MDR WISSENS-NEWS Potenzial der Kohlenstoffspeicherung in Wäldern nicht ausgeschöpft

14. November 2023, 10:55 Uhr

Eine Studie im Fachjournal Nature kommt zu dem Ergebnis, dass 226 Gigatonnen Kohlenstoff zusätzlich gebunden werden könnten, wenn Wälder aufgeforstet und instand gesetzt werden würden. Zwei Experten haben die Studie eingeschätzt und ein paar Probleme herausgefiltert, die zusätzlich bedacht werden sollten.

Würden weltweit geeignete Flächen aufgeforstet und bestehende, degradierte Wälder instandgesetzt, könnten dadurch 226 Gigatonnen Kohlenstoff zusätzlich gebunden werden. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, an der Autoren und Autorinnen von über 200 Institutionen beteiligt waren. Sie erschien im Fachjournal Nature.

Forscher: Bestehende Wälder ökologisch zu verbessern kann mehr CO2 binden als Neupflanzungen

Um den in den Wäldern gebundenen Kohlenstoff zu bestimmen, verknüpften die Forschenden Daten von Messungen der Biomasse am Boden mit Satellitendaten. Neben den Bäumen selbst wurden dabei auch Wurzelsysteme, Totholz und Böden berücksichtigt. Die Forschenden kommen zu dem Ergebnis, dass die Wiederherstellung degradierter Wälder mit 61 Prozent deutlich mehr zu diesem Speicherpotenzial beiträgt, als die Aufforstung entwaldeter, aber ungenutzter Flächen. Sie haben ein Potenzial von 39 Prozent.

Auch wenn die Studie auf soliden Zahlen aufgebaut ist, weisen Florian Zabel vom Department für Geographie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und auch Christian Körner vom Department Umweltwissenschaften der Universität Basel auf ein paar Einschränkungen hin. Beide haben sich die Studie angeschaut und eingeschätzt.

So zum Beispiel könnten die Ergebnisse zwar gut für die Ausweisung neuer Schutzgebiete angewandt werden, allerdings liegt der Großteil der ermittelten potenziellen Flächen in tropischen Regionen. Hier erkennt Zabel mögliche politische Konflikte.

Gibt es wirklich ideale CO2-Speicher in Wäldern?

Körner gibt außerdem zu bedenken, dass überhaupt nicht berücksichtigt wird, dass Wälder sich stetig wandelnde Systeme sind. Sie seinen gekennzeichnet durch einen Wechsel von Jahrhunderte andauerndem Aufbau und plötzlichem Zusammenbruch. Etwa durch Feuer, die das Speicherpotenzial innerhalb von Stunden vernichten könnten. "Wälder, die dauerhaft einen maximalen Idealspeicher aufweisen, wie hier angenommen, gibt es nicht", so Körner.

Sowohl die Studienautoren als auch Körner und Zabel weisen aber darauf hin, dass ein kluger Umgang mit Wäldern einen wichtigen Teil zum Klimaschutz beitragen kann. Allerdings kann das niemals ein Ersatz für die Minderung von Treibhausgasemissionen sein.

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