Studie Antisemitische Einstellungen unter Muslimen und AfD-Anhängern verbreitet

25. Juli 2023, 17:29 Uhr

Eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung hat herausgefunden, dass antisemitische Einstellungen unter Muslimen in Deutschland weiter verbreitet sind als im Rest der Bevölkerung. Auch unter Personen mit geringerem Bildungsabschluss, Menschen mit Migrationshintergrund sowie innerhalb der AfD-Anhängerschaft fand sich mehr Zustimmung zu antisemitischen Aussagen.

Antisemitische Einstellungen sind unter Musliminnen und Muslimen stärker verbreitet als im Rest der Bevölkerung in Deutschland. Das hat eine Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung herausgefunden. Eine erhöhte Zustimmung zu antisemitischen Aussagen findet sich demnach außerdem unter Personen mit niedrigem formalen Bildungsabschluss, unter Menschen mit Migrationshintergrund sowie innerhalb der AfD-Anhängerschaft.

Im Bevölkerungsschnitt stimmen 4 Prozent der Aussage zu, dass Jüdinnen und Juden "hinterhältig" seien. Unter Musliminnen und Muslimen lag die Zustimmung bei 12 Prozent. Außerdem stimmen 26 Prozent der Musliminnen und Muslime der Aussage zu, dass reiche Juden "die eigentlichen Herrscher der Welt" seien (Bevölkerungsdurchschnitt: 6 Prozent). Zudem akzeptieren 7 Prozent antisemitische Gewalt (Bevölkerungsdurchschnitt: 2 Prozent). 16 Prozent stimmen zu, dass Israel als Staat nicht mehr existieren sollte. Im Bevölkerungsschnitt stimmten nur 4 Prozent zu.

Für die Studie wurden zwischen Ende 2021 und im Frühjahr 2022 rund 5.500 Menschen ab 16 Jahren in Deutschland befragt. In der Stichprobe sollten mindestens 500 Personen islamischen Glaubens enthalten sein – prozentual lag der Anteil der Muslime in der Studie damit leicht höher als in der deutschen Gesamtbevölkerung.

Antisemitismus auch unter AfD-Wählerschaft

Analysiert wurde auch, wie andere extremistische Einstellungen und Parteienpräferenz mit antisemitischen Einstellungen einhergehen. So seien antisemitische Einstellungen in der AfD-Anhängerschaft weiter verbreitet als in anderen Parteianhängerschaften. 6 Prozent der AfD-Anhängerinnen und -Anhänger wiesen erhöhte Zustimmungswerte zu antisemitischen Aussagen auf (Bevölkerungsdurchschnitt: 2 Prozent).

Frühere Auswertungen hätten bereits gezeigt, dass die AfD-Wählerschaft sich in ihrer erhöhten Zustimmung zu rechtspopulistischen Einstellungen sowie einer Nähe zu Verschwörungsglauben stark von anderen Wählerschaften unterscheidet. Da der Glaube an Verschwörungstheorien eng verwoben ist mit antisemitischen Einstellungen, ist ein erhöhtes Antisemitismuspotenzial unter Wählerinnen und Wählern der AfD plausibel.

Mehrheit lehnt antisemitische Aussagen ab

Eine große Mehrheit der deutschen Bevölkerung lehne antisemitische Stereotype, Gewalt gegen Jüdinnen und Juden sowie pauschale Kritik an der Existenz Israels ab, schreibt Studienautor Dominik Hirndorf mit Blick auf die Werte des Bevölkerungsdurchschnitts. Zugleich bedeuteten die Ergebnisse im Bereich der Gewaltakzeptanz eine nicht zu unterschätzende Zahl von potenziellen Gefährderinnen und Gefährdern. "Jedes Prozent ist eins zu viel", sagte Hirndorf dem Evangelischen Pressedienst.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sieht Handlungsbedarf beim Kampf gegen anti-jüdische Vorurteile unter Musliminnen und Muslimen in Deutschland. Klein sagte MDR AKTUELL, man habe lange gehofft, dass Antisemitismus unter muslimischen Zuwandererinnen und Zuwanderern mit zunehmender Integration automatisch zurückgehe. Das sei aber nicht so. Deshalb müsse die Politik nachsteuern, fordert Klein.

epd,MDR (jst)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 25. Juli 2023 | 17:00 Uhr

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