Religion Warum es im Programm des MDR christliche Inhalte gibt
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27. März 2024, 05:00 Uhr
Obwohl die meisten Menschen in Ostdeutschland konfessionslos sind, gibt es im Programm des MDR religiöse und insbesondere christliche Inhalte. Ein Hörer von MDR AKTUELL möchte wissen, warum diese im Programm des MDR Platz finden. Und warum nicht entweder alle Weltanschauungen gleichgestellt zu Wort kommen oder eben gar keine.
- Die evangelischen und katholischen Kirchen sowie jüdische Gemeinden können aufgrund des MDR-Staatsvertrages Sendezeit im Programm bekommen.
- Die Abbildung christlicher Feiertage gehört auch zum Bildungsauftrag des MDR.
- Auch nicht religiöse Verbände fordern Recht auf Sendeplätze im Programm des MDR.
Religiöse Inhalte gibt es im MDR in zwei Formen. Da sind zunächst die sogenannten Verkündigungssendungen, direkt geregelt im MDR-Staatsvertrag. Dieser räumt den evangelischen Kirchen, der katholischen Kirche und den jüdischen Gemeinden ein besonderes Recht ein.
Leonhardt Krause aus der MDR-Intendanz erläutert es: "Auf diese Art und Weise können die Religionsgemeinschaften, die hier genannt sind, an den MDR herantreten und um entsprechende Einräumung von Sendezeiten bitten. Und das ist der Grund, warum es Gottesdienste, Worte zum Tag oder eine Schabbatfeier in den Angeboten des MDR gibt." Diese Sendungen verantworten die Kirchen und Gemeinden selbst.
Anders ist es mit journalistischen Beiträgen. In ihnen geht es auch um Muslime, Buddhisten oder andere Gemeinschaften.
Christliche Feiertage im Programm
Dass die Mehrheit der Mitteldeutschen keiner Religion angehört, ist auch Saskia Barthel, MDR-Redakteurin für Religion, bewusst. Dennoch, sagt sie, würden sich etwa christliche Feiertage auch abseits von Gottesdiensten im Programm widerspiegeln: "Wir möchten unseren Nutzerinnen und Nutzern natürlich schon sagen: Warum feiern wir Ostern, warum feiern wir Weihnachten? Das hat nichts damit zu tun, dass man Christ sein muss, sondern es geht darum, zu gucken: Wo sind unsere Wurzeln, wo kommt das her."
Das gehöre auch zum Bildungsauftrag, sagt Barthel. Welche Inhalte sie und ihre Kolleginnen und Kollegen aufgreifen, darüber entscheidet die Redaktion selber.
Andere Verbände hoffen auf Sendeplätze
An diesem Prinzip hat auch Bruno Osuch vom Humanistischen Verband HVD wenig auszusetzen. Ganz im Gegenteil zum anderen Format: den Verkündigungssendungen: "Wir haben es hier mit einer eklatanten gesellschafts- und medienpolitischen Schieflage zu tun: Obwohl jährlich Zehntausende Jugendliche an den Jugendfeiern und Jugendweihen der humanistischen Verbände teilnehmen, hört und sieht man davon nichts. Jeden Sonntag werden Gottesdienste übertragen, aber keine einzige Jugendfeier in Ostdeutschland."
Ändern kann das jedoch nicht der MDR, sondern die Politik. Nicht nur der erwähnte Staatsvertrag spielt da eine Rolle. Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben zudem eigene Verträge mit den Kirchen und den jüdischen Gemeinden.
Hier sieht Leonhardt Krause aus der MDR-Intendanz einen Anknüpfungspunkt: "Das ist Sache des Gesetzgebers, zu schauen, ob und in welchem Umfang er auch anderen Gemeinschaften diesen Anspruch einräumt. Voraussetzung dafür wäre auch eine ähnliche Konstruktion wie ein Staatskirchenvertrag mit weiteren solchen Gemeinschaften."
Unmöglich ist das nicht: In Berlin und Brandenburg gilt seit Januar ein neuer Staatsvertrag für den RBB. Bruno Osuch vom Humanistischen Verband HVD macht sich Hoffnungen, dass auch seinem Verband bald Sendeplätze zustehen werden.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 27. März 2024 | 06:20 Uhr