Migration Sinkende Zahl der Asylanträge entlastet Kommunen, Herausforderungen bleiben
Hauptinhalt
16. Dezember 2024, 14:34 Uhr
Nach Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind in diesem Jahr deutlich weniger Geflüchtete gekommen. Während das die Kommunen bei der Unterbringung entlastet, bleibt die Lage bei der Integration von Geflüchteten eine Herausforderung.
- Die Zahl der Asylanträge hat deutschlandweit geringsten Stand seit 2022 erreicht.
- In Sachsen hat sich die Zahl der Asylanträge im Vergleich zum Vorjahr mehr als halbiert, auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt sind die Zahlen stark gesunken.
- Die sächsischen Kommunen spüren deutliche Entlastung bei der Unterbringung der Geflüchteten, die Integration bleibt eine Herausforderung.
Die Zahl der Asylanträge ist in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Dies geht aus Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hervor. Das sorgt auch für Entlastungen in den Kommunen, doch die Lage bleibt angespannt.
Die Zahl der Asylanträge in Deutschland hat im November den tiefsten Monatswert seit zweieinhalb Jahren erreicht. Laut BAMF stellten im November insgesamt 17.730 Menschen in Deutschland einen Antrag auf Asyl, darunter sind 16.127 Erstanträge und 1.603 Folgeanträge. Einen niedrigeren Monatswert meldete die Behörde zuletzt im Juli 2022 mit damals insgesamt 15.165 Anträgen.
Auch insgesamt ist die Zahl der Asylanträge deutlich gesunken. Von Januar bis November 2024 hat es knapp 236.000 Anträge gegeben, wie das BAMF mitteilte. Im gesamten Jahr 2023 waren es fast 352.000, 2022 insgesamt 244.000.
Geflüchtete: In Sachsen hat sich die Zahl halbiert
In Sachsen sind in diesem Jahr laut Landesdirektion bisher etwa 9.500 Geflüchtete angekommen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl damit mehr als halbiert, erklärte Valerie Eckl von der Behörde im Gespräch mit MDR AKTUELL. Damit sei das Level von 2020 erreicht worden.
Die Hauptherkunftsländer sind für 2023 und 2024 in Sachsen gleich.
"Die Hauptherkunftsländer sind für 2023 und 2024 in Sachsen gleich", so Eckl. Die meisten Geflüchteten kommen aus Syrien, Venezuela, Afghanistan sowie der Türkei. Dass Venezuela zu den Hauptherkunftsländern gehört, liege an den Zuständigkeiten der Bundesländer. Sachsen ist neben Bayern das Bundesland, auf das Geflüchtete aus Venezuela verteilt werden.
Eine Veränderung hat Eckl bei der Flüchtlingsbewegung insgesamt festgestellt. In den vergangenen Jahren war die Zahl der Neuankömmlinge in den Sommermonaten jeweils deutlich höher als im Winter. Dieses Jahr sei es anders.
Weniger Asylbewerber in Sachsen-Anhalt und Thüringen
Auch in Thüringen sind bislang weniger Flüchtlinge aufgenommen worden. Von Januar bis November 2024 sind laut BAMF rund 6.600 Erstanträge auf Asyl gestellt worden.
Die gesunkenen Ankünfte und auch die gezielte Verteilung innerhalb Thüringens hätten laut Landesinnenministerium dazu geführt, dass die Landeserstaufnahme in Suhl deutlich unter ihrer Kapazitätsgrenze bleibe. Im vergangenen Jahr hatte es dort zeitweise Aufnahmestopps gegeben.
In Sachsen-Anhalt sind es laut BAMF in diesem Jahr bisher knapp 6.900 Asylanträge gewesen – auch dies ist ein deutlicher Rückgang.
Entlastung für Kommunen, aber weniger Mittel für Integration
In Sachsen machen sich die niedrigeren Asylzahlen inzwischen in den Kommunen bemerkbar. Die stellvertretende Vorsitzende des Landkreistags, Veronika Müller sagte MDR AKTUELL, die Lage bei der Unterbringung der Geflüchteten habe sich etwas entspannt. Probleme gebe es aber bei der Integration der bereits Angekommenen.
"Damit kommen wir derzeit nicht hinterher", sagte Müller. "Und das Problem ist auch nicht kleiner geworden, weil nach wie vor ja eine sehr hohe Anzahl an Asylbewerbern in den Landkreisen vor Ort ist." Müller geht davon aus, dass sich das Problem noch weiter verschärfen wird. Aufgrund der Haushaltslage in Sachsen stünden künftig weniger Mittel für die Integration zur Verfügung.
MDR(dpa/mpö/mru)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 16. Dezember 2024 | 08:12 Uhr