Im Transplantationszentrum am Universitätsklinikum wird eine von einem gesunden Spender vor wenigen Minuten entnommene Niere beim Empfänger transplantiert. 3 min
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Transplantationsmediziner begrüßen Spende nach Kreislaufstillstand

MDR AKTUELL Mi 16.10.2024 06:05Uhr 02:57 min

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Transplantationsmedizin Experten erwarten höhere Spenderzahlen durch neuen Organspende-Vorschlag

16. Oktober 2024, 06:30 Uhr

In Deutschland gibt es zu wenige Organspenden. Während in Spanien auf eine Million Einwohner etwa 45 Organspender kommen, waren es 2023 in Deutschland nur zehn. Vor diesem Hintergrund hat die FDP einen Vorstoß unternommen, um die Zahl der Organspenden zu erhöhen. Organspenden sollen künftig nicht nur nach Hirntod, sondern auch nach einem Herz-Kreislaufstillstand möglich sein. Was Mediziner davon halten.

Organspende nach Herz-Kreislaufstillstand? Das klingt in deutschen Ohren eher ungewohnt. Im internationalen Vergleich ist diese Praxis aber durchaus etabliert, erklärt Prof. Mario Schiffer, Generalsekretär der Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG). Man sehe im europäischen Ausland auch, dass die Einführung der Organspende nach Herz-Kreislaufstillstand die Zahl der Organspenden signifikant erhöht habe. Im Vereinigtem Königreich sein fast 40 Prozent aller Spender aus diesen Fällen. "Und das hat signifikant dazu beigetragen, dass die Warteliste in dem Land verkürzt worden ist. Wir haben die gleiche Regelung in den Niederlanden, wir haben die gleiche Regelung in Belgien, in Frankreich, in Spanien", sagte Schiffer.

Diese Regelung bedeutet dabei nicht, dass jeder Herzstillstand einen Patienten zum Spender macht. So erklärt die Transplantationsbeauftragte am Universitätsklinikum Leipzig, Dr. Svitlana Ziganshyna, es gehe um Patienten, "die möglicherweise sogar schon längere Zeit auf der Intensivstation sind und wo man weiß, dass man hier die Therapie nicht weiter fortsetzen würde". Deshalb stelle man die Intensivtherapie ein, weil entweder der Patient es nicht mehr gewollt habe oder es medizinische nicht mehr indiziert sei. Der Patient sterbe dann infolge der beendeten Maßnahmen.

Verbände begrüßen das neue Konzept

Die Spender sterben also in einer kontrollierten und geplanten Situation – alltäglich für Intensivstationen. Wann mit der Organtransplantation nach dem Herz-Kreislaufstillstand begonnen werden darf, ist dabei genau festgelegt, sagt Mario Schiffer von der DTG. Es gebe erstmal eine "no-touch"-Zeit oder Wartezeit, bis man überhaupt anfange. "Um auch sicherzustellen, dass der Kreislauf nicht wieder von selber einsetzt. Und damit haben sie auch ein Erlöschen der Hirnfunktion'', so Schiffer.

Der Hirntod tritt also nachträglich ein. Das Problem: Nach den aktuellen Regeln ist in Deutschland der Hirntod vor dem Herz-Kreislaufstillstand das entscheidende Kriterium für eine Organspende. Und das führt zu absurden Situationen mit Eurotransplant – der Organisation für die Zuteilung von Spenderorganen in acht europäischen Ländern. Das berichtet der Transplantationsmediziner Reiner Günther vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel.

Transplantationsmediziner für Neuregelung

"Wenn jetzt zum Beispiel in den Niederlanden ein Tod im Rahmen dieser Herz-Kreislauf-Tod-Spende eintritt und dort ein Organ für einen deutschen Patienten prinzipiell zur Verfügung stehen würde, dürften wir das nicht akzeptieren."

Diese deutsche Regelung beruhe, so Günther, auf einem veralteten Wissensstand und sei nach heutigen medizinischen Erkenntnissen nicht mehr haltbar. Er wie auch die Deutsche Transplantationsgesellschaft unterstützen dementsprechend den Vorschlag der FDP, Organspende nach einem tödlichen Herz-Kreislaufstillstand zu ermöglichen. Auch Svitlana Ziganshyna vom Universitätsklinikum Leipzig ist dafür und beobachtet, dass Angehörigen der Abschied bei diesem Vorgehen etwas leichter fällt. "Wo sie mitsehen können, dass der geliebte Mensch kalt ist, sich in der Farbe verändert, sie sehen, dass das Leben aus dem Menschen raus ist und hier das Ende ist."

Anders sei es bei einem Hirntod, bei dem der Verstorbene aussehe, als ob er friedlich schlafe.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 16. Oktober 2024 | 06:05 Uhr

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