Vorbereitetes Ampel-Aus SPD-Minister Heil wirft FDP "Bösartigkeit" vor
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16. November 2024, 12:10 Uhr
Der SPD-Arbeitsminister Heil postete am Samstagmorgen auf der Plattform X, er sei "tief erschüttert über das Verhalten der FDP". Er reagierte damit auf einen "Zeit"-Bericht, nach dem die FDP den Bruch der Ampel-Koalition seit Wochen geplant haben soll. Der FDP-Vizevorsitzende Wolfgang Kubicki verteidigte die Entscheidung zum Ampel-Aus – unabhängig vom Auslöser.
- Mehrere SPD-Politiker kritisieren die FDP für ihren von langer Hand geplanten Ausstieg aus der Koalition.
- Nach Recherchen der "Zeit" und der "Süddeutschen"-Zeitung hatte die FDP bereits seit Ende September mehrere Szenarien durchgespielt.
- Der ehemalige FDP-Finanzminister Christian Lindner hatte Bundeskanzler Olaf Scholz nach dem Koalitionsbruch eine Entlassungsinszenierung vorgeworfen.
Die FDP soll sich einem Medienbericht zufolge monatelang auf ein Ende der Ampel-Koalition vorbereitet haben. Nach Recherchen der "Zeit" soll es seit Ende September mehrere Treffen gegeben haben, in denen verschiedene Szenarien durchgespielt worden seien.
SPD-Politiker haben auf die Medienberichte empört reagiert. "Verantwortung als Fremdwort, Bösartigkeit als Methode: Ich bin tief erschüttert über dieses Verhalten der FDP", schrieb Arbeitsminister Hubertus Heil auf der Plattform X.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach nannte den von der "Zeit" und der "Süddeutschen" Zeitung geschilderten Vorgang eine "unfassbare Enttäuschung". Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt quittierte die "bemerkenswerten" Berichte mit einem knappen "aha".
Der ARD sagte der FDP-Vizevorsitzende Wolfgang Kubicki, es sei "völlig egal", wer behaupte, am Ende der Ampel-Koalition Schuld zu sein, wenn 80 Prozent der Menschen diese Koalition nicht wollten. "Das Aufatmen, das durch Land geht, deutet darauf hin: es war insgesamt die richtige Entscheidung – egal wer sie ausgelöst hat."
FDP plante Koalitionsende offenbar seit Wochen
An den Vorbereitungen zum Ampel-Aus hätten unter anderen die damaligen FDP-Minister teilgenommen. Die "Zeit" beruft sich auf Schilderungen mehrerer Personen, die mit den Vorgängen vertraut gewesen seien. Zudem habe die Redaktion Dokumente eingesehen, die in diesen Wochen entstanden seien. Die betroffenen FDP-Politiker hätten sich auf Anfrage nicht äußern wollen.
Der frühere Justizminister Marco Buschmann erklärte demnach, dass er die zitierten Äußerungen weder bestätigen noch dementieren wolle. Ex-Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, FDP-Fraktionschef Christian Dürr und der inzwischen aus der FDP ausgetretene Verkehrsminister Volker Wissing ließen demnach ausrichten, dass sie grundsätzlich nicht aus internen Sitzungen berichteten.
Die "Zeit" zitierte zudem einen Parteisprecher mit den Worten, es habe in den vergangenen Monaten "immer wieder und in verschiedenen Runden eine Bewertung der Regierungsbeteiligung" stattgefunden. "Selbstverständlich wurden immer wieder Szenarien erwogen und Stimmungsbilder eingeholt."
Lindner wirft Scholz "Entlassungsinszenierung" vor
SPD und FDP hatten sich in den vergangenen Tagen wechselseitig vorgeworfen, das Ende der Ampel-Koalition provoziert zu haben. FDP-Chef Christian Lindner warf Bundeskanzler Olaf Scholz nach seinem Rauswurf aus der Koalition eine "Entlassungsinszenierung" vor.
Für Wirbel sorgten in dieser Woche auch Äußerungen des neuen Bundesfinanzministers Jörg Kukies (SPD) zum Ablauf des Zerbrechens der Ampel-Koalition. Kukies war am Dienstag beim Wirtschaftsgipfel der "Süddeutschen Zeitung" gefragt worden, wann er gewusst habe, dass er eine neue Aufgabe bekomme. Der bisherige Wirtschaftsberater des Kanzlers antwortete: "sehr kurz davor". Auf Nachfrage präzisierte er: "Einen Tag vor dem Mittwoch, dem Koalitionsausschuss, haben wir zum ersten Mal abstrakt darüber gesprochen, dass das eine Möglichkeit sein könnte."
Aus den Reihen von Union und FDP wurde dem Kanzler daraufhin vorgeworfen, er habe den Rauswurf des bisherigen Finanzministers Lindner und damit den Bruch der Ampel-Koalition beim Koalitionsausschuss vor einer Woche gezielt herbeigeführt.
dpa (kar)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 16. November 2024 | 07:00 Uhr
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