Wohnungsbau Wohngenossenschaft in Dresden baut wegen Baukrise WBS-70-Platte um
Hauptinhalt
14. August 2024, 08:06 Uhr
Explodierende Baukosten und die Bürokratie mit aktuell 20.000 Bauvorschriften machen Bauunternehmen das Leben schwer. Die Baukrise zwingt auch Wohngenossenschaften zum Umdenken. MDR SACHSEN-Reporter Lukas Meister hat sich bei der Eisenbahner-Wohnungsbaugenossenschaft in Dresden (EWG) umgehört. Zum 70. Geburtstag hat sie die Zukunft ihrer knapp 9.000 Bestandswohnungen auf dem Zettel.
- Die Wohngenossenschaft EWG in Dresden kann sich aktuell keine größeren Neubauprojekte mehr leisten.
- Aus früheren WBS-70-Platten in Dresden enstehen größere und moderne Wohnungen in Dresden.
- Trotz der Baukrise wollen Wohnungsbaugenossenschaften wie die EWG ihren Mitgliedern preisgünstige Mieten anbieten.
Wie schafft man bezahlbaren Wohnraum angesichts steigender Baukosten? Das treibt die Wohnungsbaugenossenschaften in Sachsen um. Wie nun die Dresdner Eisenbahner-Wohngenossenschaft (EWG) zu ihrem 70. Gründungsjubiläum mitteilte, hat sie Neubaupläne auf Eis gelegt und die Investitionen dafür gestrichen. Stattdessen will sie mittelfristig ihre 8.700 Bestandswohnungen, darunter viele im Plattenbau, umbauen und modernisieren. Allein 2024 steckt die EWG mehr als 28 Millionen Euro hinein.
Neubau lohnt nur mit hohem Zuschuss
Ein Neubau ohne massive Zuschüsse von Bund und Land lohnt sich nicht, sagte EWG-Vorstand Antje Neelmeijer MDR SACHSEN. Mit Mieten zwischen 15 und 20 Euro pro Quadratmeter sei das noch machbar. "Aber nicht, wenn man bezahlbare Mieten deutlich unter zehn Euro anbieten möchte." Die EWG versuche zumindest, das zu schaffen, was es in Dresden wenig und zu einem akzeptablen Mietpreis gibt, wie Senioren- und Familienwohnungen. Dafür hat sie einen Plan, der auch den Bau betrifft.
Mit einer Miete von 15, 17, 18 oder 20 Euro ist Neubau noch machbar. Aber nicht, wenn man deutlich unter zehn Euro pro Quadratermeter bleiben möchte, damit es die Menschen, die in den Wohnungen wohnen möchten, auch bezahlen können.
Neues Leben für WBS-70-Bauten
Die 1.600 Plattenbauwohnungen der EWG im Dresdner Westen werden modernisiert, erklärte Neelmeijer. Dabei werden beispielsweise zwei Kleinstwohnungen mit etwa 26 Quadratmetern Fläche ohne Balkon zusammengelegt und energetisch mit modernen Heizungen und Wärmedämmung saniert. Dafür gebe es eine hohe Nachfrage unter den Mitgliedern.
Auf diese Weise entstehen aktuell auf der Hainbuchenstraße in Gorbitz Quartiere für Senioren und Familien aus komplett umgebauten WBS-70-Einraum-Wohnungen.
Bezahlbare Kaltmiete unter Durchschnitt
Doch sind auch die modernen Wohnungen bezahlbar, wie es dem Credo von Genossenschaften entspricht? Die EWG plant mit durchschnittlichen Kaltmieten von 7,50 Euro pro Quadratmeter. Das liegt unterhalb der Durchschnittsmiete in Dresden von 8,45 Euro pro Quadratmeter. Das sei für die EWG an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit, hieß es. Denn auch die Baukosten für Modernisierung sind gestiegen. Laut EWG-Vorstand Michael Reichel kosten sie heute genau so viel wie früher der Neubau.
So funktionieren Genossenschaften für Wohnen (zum Ausklappen):
Die Wohnungsbaugenossenschaft setzt sich aus ihren Mitgliedern zusammen, die vor dem Bau oder Einzug von Wohnungen Anteile an der Genossenschaft kaufen (Fachbegriff: zeichnen). Der Wohnungsbestand wird entsprechend den Bedürfnissen der Mitglieder angepasst und verwaltet. Dafür wählen die Mitglieder nach dem Prinzip der Selbstverwaltung alle fünf Jahre eine Vertreterversammlung, die über wichtige Bau- oder Sanierungsprojekte entscheidet.
Quelle: Marketinginitiative der Wohnungsbaugenossenschaften Deutschland e.V.
MDR (wim/lum)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten aus dem Regionalstudio Dresden | 13. August 2024 | 10:30 Uhr