Transplantationsmedizin Organspenderegister verzeichnet weniger Anmeldungen als erhofft
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16. März 2025, 16:12 Uhr
Seit einem Jahr gibt es das Organspenderegister. Hier können sich Menschen eintragen, die nach ihrem Tod ihre Organe zur Verfügung stellen wollen. Bislang ist die Resonanz weniger groß als erhofft. Kritiker machen auch technische Hürden dafür verantwortlich.
- Mit dem Organspenderegister soll die Zahl potenzieller Spender erhöht werden
- Der Grünen-Politiker Armin Grau bezeichnet die technischen Hürden als zu hoch
- In Deutschland warten mehr als 8.000 Menschen auf ein Spenderorgan
Ein Jahr nach dem Start des Organspenderegisters haben sich dort bislang 274.250 Menschen eintragen lassen. Das berichtete die "Ärzte Zeitung" unter Berufung auf Angaben des zuständigen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Das sind nicht einmal doppelt so viele wie in einem ersten Zwischenbericht nach dreieinhalb Monaten. Der Grünen-Politiker Armin Grau sagte der Zeitung, die Wachstumskurve sei "viel zu flach".
Das Register war am 18. März 2024 mit dem Ziel gestartet, die Zahl potenzieller Organspender zu erhöhen. Auf dem Portal organspende-register.de können alle Bürger ab 16 Jahre, also 71 Millionen Menschen, erklären, ob sie nach ihrem Tod Organe spenden wollen oder nicht. Der Eintrag ist freiwillig, kostenlos und kann jederzeit geändert oder gelöscht werden.
Kritiker sehen zu hohe technische Hürden
Der Grünen-Politiker sieht auch technische Hürden als Ursache für die geringen Registrierungszahlen. Für den Eintrag brauche man einen Ausweis mit Online-Funktion und ein Smartphone oder einen PC mit Kartenlesegerät. Das stelle für manche Menschen eine Hürde dar. Daher sollten zusätzliche Hilfen und Vereinfachungen geprüft werden. Auch müsse stärker für das Portal geworben werden.
Mehr als 8.000 Menschen warten akut auf Ersatzorgan
In Deutschland stehen laut Stiftung Organspende mehr als 8.200 Menschen auf den Wartelisten für ein Organ. Angaben der Stiftung vom Januar zufolge spendeten im vergangenen Jahr 953 Menschen nach ihrem Tod Organe für die Transplantation. 2023 seien es mit 965 geringfügig mehr gewesen. Insgesamt seien 2024 Spenderinnen und Spendern in Deutschland 3.854 Organe entnommen worden, vorwiegend Nieren (1.391), Lebern (785), Herzen (315) und Lungen (290).
Bislang keine Mehrheit für Widerspruchslösung
In Deutschland gilt für Organspenden die Entscheidungslösung. Organe und Gewebe dürfen nur entnommen werden, wenn die verstorbene Person dem zu Lebzeiten zugestimmt hat oder nach dem Tod Angehörige eine Organspende zulassen. Die in anderen Ländern praktizierte Widerspruchslösung, wonach jeder ein potenzieller Organspender ist, sofern er nicht aktiv widerspricht, hat in Deutschland trotz mehrerer parlamentarischer Anläufe bislang keine politische Mehrheit gefunden.
AFP, KNA, MDR (kos)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 16. März 2025 | 14:00 Uhr