
Studie Bis 2030 fehlen in Mitteldeutschland etwa 80.000 Sozialwohnungen
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05. Februar 2025, 22:12 Uhr
Seit Jahren kommen Bund, Länder und Kommunen beim Wohnungsbau kaum voran. Bis 2030 fehlen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen etwa 80.000 Sozialwohnungen. Konkrete Bauziele, um diese Lücke zu schließen, hätten die Parteien vor der anstehenden Bundestagswahl bisher nicht vorgelegt, kritisierte das Bündnis "Soziales Wohnen".
- Aktuell fehlen deutschlandweit rund 550.000 Sozialwohnungen.
- Bis 2030 wird sich diese Zahl fast verdoppeln.
- Der Verbändebündnis "Soziales Wohnen" fordert eine Bund-Länder-Förderung von rund elf Milliarden Euro jährlich.
Das Verbändebündnis "Soziales Wohnen" warnt vor einer größer werdenden Lücke zwischen verfügbaren und tatsächlich benötigten Sozialwohnungen in Deutschland. Insgesamt fehlen aktuell rund 550.000 Sozialwohnungen, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Pestel-Instituts im Auftrag des Bündnisses.
Seit Mitte der Neunzigerjahre sei die Zahl der Sozialwohnungen kontinuierlich gesunken auf zuletzt nur noch gut eine Million. In den kommenden Jahren sei jedoch mit wachsendem Bedarf zu rechnen, unter anderem wegen des Renteneintritts vieler Geringverdiener.
210.000 neue Sozialwohnungen pro Jahr nötig
Bis 2030 müssten pro Jahr theoretisch mindestens 210.000 Sozialwohnungen neu geschaffen werden, vor allem per Neubau, teilte das Verbändebündnis mit. Hinzu komme der Ankauf und die Verlängerung von Belegungsrechten für einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen.
Was ist das Bündnis "Soziales Wohnen"? Zum Bündnis "Soziales Wohnen" gehören der Deutsche Mieterbund, die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Fachverbände der Caritas und Verbände der Bauindustrie.
Auch in Mitteldeutschland Mangel an Sozialwohnungen
Auch in Mitteldeutschland macht sich der Mangel an Sozialwohnungen bemerkbar. Seit 2015 hat sich beispielsweise der Bestand in Thüringen um ein Drittel verringert. 2023 hat es im Land rund 12.600 geförderte Wohnungen gegeben, ein Jahr zuvor waren es noch rund 800 mehr. Problematisch ist dem Bündnis zufolge neben dem schwindenden Bestand der geringe Neubau von Sozialwohnungen. In Thüringen waren es demnach vergangenes Jahr nur 73 geförderte Neubauten.
Auch in Sachsen-Anhalt werden bis 2030 rund 21.000 weitere Wohnungen benötigt, in Sachsen sogar mehr als 47.000 zusätzliche.
Ampel-Koalition hat Ziele für Wohnungsbau verfehlt
Das Bündnis kritisiert, die ambitionierten Ziele der Ampel-Regierung beim Wohnungsbau seien deutlich verfehlt worden – trotz einer "deutlichen Erhöhung der Bundesmittel" zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus. Wenn alle Menschen mit Anspruch auf eine Sozialwohnung tatsächlich eine bekommen sollten, wären bundesweit rund 5,6 Millionen solcher Wohneinheiten nötig, erklärte der Wirtschaftswissenschaftler Matthias Günther vom Pestel-Institut.
Von der neuen Bundesregierung wünscht sich das Bündnis mehr Planungssicherheit und eine fest eingeplante Bund-Länder-Förderung von rund elf Milliarden Euro jährlich. Damit könnten dann jedes Jahr deutschlandweit 100.000 neue Sozialwohnungen gebaut werden.
epd, dpa, MDR (smk)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 05. Februar 2025 | 11:05 Uhr