Eine Seniorin hält einen Telefonhörer an ihr Ohr (gestellte Szene).
Bei der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt gibt es immer wieder Beschwerden wegen unerlaubter Werbeanrufe, bei denen teils aggressiv etwa für Photovoltaikanlagen geworben wird (Symbolbild). Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Britta Pedersen

Unerlaubte Telefonwerbung Immer mehr aggressive Werbeanrufe für Solaranlagen und Balkonkraftwerke

11. Juni 2024, 05:00 Uhr

Fast 35.000 Beschwerden wegen unerlaubter Telefonwerbung sind im vergangenen Jahr bei der Bundesnetzagentur eingegangen. Meist ging es dabei um das Thema Energieversorgung. Nach Angaben der Behörde ist ein deutlicher Trend hin zu besonders schweren Belästigungen erkennbar. Auch der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt sind Dutzende solcher Fälle bekannt, die Dunkelziffer ist vermutlich hoch. Dabei drohen Werbeanrufen hohe Bußgelder, wenn Betroffene ihnen dafür keine Erlaubnis erteilt haben.

Immer wieder klingelt das Telefon, immer wieder sind Menschen am Apparat, die sagen, sie seien Mitarbeiter des Solar-Startups Enpal. Und diese Personen versuchen immer wieder, Photovoltaik-Anlagen zu verkaufen.

Darüber ärgert sich seit einiger Zeit eine MDR AKTUELL-Hörerin, die anonym bleiben will. "Ich habe immer gesagt, ich bin nur Mieter und habe kein Interesse. Auch wegen meines fortgeschrittenen Alters und weil ich das auch nicht entscheiden kann, da ich nur eine Mietwohnung habe. Darauf sind sie gar nicht eingegangen. Dann wurde mir die Frage gestellt, ob ich nicht noch einen Mieter hätte, der das dann übernehmen könnte. Also, unmöglich!"

Auch mehrere Nachbarn hätten solche Anrufe bekommen, berichtet die Hörerin.

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Dr. Martin Gerigk, Rechtsanwalt für öffentliches Recht und Mitglied im Deutschen Anwaltverein erklärt, was Sie gegen unerwünschte kommerzielle oder auch politische Postwurfsendungen tun können.

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Enpal weist Verantwortung von sich

Die Werbeanrufe sind auch deshalb problematisch, weil die Betroffene nach eigener Aussage vorab keine Einwilligung dafür erteilt hat. Heißt: Sie hätte gar nicht zu Werbezwecken angerufen werden dürfen.

Der Sprecher von Enpal, Wolfgang Gründinger, versichert aber, dass in seinem Unternehmen so etwas nicht stattfindet. "Enpal betreibt auf gar keinen Fall unerlaubte Telefonwerbung. Wir rufen nur Menschen an, die uns vorher ihre Einwilligung auf unserer Homepage gegeben haben. Diese Telefonanrufe stammen auf keinen Fall von Enpal. Das können wir ausschließen. Das sind Betrüger, die mit dem guten Ruf und dem guten Namen von Enpal Schindluder betreiben und versuchen, Menschen über's Ohr zu hauen."

Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt sind Dutzende Fälle bekannt

Die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt hat regelmäßg mit Beschwerden gegen verschiedenste Anbieter von Photovoltaikanlagen zu tun. Letztes Jahr waren es 85, dieses Jahr bisher 32. Allerdings geht es nur in einem Bruchteil davon um unerlaubte und aggressive Telefonwerbung.

Das sei aber nicht ungewöhnlich, sagt Sybille Schwarz von der Verbraucherzentrale. Meist kämen Beschwerden erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen sei, also beispielsweise ein Vertrag geschlossen wurde. Über Anrufe würden sich generell nur wenige beschweren. Die Dunkelziffer könnte also wesentlich höher sein. "Es ist uns natürlich auch bewusst, dass nicht jeder kommt, dass sich manch einer sicherlich woanders kundig macht und manch einer das auch akzeptiert, wenn er da so einen Werbeanruf bekommt. Das ist auch in anderen Fällen, anderen Bereichen erkennbar, dass das meist die Spitze des Eisbergs darstellt."

Hohe Bußgelder für unerlaubte Telefonwerbung

Die Fälle, in denen sich Betroffene an die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt gewandt haben, liefen meist sehr ähnlich ab, schildert Schwarz. "Erfahrungsgemäß rufen die Vertreter an und versuchen dann, für ihre PV-Anlage aktiv ein Angebot zu unterbreiten und versuchen natürlich auch, Haustürbesuche zu vereinbaren, um dann die Verbraucher zu Vertragsabschlüssen zu drängen."

Wem das passiert, kann sich an die Verbraucherzentrale wenden, die dann entweder das Gespräch mit dem Anbieter sucht, Abmahnungen veranlasst oder aber rechtliche Schritte einleitet.

Eine weitere Anlaufstelle ist die Bundesnetzagentur. Die kann für unerlaubte Telefonwerbung Bußgelder von bis zu 300.000 Euro verhängen. Allein im Energiesektor ist das im vergangenen Jahr dreimal passiert. Die Bußgelder lagen dabei jeweils nur knapp unter der genannten Höchstgrenze.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. Juni 2024 | 06:00 Uhr

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