Ein rot schimmernder Vollmond über dem Cospudener See in Leipzig.
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Wissen-News Riesige Rauchschwaden am Polarkreis durch Waldbrände in Sibirien

22. Juli 2024, 16:13 Uhr

Schwere Waldbrände in Sibirien und Nordamerika sorgen für Rauchschwaden, die laut EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus aktuell über die Nordhalbkugel ziehen. Auch das TROPOS in Leipzig registriert die Rauchpartikel.

Wegen schwerer Waldbrände in Sibirien und Nordamerika ziehen nach Angaben des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus dichte Rauchschwaden über den Polarkreis und den Osten Russlands hinweg. Wie Satellitenaufnahmen des Atmosphärenüberwachungsdienstes von Copernicus (Cams) zeigen, zog eine Wolke aus Asche und Feinstaub rund 3.000 Kilometer auch über Teile der Mongolei, Chinas und Japans hinweg. Auch in Leipzig haben Forscher des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) die Rauchschichten registriert, allerdings weit oberhalb der Atemluft, in Höhen von 6.000 bis 11.000 Metern. Hier können sie mitunter das vom Mond reflektierte oder von der Sonne ausgestrahlte Licht rot einfärben, solange sich die Himmelskörper knapp über dem Horizont befinden.

Waldbrandfläche in Treuenbrietzen 3 min
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Rauchpartikel in der Atmosphäre über der Norhalbkugel – auch über Leipzig

Den Cams-Angaben zufolge führten die Feuer infolge hoher Temperaturen und Trockenheit in der ersten Juli-Hälfte zu einer "bedeutenden Zunahme" von Treibhausgasen. Gebietsweise lagen auch die Feinstaubwerte um ein Vielfaches über den internationalen Grenzwerten. Bis Mitte Juli wurde durch die Brände in Russland laut Copernicus bereits so viel Kohlendioxid ausgestoßen wie in den Monaten Juni und Juli in den vergangenen zwei Jahren zusammen.

Allerdings haben die Brände die Rauchpartikel bislang nicht bis in die Stratosphäre geschleudert. Davon gegen die Leipziger TROPOS-Forscher nach ihren Lidar-Messungen aus. Gelangen Aerosole in diese Atmosphärenschicht, also in Höhen von über 18.000 Metern, dann können sie dort über mehrere Jahre bleiben. In der Stratosphäre gibt es weder Wolken noch Regen, der die Staubpartikel wieder auswaschen würde. Rauch in der Troposphäre fällt dagegen meist innerhalb eines Jahres wieder zu Boden.

Typische Temperaturanzeige an Apotheke in grünem Kreuz mit 37 Grad, davor unascharf Mann mit Handy am Ohr, Blick leicht von unten 8 min
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Waldbrände werden durch Klimawandel häufiger - Rauchpartikel sorgen möglicherweise für weitere Erwärmung

In den dichten und schwer zugänglichen Wäldern des Polarkreises gehören durch Blitzschlag ausgelöste Brände zum natürlichen Kreislauf. So genannte "Zombie-Feuer" können während der Wintermonate unter der Erdoberfläche schwelen und im Frühling oder Sommer dann voll ausbrechen. Laut Copernicus nahm die Intensität der Waldbrände am Polarkreis im Zuge der globalen Erwärmung in den letzten 20 Jahren zu. Zugleich hätten die Brände selbst Auswirkungen auf den Klimawandel, da durch sie in großen Mengen Treibhausgase ausgestoßen und Kohlenstoff speichernde Wälder vernichtet würden.

Zudem vermuten Wissenschaftler, dass auch die Rauchpartikel selbst durch Sonnenwärme weiter aufgeheizt werden und dass sie die Atmosphäre dadurch zusätzlich erwärmen. Dieser Effekt ist bislang aber noch nicht ausreichend belegt und wird in verschiedenen Studien noch untersucht.

AFP/DN/ENS

Künstlerische Darstellung der Rauchentwicklung durch die Waldbrände in Australien 2019/20 1 min
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1 min

Mi 07.09.2022 14:29Uhr 00:16 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/animation-rauchentwicklung-waldbraende-australien-100.html

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 22. April 2024 | 16:10 Uhr

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