Klimawandel Klimaforscher: Überschreiten der Kipppunkte führt eher nicht zu Dominoeffekten
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27. April 2025, 05:00 Uhr
Löst der Klimawandel unkontrollierbare Kettenreaktionen aus, etwa wenn ewige Eisflächen abschmelzen oder Regenwälder absterben? Klimaforscher geben vorsichtig Entwarnung, befürchten aber trotzdem extreme Szenarien.
Klimaforscher warnen seit Langem davor, dass die Erwärmung der Atmosphäre sogenannte Kipppunkte des Klimasystems überschreiten könnte. Wenn etwa das grönländische Eis auf eine bestimmte Höhe abgeschmolzen ist, könnte der komplette Verlust des Eispanzers dort unaufhaltsam werden, weil sich dann kein neues Gletschereis mehr bilden kann. Eine andere Befürchtung betrifft die sogenannten borealen Permafrostböden. Das sind sumpfige Gebiete am Rand des Nordpolarkreises, die große Mengen des klimawirksamen Methans speichern. Tauen sie auf, könnte das Methan in die Atmosphäre gelangen und das Klima weiter anheizen.
Drohen beim Überschreiten dieser Kipppunkte also unkontrollierbare Kettenreaktionen, die das Klima immer weiter anheizen und neue Kippelemente instabil werden lassen? Eine neue Studie von Forschenden der Universität Hamburg gibt hier nun vorsichtig Entwarnung.
Kipppunkte: Kein Dominoeffekt, aber trotzdem katastrophale Folgen
Jakob Deutloff und Kollegen haben berechnet, wie viele Klimagase beim Zusammenbrechen des Amazonas-Regenwaldes und dem Auftauen der arktischen Permafrostböden in die Atmosphäre gelangen würden. Ergebnis: Die zu erwartenden Emissionen seien gegenüber dem industriellen Ausstoß der Menschheit vernachlässigbar. Die zusätzliche Erwärmung durch diese Kippelemente ist laut der Studie eher gering im Vergleich zur von Menschen verursachten Erwärmung. "Letztendlich liegt es in unserer Hand, welche Kipppunkte ausgelöst werden und ob es zu einer Situation kommt, die wir nicht mehr kontrollieren können", fasst Deutloff zusammen.
Die ökologischen Folgen bei der Fortsetzung der aktuellen Emissionen könnten dennoch katastrophal sein, warnen die Forscher. Bereits jetzt schätzen sie, dass neun der 16 bekannten Klimakipppunkte mit mehr als 50 Prozent Wahrscheinlichkeit überschritten werden. Vor allem der Verlust von Korallenriffen sowie der Verlust der Eisschilde von Grönland und der Westantarktis gelten als sehr wahrscheinlich.
Simulation basiert auf aktuellen Studien zu Kipppunkten
Für die Studie hatten die Forschenden aktuelle Studien zu den Klimakipppunkten analysiert. Dann kombinierten sie zwei Klimamodelle und simulierten mehrere tausend mögliche Entwicklungspfade. Dabei berechneten sie die Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten bestimmter Szenarien.
Links/Studien
- Deutloff, Held und Lenton (2025): High probability of triggering climate tipping points under current policies modestly amplified by Amazon dieback and permafrost thaw, Earth System Dynamics
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 25. April 2025 | 14:45 Uhr
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