Schüler während des Unterrichtes in einer Grundschule
Schüler der Corona-Jahrgänge haben noch immer Probleme beim Lesen und in Mathe. (Symbolbild) Bildrechte: imago/Sven Simon

Lesen, Mathe, Soziales, Digitales Corona-Schüler vor dem Schulwechsel: Wo die Lücken und Stärken liegen

28. Juni 2024, 07:04 Uhr

Die Schülerinnen und Schüler, die im ersten Jahr der Corona-Pandemie eingeschult wurden, kommen dieses Jahr an die weiterführenden Schulen. Doch Lernrückstände sind immer noch bemerkbar. Zwar sind die Kinder digital sehr fit, beim Lesen und in Mathematik zeigen sich allerdings Defizite. Um das zu ändern, steht Geld bereit, wird aber kaum genutzt.

Britta Veltzke
Bildrechte: MDR / Isabel Gruhle

Der Start ins Schulleben begann für viele Kinder der Freien Clara-Schumann-Grundschule in Leipzig mit Masken, Coronatests und Homeschooling. Vier Jahre ist das jetzt her. Nach den Sommerferien werden viele von ihnen aufs Gymnasium gehen.

An die Pandemie können sie sich aber noch gut erinnern: "Wir saßen immer vorm iPad oder dem PC und mussten davor lernen. Ich fand das gar nicht so schlimm, aber ich fand es schon doof", erzählt eines der Kinder. Eine andere Schülerin weiß noch, dass sie bei Fragen immer extra eine Nachricht schicken mussten. Und: "Ich habe mich mehr mit meinem Bruder gestritten als sonst, weil man einfach auf viel zu engem Raum war."

Corona-Jahrgänge sind digital fit

Trotzdem hat die Coronazeit auch etwas Positives gebracht. Die jetzigen vierten Klassen seien digital so fit wie kein Jahrgang zuvor – auch, was das selbstständige Lernen angeht, sagt Sibylle Nowak. Sie ist Schulleiterin der Privatschule, die auch schon vor der Pandemie vergleichsweise gut digital ausgestattet war.

Allerdings hätten andere besorgniserregende Dinge zugenommen: "Zum Beispiel Ängste im Schulalltag wie Trennungsängste von Eltern, psychische Auffälligkeiten." Weil die Eltern lange mit den Kindern allein waren, seien sie sehr sensibel dafür und hätten noch mehr eine behütende Position eingenommen.

Sprache der Schüler hat durch Corona gelitten

Sigrid Buhl, Schulleiterin der evangelischen Grundschule in Zeitz, berichtet, dass die Kinder nach Wochen zu Hause nicht wussten, wie sie sich auf dem Schulhof beschäftigen sollten. Auch die Sprache habe gelitten: "Viele Kinder haben sich zu Hause, weil sie ihre Freunde nicht besuchen konnten, stärker mit sich und mit digitalen Medien beschäftigt. Sie haben Spiele am iPad gespielt, am Handy des großen Bruders, am Computer. Da spricht man natürlich nicht so viel."

Problemfälle Lesen und Mathematik

Die Datenlage, aus der man einen Einfluss von Corona auf die schulische Entwicklung ablesen könnte, sei recht dünn, meint Professor Marcel Helbig, Bildungsforscher an der Uni Erfurt. Die letzten Daten stammen aus dem Jahr 2022 – zwei Jahrgänge vor den jetzigen Viertklässlern.

Trotzdem würden sie sich nicht groß unterscheiden. "Insgesamt sind die Kompetenzen im Bereich Lesen und Mathematik stark gefallen. Außerdem haben sich gerade in diesen Bereichen soziale Ungleichheiten noch stärker gezeigt, als das in der Vergangenheit der Fall gewesen ist."

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, RKI-Chef Lothar Wieler und Intensivmedizinier Christian Karagiannidis bei der Bundespressekonferenz in Berlin zur aktuellen Corona-Lage
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, RKI-Chef Lothar Wieler und Intensivmedizinier Christian Karagiannidis bei der Bundespressekonferenz in Berlin zur aktuellen Corona-Lage Bildrechte: IMAGO / Chris Emil Janßen

Dafür verantwortlich seien die Corona-Maßnahmen an den Schulen. Die Schülerinnen und Schüler, die jetzt auf das Gymnasium kommen, wären davon besonders betroffen gewesen. "Weil das Erst- und Zweitklässler gewesen sind, die im Unterricht überhaupt nicht auf Dinge wie digitale Medien zurückgreifen konnten. Weil das gar keinen Sinn gemacht hätte, einen Erstklässler vor eine Zoom-Sitzung zu setzen", sagt Helbig.

Kaum erfolgreiche Aufholprogramme

Lernrückstände mit dem Corona-Aufholprogramm, das Bund und Länder aufgelegt hatten, zu beseitigen, habe nicht gut funktioniert, sagt Helbig. Besonders Sachsen-Anhalt und Thüringen hätten viele Mittel gar nicht abgerufen. Der Grund: Personalmangel.

Statt Einzelmaßnahmen müssten strukturelle Änderungen her. Ein Paradebeispiel dafür sei Hamburg. Dort hat man laut Helbig frühzeitig die Sprachkompetenzen sowie insgesamt die Lernstände der Kinder erhoben. "Wenn die nahelegen, dass da Defizite vorhanden sind, wurde eine Sprachförderung, aber auch eine Lernförderung angelegt. Das funktioniert gut, weil das strukturell verankert ist an den dortigen Schulen." Leider habe das sonst kein anderes Bundesland übernommen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 20. Juni 2024 | 06:00 Uhr

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