Schüler der zweiten Klasse einer Grundschule 3 min
  • Audio: Eine Studie des Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat ergeben, dass Kinder mit Migrationshintergrund tendenziell in der Schule sogar besser bewertet werden.
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Schule und Migration Studie: Lehrer benoten Kinder mit Migrationshintergrund nicht schlechter

23. Januar 2025, 07:57 Uhr

Fast ein Drittel der Schülerinnen und Schüler in Deutschland hat mittlerweile eine Migrationsgeschichte. Und gerade sie haben zum großen Teil Schwierigkeiten beim Lernen. Seit Jahren schneiden Kinder mit Migrationshintergrund bei der Pisa-Studie schlechter als andere ab. Woran liegt das? Bekommen sie systematisch schlechtere Noten? Eine Studie hat das jetzt untersucht.

Julia Bredtmann und ihre Kollegen vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung haben Bewertungen von mehr als 80.000 Schülerinnen und Schülern untersucht. Die Kinder mussten Tests in Deutsch und Mathe absolvieren. Ihre Ergebnisse wurden anonym bewertet. Die Lehrerinnen und Lehrer wussten also nicht, wer den Test geschrieben hatte. Danach wurden die Bewertungen mit den regulären Noten der Schüler verglichen.

Mit folgendem Ergebnis: "Wir finden das Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund zwar im Durchschnitt schlechtere Noten haben als vergleichbare Schülerinnen und Schüler ohne Migrationshintergrund. Jedoch finden wir keinen Hinweis darauf, dass diese schlechtere Benotung aufgrund einer Diskriminierung durch die Lehrkräfte geschieht."

Zwei Hände fixieren die Schrauben an einen Schild mit der Aufschrift "Schulleitung". 1 min
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Kinder mit Migrationshintergrund tendenziell sogar besser bewertet

Es sei sogar so, dass Schüler mit Migrationshintergrund von den Lehrern weniger streng bewertet würden, sagt Bredtmann. Gerade in Klassen mit vielen leistungsschwachen oder sozial benachteiligten Schulkindern sei diese Tendenz besonders stark ausgeprägt. "Wir vermuten, dass Lehrkräfte im Prinzip bei der Benotung tendenziell versuchen, Benachteiligungen, sei es aufgrund des sozioökonomischen Hintergrundes oder von Sprachfähigkeiten, auszugleichen". Im Zweifel, wenn ein Schüler und eine Schülerin zwischen zwei Noten stehe, werde bei Kindern mit Migrationshintergrund tendenziell etwas besser bewertet.

Kritik an mangelnder Unterscheidung zwischen Schulformen in Studie

Sandra Gilgen von der Universität Bern kritisiert die Studie des Leibniz-Instituts. Sie bemängelt, dass bei den anonymisierten Tests der Schüler nicht nach Schulformen unterschieden wurde. Es sei anzunehmen, dass bei gleichen Tests Schüler in Gymnasien strenger bewertet würden als in der Real- oder Hauptschule. Wenn dieser Unterschied in der Studie nicht kontrolliert worden sei, erscheine es so, als erhalte man in der Hauptschule einfach bessere Noten. "Weil wir wissen, dass Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder und Jugendliche aus sozial unterprivilegierten Familien eher übervertreten sind in Schulformen mit niedrigeren Anforderungen, dann sehen wir das Problem. Dann würde es so erscheinen, als würden sie bevorzugt werden, weil sie bessere Noten erhalten", erklärt Gilgen.

Bildung der Familie spielt größere Rolle bei schlechten Noten

Studienautorin Julia Bredtmann dagegen glaubt nicht, dass die fehlende Unterscheidung nach Schulformen die Ergebnisse beeinflusst hat. Auch Jörg Dollmann von der Universität Mannheim hält die Resultate für glaubwürdig. Andere Studien kämen zu ähnlichen Befunden, sagt der Sozialforscher. Oft lägen die schlechteren Noten der Schüler mit Migrationshintergrund nicht an einer Diskriminierung durch die Lehrer, sondern am sozialen Hintergrund der Kinder. Viele dieser Schüler kämen aus sozial schwächeren Familien.

Dollmann sagt, das sei ein Problem, womit auch Familien ohne jegliche Migrationsgeschichte zu kämpfen hätten, die über einen etwas geringeren Bildungsstand verfügten. "Also auch die haben Schwierigkeiten. Das ist auch was, was uns die Pisa-Studie immer wieder zeigt, dass gerade die sozialen Unterschiede in Deutschland besonders stark ausgeprägt sind, also jetzt mal völlig unabhängig von Personen mit oder ohne Migrationshintergrund.", sagt Dollmann.

Trotzdem, so Dollmann, heißt das nicht, dass Kinder mit Migrationsgeschichte keine Diskriminierung an Schulen erfahren. Befragungen zeigten, dass sie im Alltag oft abfällige Bemerkungen ertragen müssten.

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