Alternde Bevölkerung Studie: Bevölkerungsabnahme in Sachsen-Anhalt bundesweit am stärksten
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09. April 2024, 14:57 Uhr
Sachsen-Anhalt könnte bis 2040 mehr als zwölf Prozent der Bevölkerung verlieren. So steht es in einer Studie der Bertelsmann Stiftung, die am Dienstag vorgestellt wurde. In Thüringen erwarten die Experten ein Minus von elf Prozent, in Sachsen von sechs Prozent. Deutschlandweit soll die Bevölkerung dagegen zunehmen.
- Sachsen-Anhalt ist deutschlandweit das Bundesland, das laut einer am Dienstag vorgestellten Studie den größten Rückgang seiner Einwohnerzahl erleben wird. In allen Kreisen und Städten soll es ein Minus geben.
- Dagegen wird beispielsweise für Leipzig in Sachsen ein Plus von fast 15 Prozent vorhergesagt.
- Das Alter der Bevölkerung steigt in ganz Deutschland. Doch besonders fällt ein mitteldeutsches Bundesland auf: Mehr als jeder dritte Sachsen-Anhalter wird laut Studie 2040 älter als 65 Jahre sein.
In Sachsen-Anhalt wird die Bevölkerung bis zum Jahr 2040 so stark abnehmen wie in keinem anderen Bundesland. So steht es in einer Studie der Bertelsmann Stiftung. Laut dem am Dienstag vorgestellten "Wegweiser Kommunen" sinkt die Bevölkerungszahl von 2020 bis 2040 um 12,3 Prozent. Selbst für die beiden kreisfreien Städte Magdeburg und Halle wird eine leichte Bevölkerungsabnahme prognostiziert, so dass die Zahl der Bevölkerung demnach in allen Landesteilen zurückgehen wird. In Thüringen erwarten die Experten ein Minus von elf Prozent bei der Einwohnerzahl, in Sachsen von sechs Prozent.
So sieht es in Deutschland aus
In Deutschland leben fast 85 Millionen Menschen. Die Forscher der Bertelsmann Stiftung rechnen damit, dass die Bevölkerungszahl im Vergleich zu 2020 bis 2040 leicht ansteigen wird – um 0,6 Prozent.
Laut Prognose wird die Einwohnerzahl von Baden-Württemberg um rund fünf Prozent wachsen. Für die Städte Leipzig, Potsdam und Bamberg werden Bevölkerungszuwächse von mehr als zehn Prozent prognostiziert. Deutliche Bevölkerungszuwächse gebe es auch in den Stadtstaaten Berlin (fast 6 Prozent) und Hamburg (3,5 Prozent). Am unteren Ende der Skala stünden Kreise und kreisfreie Städte aus den östlichen Bundesländern mit Rückgängen von bis zu rund 20 Prozent.
Unterschiede zwischen Stadt und Land
Laut Prognose klafft die Schere zwischen Stadt und Land künftig noch weiter auseinander. In Sachsen etwa wird für Leipzig ein Plus an Einwohnern von 14,7 Prozent vorhergesagt. Dagegen soll der Erzgebirgskreis etwas mehr als 19 Prozent seiner Bewohner verlieren. Insgesamt soll die Einwohnerzahl auf 3,8 Millionen Menschen sinken.
Der Studie zufolge dürfte die Zahl der Einwohner in Thüringen auf unter zwei Millionen zurückgehen. Als relativ stabil wird die Lage nur in den kreisfreien Städten Erfurt, Jena und Weimar eingeschätzt. Überdurchschnittlich weniger Einwohner wird es dagegen vor allem in Ostthüringen geben. So wird beispielsweise für den Landkreis Greiz ein Minus von fast 20 Prozent prognostiziert.
Aufklappbar: Die Ergebnisse im Überblick
Hier geht es zu den Ergebnissen der Studie:
Alle Zahlen für Sachsen-Anhalt
Alle Zahlen für Sachsen
Alle Zahlen für Thüringen
Sachsen-Anhalt: Mansfeld-Südharz besonders betroffen
Den größten Rückgang in Sachsen-Anhalt verzeichnet laut Prognose der Landkreis Mansfeld-Südharz mit minus 21,1 Prozent. Auch im Landkreis Anhalt-Bitterfeld (-17,5 Prozent) und im Salzlandkreis (-16,7 Prozent) müsse mit zweistelligen Schrumpfungen der Zahlen gerechnet werden. Der geringste Rückgang wird mit 1,9 Prozent für die Landeshauptstadt Magdeburg angenommen. Die Bevölkerungszahl des Landes wird laut Studie insgesamt auf 1,9 Millionen Menschen sinken.
Durch die demografische Entwicklung stünden viele Kommunen in Sachsen-Anhalt in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen, teilte die Bertelsmann Stiftung mit. Ältere Menschen würden andere Anforderungen an die kommunale Infrastruktur stellen als jüngere.
Bevölkerung wird deutlich älter
Dass die Bevölkerung in Sachsen-Anhalt und Deutschland altert, ist nicht neu. Doch auch hier fällt Sachsen-Anhalt auf: Der Anteil der Personen über 65 und über 80 Jahren steigt laut Studie deutlich. Mehr als jeder dritte Sachsen-Anhalter sei 2040 älter als 65 Jahre. Das Medianalter, also das Alter, das die Bevölkerung in eine ältere und eine jüngere Hälfte teilt, soll in Sachsen-Anhalt auf 52,1 Jahre steigen. In der Bundesrepublik wird 2040 mit einem Medianalter von 47,1 Jahren gerechnet.
Studie der Bertelsmann Stiftung
Grundlage für die Bevölkerungsvorausberechnung sind den Angaben zufolge alle Kommunen in Deutschland mit mehr als 5.000 Einwohnern. Das entspreche rund 3.000 Gemeinden, in denen 89,6 Prozent der Bevölkerung in Deutschland lebten.
Die Studie soll den Kommunen helfen, bei Kindergarten- oder Pflegeplätzen besser planen zu können.
dpa, epd, MDR (Michel Holzberger, Luise Kotulla)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. April 2024 | 09:00 Uhr