Sprache "Remigration" ist Unwort des Jahres 2023
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15. Januar 2024, 14:31 Uhr
Das Unwort des Jahres 2023 lautet "Remigration". "Rechter Kampfbegriff" und "beschönigende Tarnvokabel" – so beschreibt die Jury das Unwort des Jahres. Was mit seiner Verwendung gefordert werde, verletze die Grundrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte. Der Begriff sei hochaktuell.
- "Remigration" derzeit in aktueller Debatte
- "Sozialklimbim" und "Heizungs-Stasi" auf weiteren Plätzen
- 2.301 Einsendungen zu Vorschlägen
Das Unwort des Jahres 2023 lautet "Remigration". Das gab die sprachkritische Unwort-Aktion in Marburg bekannt. Das Wort sei in der Identitären Bewegung, in rechten Parteien sowie weiteren rechten bis rechtsextremen Gruppierungen zu einem Euphemismus für die "Forderung nach Zwangsausweisung bis hin zu Massendeportationen von Menschen mit Migrationsgeschichte" geworden, begründete die Jury ihre Entscheidung. Man kritisiere die Verwendung des Wortes, weil es im vergangenen Jahr als "rechter Kampfbegriff, beschönigende Tarnvokabel und die tatsächlichen Absichten verschleiernder Ausdruck gebraucht wurde". Tatsächlich solle damit eine menschenunwürdige Abschiebepraxis verschleiert werden.
"Remigration" derzeit in aktueller Debatte
Mit ihrer Unwort-Auswahl greift die mehrheitlich aus Sprachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern bestehende Jury eine hochaktuelle Debatte auf. Am vergangenen Mittwoch hatte die Recherche-Plattform Correctiv Rechercheergebnisse zu einem Treffen in einer Potsdamer Villa veröffentlicht, an dem im November auch einzelne AfD-Funktionäre sowie einzelne Mitglieder der CDU und der Werteunion teilgenommen hatten.
Die Sprachwissenschaftlerin und Jury-Sprecherin Constanze Spieß hatte bereits im Dezember berichtet, dass "Remigration" unter den Einsendungen für die Unwort-Kür war – also schon vor der nun aktuellen Debatte.
"Remigration" – Rückwanderung von Menschen in ihr Heimatland "Remigration" ist ursprünglich ein sozialwissenschaftlicher Begriff, das Phänomen wird in mehreren Fachdisziplinen wissenschaftlich untersucht, etwa der Geografie, der Soziologie, der Politikwissenschaft und der Volkswirtschaftslehre. Es bezeichnet die Rückwanderung von Menschen in ihr Heimatland, aus dem sie ursprünglich migriert sind, und schließt sowohl die freiwillige als auch die unfreiwillige Rückkehr ein. (Quelle: epd)
"Sozialklimbim" und "Heizungs-Stasi" auf weiteren Plätzen
Auf Platz zwei setzte die Jury den Begriff "Sozialklimbim", der im Zuge der Debatte um die Kindergrundsicherung verwendet worden sei. Durch diese Wortwahl werde die Gruppe einkommens- und vermögensschwacher Personen herabgewürdigt und diffamiert und zugleich die Gruppe der Kinder, die von Armut betroffen oder armutsgefährdet seien, stigmatisiert.
Den dritten Platz belegt der Begriff "Heizungs-Stasi". Die Jury kritisierte den mit Blick auf das Gebäudeenergiegesetz verwendeten Ausdruck als "populistische Stimmungsmache gegen Klimaschutzmaßnahmen".
2.301 Einsendungen zu Vorschlägen
Das Unwort des Jahres wurde nach verschiedenen Kriterien aus Vorschlägen ausgewählt, die Bürgerinnen und Bürger bis 31. Dezember 2023 eingereicht hatten. Insgesamt gab es dieses Mal 2.301 Einsendungen, das waren deutlich mehr als im vorangegangenen Jahr. Sie enthielten 710 verschiedene Begriffe, von denen knapp 110 den Kriterien der Jury entsprachen.
Als Unwort kommen nach Angaben der Verantwortlichen Begriffe und Formulierungen in Frage, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sind. Wie häufig ein Begriff vorgeschlagen wurde, ist nicht entscheidend für die Unwort-Kür. Für 2022 war die Wahl auf "Klimaterroristen" gefallen.
dpa/AFP/epd(das)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 15. Januar 2024 | 10:00 Uhr
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