
Auch Vermieter in der Pflicht
Sachsens Landkreistags-Geschäftsführer Jacob fordert außerdem, dass mehr Vermieter ihre Wohnungen für Geflüchtete zur Verfügung stellen sollen. Außerdem wünscht er sich bei der Aufnahme von Flüchtlingen mehr Unterstützung aus anderen Ländern – nämlich, "dass es einen Solidaritätsmechanismus in Europa gibt, der sicherstellt, dass wir nicht nur in der Bundesrepublik eine Gleichverteilung von Flüchtlingen haben, sondern auch in Europa."
Keine Flüchtlinge mehr aufzunehmen, sei keine Option. Jacob sagt, dass die Landkreise dazu rechtlich, politisch und moralisch verpflichtet sind.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 24. April 2024 | 06:17 Uhr
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