Sportwetten KI kann Fußballergebnisse relativ gut vorhersagen – wenn nichts Unvorhergesehenes passiert
Hauptinhalt
26. Juni 2024, 07:39 Uhr
Künstliche Intelligenz (KI) kann Ergebnisse von Fußballspielen mittlerweile relativ gut vorhersagen. Allerdings gibt es Faktoren, wie Verletzungen, die auch KI nicht so schnell berücksichtigen kann. Neben Sportwetten kann KI aber auch in vielen anderen Bereichen im Sport eingesetzt werden.
- KI kann relativ gut Fußballergebnisse vorhersagen – aber es gibt auch Grenzen.
- Es gibt viele Einsatzmöglichkeiten von KI im Sport.
- Sportwettenanbieter Tipico bezweifelt, dass durch KI mehr Menschen an Sportwetten teilnehmen.
Den zahlreichen Tier-Orakeln, die es auch bei dieser EM wieder gibt, könnte es bald ähnlich ergehen wie so mancher menschlichen Fachkraft: KI könnte sie ihre Jobs kosten. Denn Daten zum Profifußball lägen massenweise vor und so könnten KI-Systeme inzwischen relativ fundierte Vorhersagen treffen, erklärt Oliver Müller, Professor für Wirtschaftsinformatik und Datenanalyse an der Universität Paderborn.
An ihre Grenzen stoßen sie, wenn kurzfristige Ereignisse eintreten oder neue Faktoren dazukommen. Am Beispiel der EM bezieht sich Müller beispielsweise auf 16-jährige Superstars, die noch in keiner Datenbank zu finden seien. Oder auf kurzfristige Verletzungen: "Das kann die KI nicht immer so schnell berücksichtigen. Je nachdem, wann eine Wette platziert werden soll und vielleicht noch gar nicht klar ist, wer verletzt ist oder wer nicht verletzt ist oder wer spielen darf", sagt Müller.
Vielseitiger Einsatz von KI im Sport
Auch das Unternehmen Plaier sammelt Sportdaten und bereitet diese mit einer eigenen KI-Software auf. Es hat einen Chat-Bot entwickelt, der auf Whatsapp Fragen beantwortet: Wie spielt Georgien gegen Portugal? Oder: Wird meine Mannschaft besser, wenn ich Spieler X einkaufe? Vor allem für Vereine sei das interessant, erklärt Maik Nöcker, der das Tool mit entwickelt hat.
Die KI könne außerdem eine relativ minutengenaue Steuerung der Belastung von Spielern voraussagen. Das ist laut Nöcker wichtig, wenn es darum geht, Spieler nach einer Verletzung wieder langsam in den Leistungsbereich heranzuführen: "Da können wir sehr genau voraussagen, wie lange er eingesetzt werden kann, ab wann er eingesetzt werden kann und wann er wieder ausgewechselt werden muss."
Die Anbieter von Sportwetten nutzen KI vor allem im Bereich Spielerschutz: Eine Software analysiert das Spielverhalten und warnt frühzeitig, wenn jemand suchtgefährdet scheint. Das berichtet Matthias Folkmann, Sprecher bei Deutschlands größtem Sportwettenanbieter Tipico. Auch Betrug und Spielmanipulation können KI-Systeme erkennen.
KI: England gewinnt EM
Wettprognosen sind also nur ein kleiner Einsatzbereich für KI im Sport. Und dass die Möglichkeit, sich einen Tipp von einer KI zu holen, mehr Leute dazu bringe, zu wetten, bezweifelt Folkmann: "Der Kunde schaut einfach auf die Quote und er sieht daran, wie es der Buchmacher bewertet." Das heißt, für den Sieg Deutschlands gegen Schottland im Eröffnungsspiel der EM etwa habe es eine bestimmte Wahrscheinlichkeit gegeben und die sei auch kein Geheimnis gewesen.
Der Chatbot von Plaier müsse derzeit trotzdem vor allem EM-Ergebnisse vorhersagen. Was sein Entwickler Maik Nöcker ein bisschen bedauert – schließlich könne die KI so viel mehr, sagt er. Er müsse allerdings zugeben, dass sie bei der EM bisher ungewöhnlich oft danebenlag: "Das trifft aber nicht nur uns allein. Woran das liegt, weiß ich ehrlicherweise noch nicht so ganz genau. Ansonsten waren wir schon wirklich sehr präzise."
Dennoch könne das von Plaier vorhergesagte Finale noch eintreten. Und das würde dann bedeuten: Deutschland gegen England – England gewinnt.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 26. Juni 2024 | 06:25 Uhr