MDR-Zentrale mit Gründächern von oben 5 min
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MDR AKTUELL Fr 25.10.2024 15:25Uhr 04:50 min

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Klimawandel in Städten MDR-Zentrale als Forschungsobjekt: Wie gestalte ich ein Gründach?

27. Oktober 2024, 05:00 Uhr

Gründächer verbessern das Stadtklima, entlasten bei Starkregen die Kanalisation und bieten Insekten Lebensraum. Aber viele in der Vergangenheit angelegte Gründächer sind nicht so sinnvoll, wie sie sein könnten. Auch beim MDR. Das mit dem Wissensstand von heute zu verbessern, ist Ziel eines Gründachkollegs, aus dem Vorschläge zur Neugestaltung mit Vorbildcharakter hervorgehen sollen.

Die MDR-Zentrale in Leipzig ist etwa ein Vierteljahrhundert alt. Damals waren die begrünten Dächer auf den niedrigeren Gebäudekämmen neben dem Hochhaus noch ein Novum. Entsprechend wenig wusste man zur Jahrtausendwende, wie Gründächer am besten funktionieren und was sie dafür brauchen. Das sieht man den MDR-Gründächern leider an. "Heute sehen wir die Gründächer vor großen Herausforderungen", sagt Anett Richter vom Amt für Umweltschutz der Stadt Leipzig. "Sie sind sehr trocken, sie sind sehr alt, sie brauchen spezielle Pflege, sie müssen vielleicht auch anderes in den gesamten Wasserkreislauf integriert werden."

Gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) hat die Stadt Leipzig ein Kolleg organisiert, bei dem sich junge Menschen, die gerade studieren oder eine Ausbildung im Landschafts- oder Gartenbau machen, anmelden konnten.

Und die, die es getan haben, kamen mit klaren Vorstellungen und Überzeugungen zum Anschauungsobjekt in die MDR-Zentrale. Wertvoll und wichtig sei es, Städte zu entwickeln, die an den Klimawandel angepasst sind, sagen sie, und da spielen Gründächer eine wichtige Rolle. Traurige Wahrheit sei, dass immer mehr versiegelt wird. Dafür müsse ein Ausgleich geschaffen werden, und da sei das Gründach ideal, so die Teilnehmenden.

Zwei Teilnehmerinnen des Gründachkollegs schauen aus dem Hochhaus der MDR-Zentrale auf die recht kargen Gründächer der anderen Gebäudekämme.
Zwei Teilnehmerinnen des Gründachkollegs schauen aus dem Hochhaus der MDR-Zentrale auf die recht kargen Gründächer der anderen Gebäudekämme. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Wissensvermittlung von Fachleuten an junge Generation

Vordergründiges Ziel des Kollegs ist aber nicht, die MDR-Zentrale schöner zu machen, sondern den jungen Interessierten Wissen rund ums Thema Gründach zu vermitteln. Ob die Entwürfe, die sie dann später mit diesem Wissen gestalten, umgesetzt werden, ist noch offen.

Teil des Wissens ist zum Beispiel, dass es mit etwas Substrat, auf dem kaum etwas wächst, oder einer Wiese auf dem Dach nicht getan ist, wie Projektpartner Jakob Maerker vom Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und Klimaschutz (ThINK) erklärt. Damit ein Gründach etwa einen kühlenden Effekt habe, müsse es entweder dicht bewachsen sein oder bewässert werden. Diese Erkenntnis hat Maerker mithilfe von Messungen einer Wärmebildkamera an einer Drohne gewonnen. Da seien 50 bis 60 Grad heiße Dächer an Sommertagen keine Seltenheit. Und auch bei den MDR-Gründächern seien an einem heißen Augusttag bis zu 50 Grad gemessen worden. Gerade im Hinblick auf die Klimafunktion dieser Dächer sei also noch viel Potenzial nach oben, bilanziert der Forscher, denn "gute" Gründächer können viel mehr.

Grafik zeigt Vorteile von einem Quadratmeter Extensiv-Gründach: 2 Liter Verdunstung pro Tag, Lärmreduktion 20 Dezibel, Wasserrückhalt dreißig Liter, Temperatursenkung 1,5 Grad, gut für Artenvielfalt, Feinstaubbindung 10 Gramm pro Jahr, CO2-Aufnahme 800 Gramm
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Was säe oder pflanze ich auf einem Dach?

Für so ein "gutes" Gründach ist auch die Wahl der richtigen Pflanzen wichtig. Welche Möglichkeiten es da gibt, hat Wolfram Kircher von der Hochschule Anhalt zum Auftakt des Gründachkollegs vorgestellt. Er hat auch privat schon mehrere Dächer umgesetzt, erzählt der Bepflanzungsexperte. Das notwendige Substrat können auch Privatleute schon fertig kaufen. "Die kommen dann mit einem Silo-Lkw und können über dicke Rohre dieses Material hochpusten", erklärt Kirchner. Dann könne man mit dem Rechen arbeiten, ansäen oder pflanzen – je nachdem, wie man das Dach begrünen will.

Man könne auch direkt ansäen, sagt der Experte, zum Beispiel Sedum-Arten, im Volksmund auch Mauerpfeffer oder Fetthennen genannt. "Diese werden als Sprosse einfach wie Samen draufgestreut, und dann wurzeln die an. Die sind sukkulent, speichern Wasser und haben daher einen Vorrat in sich, aus dem sie ihre Wurzeln generieren. Und dann haben sie Verbindung zum Untergrund – und schon läuft die Sache und sie wachsen." Auf so ein Dach müsse man dann nur noch zweimal im Jahr, sagt Kirchner – zum Mähen und zum Düngen. Prinzipiell könne man aber natürlich auch pflegeintensivere Pflanzen aufs Gründach packen, selbst ein kleiner Obstgarten sei möglich.

(kie, rr)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 25. Oktober 2024 | 06:05 Uhr

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