Aus dem Stamm einer Schwarzen Erle wächst ein Blatt.
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Wissen-News Wo Konservative im Kampf gegen den Klimawandel helfen: Neue Erkenntnisse über den Kohlenstoffspeicher Baum

20. März 2025, 15:23 Uhr

Vermeintlich schnellwachsende Baumarten sind nicht der Königsweg zur CO2-Reduktion. Zu diesem Schluss kommt eine internationale Studie mit mitteldeutscher Beteiligung.

Wälder sind neben Ozeanen die wichtigsten Speicher für Kohlenstoff in der Natur, sogenannte Kohlenstoffsenken. Ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung von Wissenschaftlern vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig, der Uni Leipzig und des Helmholtzzentrum für Umweltforschung (UFZ) hat untersucht, welche Baumarten das Treibhausgas am besten binden. Mitautor Nico Eisenhauer vom iDiv und der Universität Leipzig unterstreicht den neuen Ansatz der Studie: "Diese globale Synthese stellt bestehende Paradigmen infrage und liefert neue Erkenntnisse über die Dynamik des Baumwachstums unter verschiedenen Umweltbedingungen."

Buchen im Kampf gegen den Klimwandel suchen?

Dazu analysierten die Forschenden das Wachstum von 233 Baumarten, die in 160 Wäldern auf der ganzen Welt von Brasilien über Äthiopien bis in Europa vorkommen, von der Tundra über Wüsten bis in gemäßigte Wälder und den Mittelmeerraum. Die Erkenntnisse der Feldstudie zeigten Widersprüche zu früheren Untersuchungen in Gewächshäusern. Bisher hatte die Forschung gezeigt, dass Arten, die Wasser, Licht und Nährstoffe effizienter als andere nutzen, im Allgemeinen schnell wachsen. Diese Baumarten, zu denen die Rotbuche (Fagus sylvatica), die Esche (Fraxinus excelsior), die Traubeneiche (Quercus petraea) und die Vogelbeere (Sorbus aucuparia) gehören, nutzen die vorhandenen Ressourcen maximal. Dank spezifischer Blattfläche und Wurzellänge können diese akquisitiv genannten Arten vermeintlich Biomasse besonders gut umwandeln.

Ein herbstlich gefärbter Mischwald (Luftaufnahme mit einer Drohne). 6 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Patrick Pleul
Ein herbstlich gefärbter Mischwald (Luftaufnahme mit einer Drohne). 6 min
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Im Gegensatz dazu würden andere Baumarten eher vorhandene Ressourcen konservieren und weniger externe Ressourcen aufnehmen. Zu diesen konservativen Arten gehören Nadelbäume wie Lärchen und Fichten, aber auch Laubbäume wie Erle oder Rosskastanie. Die bisherige Annahme war, dass diese Bäume langsamer wachsen, als die akquisitiven Arten. Doch tatsächlich zeigten die Beobachtungen unter realen Bedingungen etwa in der Taiga oder in gemäßigten Wäldern, dass die konservativen Pflanzen schneller wachsen als die ressourcenbindenden Bäume. Diese Erkenntnis könne damit erklärt werden, dass sich diese Wälder vorrangig in Gebieten mit ungünstigen Wachstumsbedingungen befinden, die sich durch eine geringe Bodenfruchtbarkeit und kaltes oder trockenes Klima auszeichnen.

Anpassungsfähigkeit der Bäume wichtiger als ihre Ressourcenbindung

Dort haben die konservativen Arten augenscheinlich einen Vorteil. Und auch in tropischen Regenwäldern wachsen die akquisitiven Bäume nicht schneller: Im Durchschnitt zeigte sich unter den besseren klimatischen Bedingungen kein Unterschied in der neuen Untersuchung. Vielmehr spielten lokale Bedingungen eine entscheidendere Rolle. Beziehungsweise der Grad der Anpassung der Arten. In günstigem Klima und fruchtbaren Böden könnten akquisitive Arten eher schneller wachsen und daher mehr Kohlenstoff binden als konservative Arten. In ungünstigem Klima und armen Böden hingegen haben konservative Arten das größte Potenzial, Kohlenstoff in der Biomasse zu speichern.

Umgefallene Bäume liegen in einem Wald. 5 min
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Die Bundeswaldinventur gibt alle zehn Jahre einen Überblick über den Zustand des deutschen Waldes. Diesmal steht fest: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten hat der Wald mehr CO2 in die Atmosphäre abgegeben als aufgenommen.

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Forschungsgruppenleiter Harald Auge vom UFZ erklärt die Auswirkungen der Untersuchungsergebnisse für die Praxis: "Wenn immer bevorzugt schnellwachsende Bäume gepflanzt werden, ist es wahrscheinlich, dass der Lebensraum für diese Arten suboptimal ist und das Ziel – schnelles Wachstum und hohe Kohlenstoffbindung – nicht erreicht wird." Auge ergänzt: "Ressourcennutzung und die Wachstumsstrategie sollten jedoch nur ein Kriterium für die Auswahl geeigneter Baumarten sein. Die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel, die Herkunft der Baumarten und auch ihre Vielfalt sind weitere Auswahlkriterien."

Links/Studien

Die Untersuchung "Widespread slow growth of acquisitive tree species" ist in "Nature" veröffentlicht wurden.

idw/jar

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | Regionalnachrichten | 19. März 2025 | 15:30 Uhr

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