Handwerker Installateur oder Heimwerker repariert defekten Wasserhahn im Badezimmer
Handwerker sind nicht nur häufig ausgebucht, auch der Stundensatz ist gestiegen. Bildrechte: picture alliance / Zoonar | Robert Kneschke

Kaum Termine und hohe Preise Warum Handwerker so viel kosten

22. Oktober 2024, 07:08 Uhr

Zeitnah einen Termin bei einem Handwerker zu bekommen? Oft schwierig. Ob Klempner, Maler oder KfZ-Meister. Die Wartezeiten sind oft lang und die Preise happig. Noch nie wurde für die Handwerkerstunde so viel berechnet wie heute. Selbst für Gesellen wird inzwischen für eine Stunde mehr verlangt, als eine Verkäuferin in drei Stunden verdienen kann. Kassieren die Handwerker unverschämt viel ab?

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
Bildrechte: MDR/Isabel Theis

Was ein Handwerker kostet, weiß Dominik Hartmann recht genau. Seine Firma OneQrew erstellt jährlich einen Preisatlas, für den sie hunderte Handwerksbetriebe befragt. Demnach verlangt ein Handwerksmeister in Hamburg inzwischen fast 75 Euro die Stunde. Günstiger kommt der Geselle aus Thüringen. Doch selbst der, sagt Hartmann, schreibe 52 Euro je Stunde auf die Rechnung.

Gerade in Großstädten gehe der Trend weiter nach oben. Aus den Befragungen weiß Hartmann: Der Fachkräftemangel ist weiter ein großes Thema. Die Nachfrage nach Handwerksleistungen sowohl im Schreinerei-Bereich als auch im Sanitär-, Heizungs-, Klimabereich übersteige die verfügbaren Fachkräfte. "Wir merken, dass das vor allem durch viele offene Lehrstellen verschärft wird. Und das ist damit ein Haupttreiber für diese Preissteigerungen."

Handwerker für Geringverdiener kaum bezahlbar

Handwerk hat wieder goldenen Boden. Für Geringverdiener wird es allerdings immer schwieriger, sich bei Problemen einen Handwerker zu leisten. Was die Suche verkompliziert: Früher konnte man Preise gut vergleichen, indem man sich von drei Handwerkern Angebote einholte.

Doch diese Zeiten seien vorbei, sagt Julia Gerhards von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Es werde immer schwieriger, drei Vergleichsangebote überhaupt einholen zu können. "Wenn ich keine drei Angebote finde, dann muss ich die auf Plausibilität prüfen, die mir vorliegen – mit den Möglichkeiten, die ich eben habe. Erscheint mir das sinnvoll, was da drin steht an Zeitaufwand? Kann ich vielleicht Materialkosten nochmal anderswo recherchieren?"

Erscheint mir das sinnvoll, was da [im Angebot] drin steht an Zeitaufwand?

Julia Gerhards Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz

Bei einfachen Handwerkstätigkeiten gehe der Trend zum Selbermachen, erklärt Gerhards. Wer doch eine Fachkraft benötige, müsse halt bezahlen, was verlangt werde.

Handwerkspräsident: Die Boomjahre sind vorbei

Dass Handwerker übertrieben abkassieren, bestreitet Uwe Nostitz. Der Präsident des Sächsischen Handwerkstages räumt aber ein, dass man im Bau-Boom der vergangenen Jahre auch mal etwas mehr verlangt habe. "Dafür sind doch gute wirtschaftliche Zeiten da, dass man sich als Firma ein Polster schafft, damit man auch in solchen Zeiten, wie wir sie jetzt haben, entsprechend auch reagieren kann, auch finanziell ausgestattet ist", meint Nostitz.

Inzwischen seien die Zeiten nicht mehr so gut. Aufgrund von Wirtschaftskrise und höheren Zinsen seien zuletzt viele Aufträge geplatzt, so Nostitz. Die Stundensätze der Handwerker sind trotzdem nicht wieder gesunken. Das legen zumindest die Daten von OneQrew nahe.

Viele Betriebe kommen sozial Schwächeren entgegen

Doch in diesen Stundensätzen, ergänzt Nostitz, stecke ja nicht nur der Lohn für den Handwerker drin. "In den Stundenverrechnungssätzen fallen auch Preise rein, allgemeine Geschäftskosten wie Kraftfahrzeugkosten, Versicherungen, Heizung, Energie." Alles bündele sich und habe unmittelbar Einfluss auf den Stundensatz des Gesellen oder des Meisters. "Natürlich sind auch die Löhne gestiegen. Und was uns natürlich sehr beschäftigt und große Auswirkungen hat: die Lohnnebenkosten, die wir haben, die ständig steigen."

Würde der Staat Sozialabgaben und Steuern reduzieren, könne der Handwerker billiger werden, argumentiert Nostitz. Tatsächlich geht der Trend aber gerade in die andere Richtung. Die Sozialabgaben steigen. Dass manche Rentnerin inzwischen Probleme haben dürfte, sich für ihr Häuschen einen Handwerker zu leisten, kann Nostitz verstehen. Auf dem Land kämen viele Betriebe sozial Schwachen aber entgegen. In solchen Fällen würden sie den untersten möglichen Satz in Rechnung stellen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 22. Oktober 2024 | 06:17 Uhr

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