Organspende Bilanz zum Organspenderegister: Bisher sind 141.000 Menschen eingetragen
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31. Juli 2024, 05:00 Uhr
Wenn das Gehirn eines Menschen nichts mehr macht – bei einem irreversiblen Hirnfunktionsausfall oder umgangssprachlich auch Hirntod – stellt sich die Frage: Dürfen die Organe gespendet werden? Diese Entscheidung kann man seit Mitte März im Organspenderegister eintragen. Das müssen die Kliniken seit Juli auch verpflichtend abfragen. Aber wie gut wird das Register bisher angenommen?
- Bisher haben sich über 141.000 im Organspenderegister eingetragen.
- Damit es noch mehr werden, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine crossmediale Kampagne gestartet.
- Kliniken sind mittlerweile dazu verpflichtet, das Organspenderegister zu nutzen.
Etwas mehr als 141.000 Menschen haben sich in den ersten dreieinhalb Monaten ins Organspenderegister eingetragen. Davon haben sich rund 95 Prozent für die Organspende entschieden, heißt es vom Bundesgesundheitsministerium.
Eintragung zu kompliziert?
Doch es gibt auch Kritik am Register: Es sei zu kompliziert, sich dort einzutragen, heißt es. Dafür braucht man die Online-Funktion des Personalausweises, erklärt Daniela Watzke von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: "Dafür braucht man eben diese PIN und viele Menschen haben die verlegt oder wollten die gar nicht nutzen und die brauche ich erstmal." Von denjenigen Nutzern, die sich schon eingetragen wisse man aber: "Das geht wirklich ganz einfach, wenn ich alles parat habe."
Bundeszentrale startet Werbeoffensive
Damit sich mehr Menschen ins Register eintragen, hat die Bundeszentrale im Juli eine crossmediale Kampagne gestartet: Auf Social-Media-Plattformen und Plakaten etwa wird jetzt dafür geworben. Ist die Zahl der Einträge also so schlecht?
Nein, sagt Svitlana Ziganshyna, Organspendebeauftragte am Universitätsklinikum Leipzig. Sie habe es nicht anders erwartet und glaube, dass das Register künftig einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Organspende in Deutschland haben werde: "Unabhängig von der Wirkung des Registers selbst, wo wir aber keine Erwartung hatten, dass das irgendeinen Einfluss auf Organspenderzahlen nimmt, haben wir noch einen zusätzlichen Nebeneffekt beobachtet, dass wir einfach neue Netzwerke gebildet haben und dass das Thema Organspende wieder zur Sprache gekommen ist." Damit sieht Ziganshyna die Einführung des Registers als sehr positiven Schritt.
Kliniken sind verpflichtet Organspenderegister zu nutzen
In der klinischen Praxis ist das Organspenderegister mittlerweile angekommen: Seit Juli muss es verpflichtend genutzt werden, erklärt Ziganshyna: "Wir gehen praktisch an den speziell vorbereiten Rechner, der entsprechend Zugang hat zu dem Register und identifizieren uns als befugter Arzt, der reinsehen darf. Dann bestätigen wir, dass wir wirklich für eine Person reinsehen, die kurz vor Feststellung des Hirntodes steht oder bei der der Hirntod schon festgestellt ist und dann erst geben wir die Daten dieser Person ein und können sehen, ob für diese Person ein Eintrag im Register vorhanden ist."
Bisher hatte die Medizinerin noch keinen Treffer, aber das habe sie auch nicht erwartet, sagt die Leipzigerin. Sie hoffe aber, dass sich das in Zukunft ändere. Diese Hoffnung teilt auch der Sprecher der Kommission Organtransplantation und -spende der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Klaus Hahnenkamp.
Appell an alle: Entscheidung treffen!
Zwar zeigten Umfragen, dass bis zu 80 Prozent der Deutschen offen für eine Organspende seien, wirklich festhalten würden diese Absicht aber die wenigsten, sagt er. Wichtig sei nur, dass sich mit der jetzigen Entscheidungslösung die Angehörigen in der furchtbaren Situation eines Todes enger Verwandter nicht entscheiden müssen, sagt Hahnenkamp. "Das ist etwas, was man seinen eigenen Angehörigen einfach nicht antun darf und kann. Wir müssen das eruieren, wir müssen fragen, wie sich jemand zur Organspende verhält und da brauchen wir eine Antwort und wenn man darüber nie gesprochen hat, dann führt das dazu, dass sich die Angehörigen in dieser furchtbaren Situation entscheiden müssen. Das wollen wir eigentlich nicht."
Sein Appell deshalb: Entscheiden Sie sich zu Lebzeiten! Dafür sei der Eintrag ins Organspenderegister nicht unbedingt notwendig, aber sinnvoll. Das geht spätestens ab Herbst auch über die Krankenkasse.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 31. Juli 2024 | 05:00 Uhr