Malaria, Dengue-Fieber & Co. Forscher erwarten Anstieg von Tropenkrankheiten durch Klimakrise
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24. Mai 2024, 11:03 Uhr
Wenn von Malaria die Rede ist, dann denkt man nicht als erstes an Deutschland. Doch auch hierzulande hört man immer häufiger von Infektionen, denn durch die Klimakrise werden tropische Krankheiten immer präsenter. Aus Sicht von Forschern und Medizinern werden wir uns künftig wohl daran gewöhnen müssen.
- Die Malaria-Fälle in Deutschland nehmen zu, dennoch geht Infektiologe Christoph Lübbert nicht von einer bevorstehenden Malaria-Epidemie aus.
- Forscher erwarten aber, dass auch weitere Tropenkrankheiten wie das Gelb- oder Denguefieber in Deutschland zunehmen werden.
- Ein Grund dafür ist die Klimakrise.
Obwohl man das nicht vermuten würde, ist Malaria in Deutschland nichts Neues. Im Gegenteil: Die Tropenkrankheit gibt es hier schon immer. Bereits im Mittelalter hat es in unseren Breiten ganze Malaria-Epidemien gegeben.
Infektiologe hält Malaria-Epidemie in Deutschland für unwahrscheinlich
Dass es noch mal so weit kommt, glaubt Christoph Lübbert nicht. Lübbert ist Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Tropenmedizin am Leipziger St. Georg Klinikum. Er sagt: "Die Malaria ist weiter da und der Klimawandel wird die Verbreitung der Malaria befördern. Sie wird aber höchstwahrscheinlich nicht dauerhaft nach Europa zurückkehren."
Trotzdem werde die Krankheit besonders in den heißen Sommermonaten eingeschleppt und hier durch die Überträgermücke, die Anopheles Mücke, die es auch in Europa gibt, lokal verbreitet. "Das ist durchaus vermehrt denkbar und das findet ja auch schon statt." Allein im vergangenen Jahr hat das Klinikum 18 Malaria-Patienten behandelt. Und dabei – also bei Malaria – wird es wohl nicht bleiben.
Auch Gelb- und Denguefieber zu erwarten
Der Insektenforscher Frank Steinheimer von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg geht davon aus, dass die Zahl tropischer Krankheiten in Deutschland weiter steigen wird. Denn inzwischen habe sich auch eine tropische Mückenart hier angesiedelt: die Tigermücke. "Die Tigermücke überträgt ganz viele Krankheiten. Bekannt ist das Gelbfieber oder auch das Denguefieber. Gegen Gelbfieber kann man impfen, Dengue ist relativ gefährlich. Vor allem, wenn man es das zweite Mal bekommt, kann das auch eine Gehirnverstopfung in den Arterien auslösen."
Klimawandel lässt Erreger länger überleben
Der Klimawandel hat aber nicht nur die Tigermücke nach Deutschland gebracht. Nach Aussage von Steinheimer sorgt er durch warme Sommer und milde Winter außerdem dafür, dass etwa die Malaria-Erreger immer länger überleben – und möglicherweise sogar bald den Winter überdauern könnten. "Und drittens: Es kommen auch mehr Menschen durch Flüchtlingsbewegungen zu uns, die diese Krankheiten in sich tragen, also dann diese Erreger mitbringen und dann auf die schon hier 'wartenden' neuen tropischen Insekten übertragen können. Und dann sind die Zyklen geschlossen."
Die gelte es dann zu unterbrechen. Es werde ein Wettlauf beginnen zwischen Medizin und tropischen Krankheiten, vermutet Steinheimer, der der Situation sogar etwas Positives abgewinnen kann. Denn wenn auch der reiche Norden von Krankheiten betroffen sei, unter denen Menschen in Afrika schon seit Jahrtausenden litten, dann würden diese Krankheiten und besonders deren Bekämpfung nun wohl endlich mehr Aufmerksamkeit erfahren.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 23. Mai 2024 | 14:47 Uhr