Osteoporose Knochenmodell
Osteroporose kann mit zunehmendem Alter zum Problem werden. Bildrechte: imago/Sabine Gudath

Osteoporose Wie sinnvoll ist eine Knochendichtemessung für Frauen ab 50?

30. Juli 2024, 09:22 Uhr

Mit der Menopause steigt das Risiko für poröse Knochen deutlich an. Eine Vorsorgeuntersuchung könnte Folgekosten minimieren. Doch die Knochendichtemessung wird erst für Frauen ab 70 Jahren empfohlen. Das kritisiert die Selbsthilfe-Organisation Netzwerk Osteoporose als zu spät. Sie fordert eine erste Messung schon ab 50.

MDR AKTUELL Autorin Kristin Kielon
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Osteoporose ist eine Skeletterkrankung, bei der die Knochenmasse und die Qualität der Knochen verloren geht. Sie hängt direkt mit dem Altern zusammen und bei Frauen ist die Menopause eine wichtige Zäsur, erklärt die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Osteologie, Friederike Thomasius. Mindestens jede dritte Frau erleide ab dem Alter von 50 Jahren einen Knochenbruch aufgrund einer Osteoporose.

Östrogenmangel schwächt die Knochen

Es handle sich also um eine sehr häufige Erkrankung, bilanziert die Fachärztin: "Beim Eintritt der Menopause fällt ein ganz wichtiger Faktor, der den Knochen bis dahin immer geschützt hat, weg, und das ist das Hormon Östrogen. Das heißt, in dem Moment, in dem die Eierstöcke versiegen, kommt es zu einem Knochenmasseverlust, weil ein Rezeptor, der dafür zuständig ist, dass der Knochen erhalten bleibt, nicht mehr besetzt ist mit diesem knochenschützenden Hormon Östrogen. Und deswegen verliert auch jede Frau nach Eintritt der Menopause Knochenmasse. Die einzige Frage ist nur: Wieviel?"

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Bruchrisiko steigt im Alter

Deshalb hält Thomasius eine Früherkennung zwar prinzipiell für sinnvoll, aber nur für Frauen mit bestimmten weiteren Risikofaktoren. Bei der Messung wird der Mineralsalzgehalt der Knochen bestimmt, woraus sich ableiten lässt, wie stabil die Knochen sind. "Das Knochenbruchrisiko steigt mit dem Alter an. Und aus dem Grunde ist jetzt in den Leitlinien ohne eine Risikofrakturenanamnese eine Knochendichtemessung erst ab dem Alter von 70 Jahren empfohlen."

Vorsorge schon ab 50 Jahren sinnvoll

Für Karin Mertel von der Selbsthilfe-Organisation Netzwerk Osteoporose ist das zu spät. Generell sei die Früherkennung von Osteoporose mangelhaft. Eine erste Knochendichtemessung auch ohne weitere Risikofaktoren sollte Mertel zufolge unbedingt schon ab 50 Jahren gemacht werden: "Dann könnten wir schön differenzieren: Wer ist denn ein Hochrisikopatient? (…) Und dann könnte man (…) tatsächlich in die tiefere Diagnostik gehen, um tatsächlich wirklich Leid zu verhindern und Kosten zu verringern, weil dann kann man in der Praxis auch anders therapieren."

Mit 70 Jahren sei es oft schon zu spät. Betroffene Frauen blieben dann lange in der Klinik, weil ein Bruch nur langsam ausheile, erklärt Mertel. Und für viele gehe es im Anschluss direkt ins Pflegeheim.

Früherkennung rechnet sich nicht

Doch die Früherkennung rechne sich für die Krankenkassen nicht, meint Osteologin Thomasius. Zahlreiche epidemiologische Rechenmodelle zeigten, wann Kosteneffizienz erreicht werde: "Sie ist nicht erreicht im Alter von 50 Jahren. (…) Wir berechnen ja in Deutschland das Dreijahres-Bruchrisiko für Wirbel- und für Oberschenkelhalsbrüche. Und das Dreijahres-Bruchrisiko für eine 50-jährige Frau ohne Risikofaktoren liegt bei 0,25 Prozent. Wenn Sie jede Frau messen mit 50 Jahren, sind Sie weit entfernt von einer Kosteneffizienz."

Prüfberichte zum Strahlenschutz sind in Arbeit

Außerdem fehlt für die Knochendichtemessung zur Früherkennung derzeit noch eine strahlenschutzrechtliche Zulassung durch das Bundesumweltministerium. Denn die funktioniert mit niedrig dosierter Röntgenstrahlung, erläutert Elke Nekolla vom Bundesamt für Strahlenschutz. Das prüfe die Methode deshalb aktuell. Diese Prüfung sei kurz vor dem Abschluss, Ergebnisse dürften aber noch nicht veröffentlicht werden: "Wir haben einen sehr hohen Anspruch, was die wissenschaftlichen Studien betrifft, die wir auswerten und da gibt’s gar nicht so viele zu dem Thema. (…) Die deuten schon auf einen Nutzen hin. Soweit kann ich natürlich schon was sagen, weil die sind öffentlich zugänglich diese Studien."

Der wissenschaftliche Prüfbericht soll noch im Sommer fertig werden, sagt Nekolla. Erst dann kann eine erste Diskussion von Politik und Krankenkassen über die Knochendichtemessung als Früherkennungsangebot überhaupt erst beginnen.

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 30. Juli 2024 | 06:53 Uhr

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