Gut ausgebildet aber nicht gewollt? Menschen mit Behinderung finden nur schwer einen Job

28. November 2022, 16:51 Uhr

Sie sind gut ausgebildet, haben aber keinen Job. Die Mehrheit der arbeitslosen Menschen mit Behinderung in Sachsen-Anhalt und Thüringen haben es trotz Berufsausbildung oder akademischen Abschluss schwer auf dem Arbeitsmarkt. Vor allem die Vorurteile der Arbeitgeber seien immer noch ein Problem meint die Bundesagentur für Arbeit.

Trotz des Mangels an Arbeits- und Fachkräften finden Menschen mit Behinderung in Sachsen-Anhalt und Thüringen nur schwer einen Job in Unternehmen. Arbeitgeber hätten immer noch verbreitet Vorurteile bezüglich des Leistungsniveaus und den Kündigungsschutz, teilte Markus Behrens, Chef der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit mit.

Mehrheit der Arbeitslosen mit Behinderung gut qualifiziert

Unternehmen würden aber Chancen bei der Personalplanung verpassen, ergänzte er. Arbeitslose Menschen mit Behinderung sind Behrens zufolge häufig gut qualifiziert und besonders motiviert. 2022 hatten der Agentur zufolge rund 77 Prozent aller schwerbehinderten Arbeitslosen in Thüringen einen Berufsabschluss oder eine akademische Ausbildung. In Sachsen-Anhalt waren es demnach 70 Prozent.

Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt lag der Anteil der Arbeitslosen, die einen Berufsabschluss oder eine akademische Ausbildung haben, bei 56 Prozent. In Thüringen sind es den Angaben zufolge 62 Prozent. Damit sind arbeitslose Menschen mit Behinderung in beiden Ländern besser ausgebildet.

Fördermöglichkeiten für Arbeitgeber

Um Arbeitgeber zu motivieren, mehr Menschen mit Behinderung einzustellen, verwies Behrens auf die Fördermöglichkeiten der Bundeagentur für Arbeit. In diesem Jahr stellten die Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt rund 99 Millionen Euro für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt und an Reha-Maßnahmen in diesem Jahr zur Verfügung.

In Thüringen waren es den Angaben zufolge rund 96 Millionen Euro. Gefördert werde auch die technische Ausstattung von Arbeitsplätzen sowie die Aus- und Weiterbildung.

Demografischer Wandel als Chance

Laut Regionaldirektion ist die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung in Thüringen von 2017 bis 2022 um etwa 12 Prozent zurückgegangen. Die Zahl aller Arbeitslosen sank in dem Zeitraum im Freistaat um 17 Prozent.

Angesichts der demografischen Entwicklung wird es laut Behrens immer wichtiger, Menschen mit Schwerbehinderung ins Arbeitsleben zu einzubinden und zu fördern. In Thüringen gebe es wegen des Geburtenmangels zu wenig junge Menschen, die arbeiten können. Die Zahl der Menschen, die in den Ruhestand gehen, steige hingegen weiter an.

dpa, MDR (Moritz Arand)

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